Auf die Atmosphäre kommt es beim Lesen an

Saarbrücken · Felix Müller vom Otto-Hahn-Gymnasium und Antonia Kuppler von der Erweiterten Realschule Saarbrücken-Klarenthal werden die Stadt Saarbrücken beim Landesausscheid des Vorlesewettbewerbs vertreten.

 Klaus Feld vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels (hinten rechts) mit den Teilnehmern am Vorlesewettbewerb. Foto: Becker&Bredel

Klaus Feld vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels (hinten rechts) mit den Teilnehmern am Vorlesewettbewerb. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Gar nicht so einfach, ein Buch vorzulesen, das sie noch nie in der Hand hatte: Natalya Krings muss für einen Moment die Augen zusammenkneifen, dann ruft sie: "Vermaledeiter Mistkutscher!" Es war gestern die zweite Runde des Saarbrücker Stadtentscheids im Vorlese-Wettbewerb des Buchhandels. In der ersten Runde durften Natalya und ihre Konkurrenten eine Stelle aus ihrem Lieblingsbuch vorlesen. Nun müssen die Sechstklässler einen fremden Text bewältigen - den "Der Aufstand der Kinder" von Susanne Fischer. Natalya liest laut weiter, nach zwei Minuten zeigt sie mit dem Finger auf die Stelle, an der sie aufgehört hat. Der Nächste bitte!Clara Jung geht auf die Gesamtschule Saarbrücken-Ludwigspark und ist ein bisschen aufgeregt, als sie an der Reihe ist. Vielleicht ist es ja das Thema des vorgegebenen Buchs? Sie bevorzugt nämlich Geschichten, in denen es um Freundschaft geht. Dominik Kreuzer von der Gesamtschule Sulzbachtal sieht die Sache entspannt. "Lesen ist mein Hobby", sagt er mit klarer Stimme. Deswegen lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen, als er an der Reihe ist. Einmal stockt er beim Lesen, aber nur kurz. Macht nichts: Der Jury ist wichtig, dass die Schüler "ihren Text zum Leben erwecken". Ohne übertriebene Inszenierung und einstudierter Gestik. Wer gut vorliest, gibt damit die Stimmung und Atmosphäre des Textes an die Zuhörer weiter. Am schönsten sei es, wenn ein Kind beim Lesen ganz in den Text vertieft ist. Klar: Auch verständlich artikulieren müssen sich die jungen Wettstreiter. Sie sollten keine Silben verschlucken, deutlich sprechen, sinngemäß betonen. Kleine Fehler, wie Versprecher, fließen aber nicht negativ in die Bewertung ein. Offenbar haben alle elf Teilnehmer das schon verinnerlicht. Während die kleinen Vorleser am Lesepult sitzen, ist es mucksmäuschenstill in der Stadtbibliothek. Laut wird es erst wieder, als die Sieger feststehen. Felix Müller vom Otto-Hahn-Gymnasium und Antonia Kuppler von der Erweiterten Realschule Saarbrücken-Klarenthal haben sich als Sieger durchgesetzt. Sie vertreten die Stadt Saarbrücken beim Landesentscheid des Lesewettstreits am 23. Mai. Antonia freut sich riesig: "Ich bin buchsüchtig. Am liebsten mag ich Kinder-Krimis." Die drei Fragezeichen haben es ihr besonders angetan. Die liest sie der kleinen Schwester schon mal zum Einschlafen vor. Und wer weiß: Vielleicht lesen bald schon Kinder aus Antonias Büchern vor. Die Siegerin möchte nämlich Autorin werden.

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