Auf dem Weg zu den Sternen

Saarbrücken · Das Technisch-gewerbliche Berufsbildungszentrum II in Saarbrücken ist eine von elf Schulen in ganz Deutschland, die Auszubildende auf ihren Beruf als Spitzengastronomen vorbereiten. Bei denen kommt es manchmal auf Millimeter an.

 Im TGBBZ II Saarbrücken lernen derzeit 21 junge Frauen und Männer den Beruf des Spitzengastronoms. Foto: Heiko Lehmann

Im TGBBZ II Saarbrücken lernen derzeit 21 junge Frauen und Männer den Beruf des Spitzengastronoms. Foto: Heiko Lehmann

Foto: Heiko Lehmann

Die drei Messer auf dem Tisch müssen alle den gleichen Abstand zueinander haben - die Gabeln und Löffel ebenfalls, blitzeblank poliert natürlich. Die Gläser müssen in einer Reihe stehen, der Abstand muss identisch sein. Fünf Plätze gibt es am gedeckten Hochzeitstisch, der nur so von Symmetrie und Perfektion strotzt. "Die Prüfer messen die Abstände nach. Wenn etwas nicht passt, gibt es Punktabzug", sagt Wiebke Hamm. Die 20-Jährige hat mit ihrer Klassenkameradin Lisa Pham (25) den Hochzeitstisch mit Kerzenleuchter und dezentem Blumenkranz eingedeckt. "Wir wollen eine Eins dafür. Ich bin gespannt, wie es den Prüfern gefällt", sagt Lisa Pham. Die beiden sind im zweiten Ausbildungsjahr auf der höheren Berufsfachschule für Hotel, Gaststätten und Tourismus in Saarbrücken . Jeden Donnerstag haben die 21 Schüler dieser Klasse ihren Praxistag und versorgen 100 geladene Gäste auf Sterneniveau. Die eine Hälfte deckt die Tische und serviert, die andere Hälfte kocht. Alles fließt in die Abschlussnote mit ein. "Voraussetzung für diese zweijährige Ausbildung ist das Abitur. Wenn die zwei Jahre erfolgreich absolviert sind, können unsere Schüler weltweit in allen Spitzenrestaurant oder Spitzenhotels arbeiten", sagt Michael Trautmann, der seit 37 Jahren Fachlehrer des Technisch-gewerblichen Berufsbildungszentrums II (TGBBZ II) in Saarbrücken ist.

Alle Schüler müssen dreisprachig sein. Nach zwei Jahren folgt das dritte Jahr als Auslandspraktikum. "Ich werde ein halbes Jahr nach Mexiko gehen und danach noch ein halbes Jahr in die Schweiz", sagt Anselm Koch (24), der in der Küche mit Marco Marzallo (21) die Gnocchi für das Menü zubereitet. "Wir backen die Kartoffeln zuerst. Dann werden sie gepellt, und daraus wird dann mit vielen Zutaten der Teig für die Gnocchi gemacht", sagt Marco Marzallo, der sein drittes Jahr in Kanada und der Schweiz verbringen wird. Während das zweite Semester beim Dekorieren und in der Küche schuftet, sitzt das erste Semester an der Theke und kippt ein paar Weinchen - der Traumunterricht eines jeden Schülers. Michael Trautmann lacht und erklärt. "Das ist viel komplizierter, als es vielleicht aussieht. Die Schüler müssen zu jedem Gericht den Geschmack der passenden Weine kennen. Stimmt der Wein nicht, kann es deutliche Abzüge in der Bewertung geben", sagt der Fachlehrer.

21 Spitzengastronomen für den gehobenen Sternebereich werden derzeit im TGBBZ II fit gemacht für ihr späteres Leben in der ganzen Welt. Elf Schulen dieser Art gibt es in Deutschland. Die einzige des Saarlandes ist in Saarbrücken und kostet die Schüler 400 Euro pro Jahr. Ein günstiger Preis, wie Lisa Pham findet. "Dieser Beruf macht mir sehr viel Spaß, und ich möchte die Welt und viele Menschen kennen lernen. Deshalb habe ich mich für diese Ausbildung entschieden", sagt die 25-Jährige, bevor sie letzte Korrekturen an ihrem eingedeckten Hochzeitstisch vornimmt.

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