Auch Stadtbäume haben Stress

Neunkirchen · In Neunkirchen, das insgesamt rund 7500 stadteigene Bäume zählt, säumen 3900 Bäume die Straßen im Stadtbild. Der richtigen Auswahl kommt für den „Extremstandort Stadt“ eine wesentliche Bedeutung zu.

 Bei unserer Runde treffen wir in der Norduferstraße die Baumpfleger Nico Jörg (links) und Sascha Hepp. Sie klettern in den Kronen der Platanen, um Totholz zu entfernen. Fotos: cle

Bei unserer Runde treffen wir in der Norduferstraße die Baumpfleger Nico Jörg (links) und Sascha Hepp. Sie klettern in den Kronen der Platanen, um Totholz zu entfernen. Fotos: cle

90 Prozent aller Städter weltweit atmen "schmutzige Luft". Das ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse der Weltgesundheitsorganisation (die SZ berichtete). Auch ein Grund, warum wir uns über städtisches Grün und möglichst viele Bäume vor unserer Haustür freuen können. Denn Stadtbäume erfüllen eben auch eine ökologische Funktion (siehe "Hintergrund").

In Neunkirchen, das insgesamt rund 7500 stadteigene Bäume zählt, säumen 3900 Bäume die Straßen im Stadtbild. Dazu gehören nach Angaben der Stadtpressestelle auch die Arten Ahorn, Linde, Platane, Esche, Baumhasel, Säulen-Hainbuchen, Rotdorn oder Blütenkirschen.

"Das Gros der Bäume wurde in den letzten 35 Jahren gepflanzt. Diesen Bestand gilt es zu erhalten und zu pflegen. Das Stadtgrün wertet die Stadt nicht nur optisch auf, es trägt auch zu einem gesunden Klima bei und macht die Stadt so lebenswerter", sagt Ulrike Holzer-Hilpert von der Abteilung für Stadtplanung der Kreisstadt Neunkirchen beim Treffen mit unserer Zeitung, begleitet von Pressefrau Brigitte Neufang-Hartmuth.

Dabei leiden Bäume in innerstädtischen Zonen in diesen Zeiten sehr wohl an Stress: "Die Standortbedingungen für Bäume weichen hier schon erheblich von den natürlichen Standorten ab", stellt Holzer-Hilpert fest, spricht vom "Extremstandort Stadt". Konkret: oft wenig Platz für die Wurzeln, Mangel an Wasser und Luft, Erwärmung und Strahlung durch versiegelte Flächen, Gebäude und Immissionen.

Auch Folgen des Klimawandels mit tendenziell heißeren Sommern und ungleicher Verteilung der Niederschläge, insbesondere in den Wintermonaten, setzten den Bäumen verstärkt zu: "Es zeichnet sich jetzt schon ab, dass manche der klassischen Stadtbaumarten den künftigen Anforderungen nicht mehr gewachsen sind", meint Holzer-Hilpert.

Probleme treten zum Beispiel bei den Kastanien mit der Kastanienminiermotte auf. "Es ist nicht so, dass wir gar keine Kastanien mehr haben oder keine mehr nachpflanzen", führt Landschaftsarchitektin Holzer-Hilpert aus, "aber eben weniger."

Denn der richtigen Baumauswahl für den "Extremstandort Stadt" kommt eine wesentliche Bedeutung zu. "Wir wollen die Baumartenvielfalt in der Stadt erhöhen", sagt Holzer-Hilpert. "Eine breite Basis an geeigneten Baumarten und Sorten mindert das Risiko, dass Totalausfälle auftreten, wenn es zu einem Schädlingsbefall kommt."

 In der Bahnhofstraße (Foto links) bleiben Ulrike Holzer-Hilpert (Stadtplanung, links) und Pressefrau Brigitte Neufang-Hartmuth unter immergrünen Magnolien stehen: „Sie bekommen schöne große und auffällige Blüten.“ In der Pasteurstraße (Foto rechts) stehen Säulen-Hainbuchen. „Sie vertragen Trockenheit.“

In der Bahnhofstraße (Foto links) bleiben Ulrike Holzer-Hilpert (Stadtplanung, links) und Pressefrau Brigitte Neufang-Hartmuth unter immergrünen Magnolien stehen: „Sie bekommen schöne große und auffällige Blüten.“ In der Pasteurstraße (Foto rechts) stehen Säulen-Hainbuchen. „Sie vertragen Trockenheit.“

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HintergrundWie verbessern Bäume das Stadtklima? Sie produzieren Sauerstoff und erhöhen die Luftfeuchtigkeit. Ihr Schatten wirkt der Aufheizung versiegelter Flächen entgegen. Bäume mindern Windstärke und Lärm. Sie leisten einen Beitrag zur Reduzierung von Luftschadstoffen. Langfristig wird CO{-2} im Holz gebunden.Die Kosten für eine Baumpflanzung belaufen sich nach Angaben der Stadt Neunkirchen auf zirka 1000 bis 1500 Euro. Der Löwenanteil fließt dabei in die Standortverbesserung: Wenn der Boden für die vorgesehenen Bäume nicht geeignet ist, wird eine große Pflanzgrube ausgehoben und der Boden mit einem Vulkanerde-Substrat ausgetauscht. Die deutsche Gartenamtsleiterkonferenz führt seit Jahrzehnten eine Baumliste mit für unsere Breiten geeigneten Baumarten und Sorten, die regelmäßig nach Erfahrungswerten modifiziert wird. (www.galk.de ) cle

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