Auf den Leib geschneidert

Saarbrücken · Ohne ehrenamtliche Arbeit gäbe es viele Dinge einfach nicht in unserem Land. Die Pfarrei St. Johann hat nun zwei Menschen geehrt, die fast ihr ganzes Leben ihre Freizeit regelmäßig in die Gemeinschaft investiert haben.

 Gernot Neuheisel (von links), Pfarrer Eugen Vogt und Gerhard Neutzling vor dem Portal der Kirche St. Michael in St. Johann. Foto: Becker&Bredel

Gernot Neuheisel (von links), Pfarrer Eugen Vogt und Gerhard Neutzling vor dem Portal der Kirche St. Michael in St. Johann. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

"Das heutige Jubiläum ist außergewöhnlich", eröffnete Pastor Eugen Vogt die Feierstunde, in der zwei Verwaltungsratsmitglieder der Pfarrei St. Johann geehrt wurden. Vogt spielte damit auf die Dauer an, die Gernot Neuheisel und Gerhard Neutzling ehrenamtlich für die Pfarrei tätig sind. In seiner 30-jährigen Arbeit für die Kirche habe Neuheisel fünf Pastoren erlebt, erzählte er. Bei Gerhard Neutzling sind es noch mehr, denn er engagiert sich schon seit gut 55 Jahren in der Gemeinde.

"So alt bin ich ja noch gar nicht", scherzte Neutzling, als Pastor Vogt die seltene Dauer seiner Amtszeit verkündete. Dabei ist Neutzing gerade achtzig Jahre alt geworden. Mit 24 hat er das Amt des Kirchenrechners in St. Michael übernommen und hatte fortan mehr als ein halbes Jahrhundert die Finanzen der Gemeinde im Blick. "Neben der langen Zeit ist auch das Einstiegsalter etwas Besonderes für ein Amt, das sonst eher Leute in gesetzterem Alter bekleiden", so Pastor Vogt. Das ist wohl auch der Grund, warum der Verwaltungsrat in seinem Sitzungsprotokoll vom 14. Dezember 1960 ausdrücklich auf die Qualifikationen Neutzlings verwies. Vogt las aus dem alten Berichtsbuch vor: Gerhard Neutzling übernehme das Amt von seinem Vater und verfüge als Sparkassenmitarbeiter über die Kenntnisse. "Außerdem habe ich schon damals immer mit meinem Schwiegervater die Kollekte gezählt", fügte Neutzling hinzu. Von seiner Biografie her sei ihm das Amt regelrecht auf den Leib geschneidert gewesen.

"Von mir kann man das nicht ganz sagen", so der 68-jährige Galerist Neuheisel. Dennoch habe auch ihm die Vermögensverwaltung zunächst in St. Johann und nach der Fusion auch in St. Michael immer Spaß gemacht. "Ich habe das Amt damals übernommen, weil mir die Basilika sehr am Herzen liegt", erzählte Neuheisel. Solches Engagement brauche die Kirche, erklärte Vogt, der den beiden Jubilaren seinen Dank ausdrückte: "Ein Pastor ist auf Ehrenamtliche angewiesen, die Experten für bestimmte Gebiete sind, weil er weder Architektur, noch Verwaltung oder Bankwesen studiert hat." Dem Ehrenamt bleiben die beiden Männer auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Verwaltungsrat erhalten: Im Vorstand der Stiftung Langwied etwa setzen sich Neuheisel und Neutzling für Alten- und Jugendhilfe ein. Außerdem singt Neutzling im Chor der Basilika - und das solle noch ein paar Jahre so bleiben, so der 80-Jährige.

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