Auf dem Weg zum Bio-Energiedorf

Fürth · Zwei Dörfer, zwei Kommunen, zwei Landkreise: Fürth und Dörrenbach gehen mit dem Nahwärme-Projekt eine interkommunale Zusammenarbeit ein. Nach dem Spatenstich in Fürth kann das Netz nun gebaut werden.

Ein symbolischer Spatenstich, dem eine rund vierjährige Planungsphase vorausging. Am Samstagnachmittag fiel im Rahmen der zweiten Ottweiler Energiemesse in Fürth der Startschuss für den Bau des Nahwärmenetzes Fürth/Dörrenbach. Bis voraussichtlich November 2015 werden die beiden Dörfer zu Bio-Energiedörfern umgebaut; dabei ist Fürth das erste Dorf im Saarland, das Strom und Wärme zu einem großen Teil aus überwiegend heimischen Biomasse beziehen wird. Als die roten Schaufeln am Samstag in den hellen Sand eintauchten, zeichnete sich auf den Gesichtern aller Beteiligten ein zufriedenes Lächeln ab.

Axel Haßtenteufel, Ortsvorsteher von Ottweiler-Fürth und Vorsitzender der Energiegenossenschaft Fürth, sagte gegenüber der SZ, dass es nicht immer einfach gewesen sei: "Es gab einige Hürden zu meistern." Umso größer sei die Freude in den Reihen der Energiegenossenschaft, dass nun das 14,5 Kilometer lange Leitungsnetz gebaut wird. Rund 400 Haushalte können sich daran anschließen und bisher beteiligen sich 225 Haushalte am Projekt.

Für das gesamte Netz investiert die Energiegenossenschaft Fürth insgesamt 6,5 Millionen Euro, während deren Partner Evontec vier Millionen Euro in die Energiezentrale steckt. Haushalte, die an das Netz angeschlossen sind, erhalten mindestens 70 Grad warmes Wasser direkt aus der Energiezentrale; die Abwärme von zwei Biogasanlagen in Dörrenbach wird durch zwei Blockheizkraftwerke, einen Pellet-Ofen und einen Grünschnittofen ergänzt. Für das Saarland sei dieses Projekt laut Ortsvorsteher Axel Haßdenteufel ein Meilenstein: "Damit können wir bundesweit aufschließen."

Das größte Nahwärme-Projekt im Saarland und Rheinland-Pfalz sei geradewegs zum Vorzeigeprojekt beziehungsweise "Leuchtturmprojekt" prädestiniert. Allerdings wäre all das ohne Partner wie die beiden Landkreise Neunkirchen und Sankt Wendel, Evontec Zweibrücken, das saarländische Wirtschaftsministerium oder die Sparkasse Neunkirchen nicht möglich gewesen. Axel Haßdenteufel, am Samstag mehrfach als "Motor" des Nahwärme-Projekts bezeichnet, dankte zudem ausdrücklich der Stadt Ottweiler. Gerade in der Anfangsphase sei die Stadtverwaltung eine große Stütze gewesen.

Laut Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, die dem Spatenstich beiwohnte, sei die Nahwärmeversorgung Fürth/ Dörrenbach ein hervorragendes Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit. Diese CO2-neutrale Versorgung - dezentral vor Ort - sei zudem saarlandweit einzigartig und Rehlinger lobte alle engagierten Bürger, die das Projekt umgesetzt haben. Künftig müsse man mehr solcher Modelle entwickeln, die zwar mit öffentlichen Geldern angestoßen werden, sich später aber selbst tragen.

Udo Recktenwald, Landrat des benachbarten Landkreises St. Wendel, freue sich, dass sinnvolle Energiepolitik vor Grenzen nicht Halt mache. Die Vorreiterrolle von Fürth hinsichtlich der Nahwärmeversorgung stellte der Landrat kurz und knapp heraus: "Fürth führt."

nahwaerme-fuerth.jimdo.com

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