Auf der Suche nach den Familien-Wurzeln

Großrosseln · Aus Großrosseln in die USA: Im 18. und 19. Jahrhundert sind viele Warndt-Bewohner ausgewandert, aus Not. Zwei Nachfahrinnen sind jetzt in die umgekehrte Richtung gereist, auf der Suche nach ihren Vorfahren.

 Gemeinsam vor der großen Ahnentafel, die die Amerikanerinnen Rebecca Stone und Pamela Bach-Stone (Dritte und Zweite von rechts) nun mit nach Hause nehmen werden – von links: Karl-Heinz Köchy, Heimatkundler Erich König, Hanne Köchy und Karl-Heinz Helmich und Albert Faust vom Heimatkundlichen Verein Warndt. Rechts Großrosselns Bürgermeister Jörg Dreistadt. Foto: Becker & Bredel

Gemeinsam vor der großen Ahnentafel, die die Amerikanerinnen Rebecca Stone und Pamela Bach-Stone (Dritte und Zweite von rechts) nun mit nach Hause nehmen werden – von links: Karl-Heinz Köchy, Heimatkundler Erich König, Hanne Köchy und Karl-Heinz Helmich und Albert Faust vom Heimatkundlichen Verein Warndt. Rechts Großrosselns Bürgermeister Jörg Dreistadt. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Pamela Bach-Stone (52) und ihre Tochter Rebecca Stone (31) leben im Osten der USA, im Bundesstaat Pennsylvania. Ihre familiären Wurzeln liegen allerdings in Großrosseln. Bei der Internetrecherche sind die beiden auf die Saarbrücker Verwandten Hanne und Karl-Heinz Köchy gestoßen. Seit gut einem Jahr ist man in Kontakt. Nun besuchen die Amerikanerinnen Deutschland: Sie möchten Familie Köchy persönlich kennenlernen und vor Ort auf Spurensuche gehen. Das Quartett versteht sich prima. Man spricht Englisch oder unterhält sich mit Händen und Füßen. Für alle Fälle hat Rebecca Stone immer ein Wörterbuch griffbereit.

Am Dienstagnachmittag steht ein Besuch bei Großrosselns Bürgermeister Jörg Dreistadt auf dem Programm. Heimatkundler Erich König sowie Albert Faust und Karl-Heinz Helmich vom Heimatkundlichen Verein Warndt sitzen mit am Tisch. "Sie haben uns unheimlich unterstützt", sagt Karl-Heinz Köchy (69) mit Blick auf das Trio. Dank der Arbeit des Heimatkundlichen Vereins können die amerikanischen Gäste ihren Stammbaum mit nach Hause nehmen. Sieben Generationen haben die Fachleute recherchiert. Verwandt, berichtet Köchy (69), seien die Amerikanerinnen und seine eigene Familie über die Vorfahren seiner Frau Hanne (64): "Ihre Großmutter väterlicherseits stammte aus Großrosseln." Und es gibt sogar Bezüge in mehreren Vorfahren-Generationen.

Nikolaus Bach, mit dem alles begann, wurde 1841 geboren. 1854 wanderte er nach Pennsylvania aus. Die Leute in Großrosseln, erklärt Bürgermeister Dreistadt, waren damals sehr arm. In der Neuen Welt wollten sie sich ein besseres Leben aufbauen. In Amerika verdiente Nikolaus Bach seinen Lebensunterhalt als Bergmann, Bauer und Stahlarbeiter.

Seine Frau brachte 22 Kinder zur Welt, 15 von ihnen überlebten. Das Haus, in dem er vor der Auswanderung wohnte, haben sich die amerikanischen Gäste natürlich angeschaut. Während ihrer zehntägigen Stippvisite sind sie viel unterwegs: Ein Abstecher führte nach Luxemburg, in Petite Rosselle ließen sie sich Baguette schmecken. Und deutsches Bier wurde natürlich auch probiert. Am Mittwoch stand eine Bahnfahrt nach Paris auf dem Programm.

Und wie gefällt es den Besucherinnen im Saarland? "Beautiful!", sagen die beiden Amerikanerinnen. Sie loben die netten, hilfsbereiten und offenen Menschen. Ihren Leuten in den USA wird täglich über Facebook Bericht erstattet. Die saarländische Landschaft erinnert sie an Pennsylvania. Überrascht waren die beiden allerdings, als sie während des Fluges von Hamburg nach Saarbrücken Windparks und Solarzellen auf den Dächern sahen. So etwas, stellen sie nachdenklich fest, gibt es in ihrer Heimat nicht.

In zwei Jahren möchte Pamela Bach-Stone wiederkommen. Dann will sie ihren Bruder mitbringen. Er ist in Frankfurt geboren, ihre Schwester kam in München zur Welt. Nicht nur die Urahnen lebten einst in Europa: Pamelas Vater war während seiner Militärzeit in Deutschland stationiert.

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HintergrundNach Amerika ausgewandert sind viele Warndt-Bewohner im 18. und 19. Jahrhundert, aus nackter Not. Erst der Bergbau brachte ab etwa 1850 etwas Wohlstand in die Region. Forschungsergebnisse zur Geschichte der Auswanderung stellt der Forsthistoriker Professor Uwe E. Schmidt am 17. Juli, 17 Uhr, bei einer Wandervorlesung durch Karlsbrunn vor. dd > Bericht folgt.

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