Auf dem letzten Ausläufer des lothringischen Beckens

Neuforweiler ist eigentlich eine Durchgangsstraße. Das zeigen schon Landkarten aus dem 19.

Jahrhundert. Häuser rechts und links der St.-Avolder-Straße, die Kirche. Ein paar Höfe abseits Richtung Wadgassen, der Sablonhof, zum Beispiel. Und weit abseits die Taffingsmühle, die zum Bann Neuforweiler gehört. Wie auch Teile des Lisdorfer Berges, der gerade zum Industriegebiet ummodelliert wird; auf Neuforweiler Bann heißt er Geisberg.

Die Straße führt von Saarlouis über Neuforweiler Richtung Überherrn und Grenze. Bis vor kurzem war sie Teil der kürzesten Lkw-Verbindung von Portugal nach Norwegen. Vor genau einem Jahr wurde die letzte Lücke der B 269 neu geschlossen. Jetzt hat es ein Ende mit den Lkw-Kolonnen durch Neuforweiler. Autos fahren trotzdem, weniger zwar als bisher, dafür aber zu schnell, wie Bürger klagen. Vielleicht wird die geplante stationäre Radaranlage das ändern. Dann könnte Neuforweiler als Wohnort richtig von seiner Lage profitieren: Geologisch auf dem letzten Ausläufer des Lothringer Beckens über der Saar gelegen, weht hier oben, knapp 220 Meter über dem Meeresspiegel, im Sommer meist ein Lüftchen. Gleich hinter der Durchgangsstraße führen Feldwirtschaftswege Spaziergänger und Läufer durch die Felder.

Forweiler Hufe hieß das Gelände, bevor es ein richtiger Ort wurde. An zwei Stellen hatten sich dort um 1700 Barackensiedlungen gebildet, in denen sich vermutlich brotlos gewordene Arbeiter nach dem Bau der Vauban-Festung Saarlouis niedergelassen hatten. 1704 genehmigte der lothringische Herzog Leopold die Gründung zweier Orte anstelle der illegalen Siedlungen: Felsberg wurde der eine, Neuforweiler der andere Ort. Beide Orte verdanken sich also, wie andere Stadtteile von Saarlouis auch, indirekt dem französischen Militär von König Ludwig XIV., der Saarlouis als Bastion gegen den östlichen Nachbarn bauen ließ.

Zwischen Neuforweiler und Felsberg krachte es bis ins 19. Jahrhundert übrigens ständig, wie Manfred Blaß im zweiten Band der Ortsgeschichte herausgearbeitet hat. Denn die beiden Orte vertrugen sich kirchlich nicht.

Neuforweiler blieb lange bitterarm und konnte sich ab 1718 ein erstes winziges Kirchlein, aber keinen Pfarrer leisten. Der Ort gehörte zur Pfarrei Berus, in dem die Wadgasser Mönche die Seelsorge versahen. Das Seelenheil der Neuforweiler kümmerte sie offenbar wenig, wie Blaß schreibt. Sie halfen nicht beim Kirchenbau, und sie unterrichteten die Neuforweiler Kaholiken im Katechismus nicht, wie versprochen, in ihrer französischen Muttersprache. Später besserte sich das.

Französisch sind auch alte Namen von Neuforweiler: Nouveau Forviller oder Bourg Dauphin. Letzteres war laut dem verstorbenen Neuforweiler-Experten Jürgen Kölb historisch nie offizieller Name. Dennoch hat sich bis heute die Fassung "Bedofingen" erhalten. Wobei nie geklärt wurde, woher der Bestandteil "Dauphin" wirklich kam. Von 1947 bis 1953 allerdings hieß Neuforweiler tatsächlich Bourg Dauphin. Das Ortsschild ist noch im städtischen Museum Saarlouis zu sehen.

Neuforweiler liegt auf der Bruchkante von Lothringen und dem historisch gesehen französisch geprägten Saarlouis im Saartal. Im Mai 1969 entschieden sich die knapp 800 Wahlberechtigten mit 16 Stimmen Mehrheit für die Eingemeindung nach Saarlouis. Die Stadt hatte die Flächen auf dem Lisdorfer Berg im Auge (was sich erst 40 Jahre später auszahlte) und lockte mit der Finanzierung zum Beispiel von Kindergarten und Volksschule.

Die Schule wurde gerade abgerissen. An ihrer Stelle wird eine größere Kindertagesstätte gebaut. Michael Hoen, der Vorsitzende des örtlichen Vereins für Heimatkunde, berichtet von Wünschen, in diesem Zuge auch einen Dorf-Treffplatz, eine Mitte, zu schaffen. Darauf aber besteht kaum Aussicht: Das Problem, eine fehlende Ortsmitte, teilt Neuforweiler mit fast allen Saarlouiser Stadtteilen.

Das Ortsfoto gibt es zum Herunterladen unter www.sztipp.de/dorffoto, Preis: 0,99 Euro. Zu sehen ist es auch auf der Facebook-Seite: facebook.de/saarbrueckerzeitung.sls; Abzüge vom Foto können Sie nur schriftlich bestellen: SZ, Adlerstraße 3, 66740 Saarlouis; oder redsls@sz-sb.de (Preis auf Anfrage).

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