Auf dem Weg von Paris nach Neuseeland

Saarbrücken · Zwei junge Weltenbummler wollen sich einen Kindertraum erfüllen: auf dem Drahtesel bis ans andere Ende der Welt.

 Ankunft auf dem Rabbiner-Rülf-Platz und Rast an der Berliner Promenade: Mélanie und Léo sind unterwegs nach Neuseeland. Foto: Silvia Buss

Ankunft auf dem Rabbiner-Rülf-Platz und Rast an der Berliner Promenade: Mélanie und Léo sind unterwegs nach Neuseeland. Foto: Silvia Buss

Foto: Silvia Buss

Das Saarland, eine abgelegene Gegend am Rand der Republik? Von wegen! Derzeit scheinen das Land und seine Hauptstadt ein regelrechter Anlaufpunkt von Weltreisenden auf zwei Rädern zu sein. Konnte man kürzlich am Staden einem Norddeutschen begegnen, der sich mit einer schwerbepackten Saxonette (Fahrrad mit Benzinmotor) auf dem Weg nach Indien befand, so machten am Montag zwei Pariser Weltenbummler mit Reiseziel Neuseeland hier Zwischenstation. Dass das junge Pärchen, das in einem Café an der Berliner Promenade rastete, eine größere Tour vorhat, konnte man nicht nur am Ausmaß seiner Gepäcktaschen erkennen.

Auf kleinen Schildern, die sie vorn und hinten an ihren Tourenrädern befestigt hatten, verrieten Mélanie und Léo den Passanten auch gleich, wie sie heißen, den Namen ihrer Facebookseite, woher sie kommen und wohin sie wollen.

"Schon als Kind habe ich davon geträumt, Neuseeland zu besuchen", erzählt der 22-jährige Léo. Während der leidenschaftliche Rugby-Spieler es kaum erwarten kann, dort die All Blacks, "die beste Rugby-Mannschaft der Welt", einmal live zu erleben, ist für seine gleichaltrige Partnerin mehr "der Weg das Ziel". Sie reist, um die Welt kennenzulernen. Ein Jahr wollen sie sich Zeit geben, um Luftlinie 21 660 - so auch der Name ihre Facebookseite - Kilometer zurückzulegen. "Jetzt oder nie!", haben sich die ziemlich frisch Verliebten gesagt.

"Wir sind zwar erst seit zehn Monaten zusammen, aber wir kennen uns schon seit der 12. Klasse", erzählt Mélanie. Das Gefühl, dass man sich aufeinander verlassen könne, sei deshalb nicht ganz so neu. Aufgebrochen sind sie am 7. Mai in Vincennes und zwar gleich nach dem Gang zur Wahlurne bei den Präsidenschaftswahlen, denn die Wahl wollten sie auf keinen Fall versäumen. Quer durch die Champagne, die ganz schön hügelig sei, ging es dann auf Landstraßen über Metz und Forbach nach Saarbrücken.

Von hier wollten die beiden eigentlich Richtung Prag weiterradeln und dann durch Weißrussland nach Russland, und erlebten dann gleich mal, dass die Politik mehr Abenteuer bereithalten kann als die Straße.

"Wir haben gehört, dass Russland niemanden ins Land lässt, der aus Weißrussland kommt, deshalb mussten wir umplanen", berichtet Léo. Statt über Prag setzen sie ihre Reise nun Richtung München fort, um durch Österreich und über die Balkanroute nach Griechenland zu kommen und von dort mit einem Flugzeug nach Thailand überzusetzen. Für Mélanie und Léo bedeutet Saarbrücken den ersten Kontakt mit Deutschland.

"Wir haben uns in Paris zwar deutsche Fahrräder gekauft, weil die für Trekkingtouren die besten sein sollen, aber wir sprechen leider kein bisschen Deutsch und wissen auch gar nichts über das Land", sagt Léo. Ihr Eindruck von der saarländischen Landeshauptstadt?

"Toll, es tut gut, endlich mal wieder in einer Großstadt zu sein", sagt Mélanie und blinzelt vergnügt in die Sonne. "Und auch das Bier ist hier sehr gut", lobt Léo, was nicht nur so dahingesagt ist, denn mit Bier und Wein hat der Pariser auch von Berufs wegen zu tun. Mélanie wiederum bringt als Tänzerin und Schauspielerin von Berufs wegen eine gute Grundkondition für die sportliche Herausforderung dieser Radreise mit. "Wie ist denn München so?", wollen sie noch wissen, bevor sie die Räder schnappen, um zum Übernachten in die Saarbrücker Jugendherberge zu fahren.

Einen Tag aber, betonen sie, wollen sie unbedingt noch im Saarland bleiben. "Ein Radfahrer aus Koblenz, den wir in Verdun auf dem Campingplatz trafen", erzählt Mélanie den Grund, habe ihnen geraten, auf jeden Fall Homburg zu besichtigen, weil das so schön sei. Aha! Vielleicht können sie das in München ja später mal einem Herrn namens Seehofer erzählen...

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