Auf den Spuren der Daarler Seele

Saarbrücken · Als sechster Saarbrücker Stadtteil steht St. Arnual im Mittelpunkt einer Dokumentation. Aus vielen kleinen Geschichten soll eine große entstehen. Die Hauptrolle spielen die Menschen, die dort wohnen.

 Sie begeben sich auf Spurensuche: Dagmara Wozniak ...

Sie begeben sich auf Spurensuche: Dagmara Wozniak ...

 ... und Kolin Schult. Fotos: Gross/Landeshauptstadt Saarbrücken

... und Kolin Schult. Fotos: Gross/Landeshauptstadt Saarbrücken

Dagmara Wozniak und Kolin Schult wohnen seit 2011 in St. Arnual. Neben ihren künstlerischen Arbeiten im Dokumentarbereich betreiben die beiden die Kantine im Don-Bosco-Haus auf dem Wackenberg. In den drei Jahren haben sie dort schon viele Menschen kennengelernt. "Wir sind welche von denen geworden", sagt Dagmara Wozniak.

Die Bewohner St. Arnuals wollen sie und ihr Lebensgefährte nun ein Jahr lang begleiten und ihre Lebensgeschichten mit der Geschichte des Ortes in einer Dokumentation verschmelzen lassen. Dafür bekommen sie 5000 Euro von der Landeshauptstadt. "Bisher wurden die Stadtteile zum Beispiel mit literarischem oder geisteswissenschaftlichem Ansatz porträtiert. Dagmara Wozniak und Kolin Schult waren schon im Filmbereich tätig, sie sind neugierig und haben einen ganz neuen Blick auf ihren Stadtteil", begründet Kulturdezernent Erik Schrader die Entscheidung für die beiden.

Dass sie in St. Arnual wohnen, war die Voraussetzung für eine Bewerbung als Stadtteilautoren. Doch die Geschichte, die das Künstlerpaar mit St. Arnual verbindet, beginnt viel früher als 2011. 1986 zog Wozniak mit ihren Eltern von Polen hierher. Dort wuchs sie auf, ging zur Schule. "Dieser Stadtteil hat mich sehr geprägt", sagt sie. Nach dem Studium an der Saar-Uni zog es sie nach Berlin, Köln und Duisburg, wo sie am Ruhr2010-Projekt "2-3 Straßen" des Konzeptkünstlers Jochen Gerz teilnahm. Dort porträtierte sie auch Stadtteile.

"Dagmaras Wurzeln liegen in diesem Viertel, als Zugezogener habe ich einen ganz anderen Blick auf St. Arnual, unsere Ansichten ergänzen sich", erklärt Kolin Schult. Sein Gespür für prägende Geschichten hat er schon bewiesen - 1996 bekam er für seine Doku "The Big Pink" sogar den Adolf-Grimme-Preis. "Wir wollen die Menschen in ihrem Alltag begleiten. Da wo sich mehrere Lebenswege kreuzen, zeigt sich ein gleicher Ort aus unterschiedlichen Blickwinkeln", sagen die beiden Künstler über ihr Konzept, das den Titel "Topografie des Heimatgefühls" trägt.

Warum leben die Menschen hier? Was steckt hinter der schönen Kulisse des begehrten Wohnviertels? - Diesen Fragen gehen die beiden nach. Sie wollen den Geist des Stadtteils einfangen. Nicht nur Niederschriften, sondern auch Fotografien sollen von der Entwicklung St. Arnuals zeugen. "Bereits innerhalb eines Jahres ändert sich viel: die Menschen, die Geschäfte, die Baustellen", listet Wozniak auf, was sie alles in der Stadtteildokumentation festhalten will. In rund sechs Monaten wollen Wozniak und Schult erste Erkenntnisse vorstellen.

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