Ans Dirigentenpult „gehustet“

Saarbrücken · Schon als Teenager wusste Ruth Reinhardt, dass sie Dirigentin werden will. Jetzt hat sie an der weltberühmten Juilliard-School in New York ihren Master gemacht. Am Sonntag dirigiert sie ein Konzert in Altenkessel.

 Auf Erfolgskurs: Ruth Reinhardt unterwegs im Nauwieser Viertel. Foto: Kerstin Krämer

Auf Erfolgskurs: Ruth Reinhardt unterwegs im Nauwieser Viertel. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Wofür eine Erkältung doch gut sein kann! Da legt man wegen Luftnot die Oboe zur Seite, greift zur Abwechslung zum Dirigierstab - und entdeckt, dass das genau das ist, was man immer gesucht hat. So erging es Ruth Reinhardt im Teenager-Alter, und ab sofort stand für sie fest, dass sie Dirigentin werden wollte. "Jede Erfahrung ist gut und kann einem vielleicht weiterhelfen", sagt die heute 26-jährige Saarbrückerin. In Folge dirigierte sie alle Orchester , derer sie habhaft werden konnte - meist die, bei denen sie ohnehin als Konzertmeisterin (Geige ist ihr Hauptinstrument) mitspielte. Mit 18 komponierte sie sogar eigens eine Kinderoper, "Das kleine Gespenst" (nach Otfried Preußler ), nur um bei der Aufführung den Taktstock schwingen zu dürfen.

Jetzt hat Ruth Reinhardt tatsächlich ihren Master als Dirigentin gemacht, an der renommierten New Yorker Juilliard-School. Aktuell ist sie zu Besuch in ihrer alten Heimat, um ein Konzert des "Orchestre Symphonique SaarLorraine" zu dirigieren. In diesem Orchester wirkte Ruth bis zum Abitur als Konzertmeisterin und war auch Assistentin des künstlerischen Leiters Götz Hartmann. Im Zentrum des Programms steht - passend zum Anlass - die Sinfonie Nr. 9 e-moll "Aus der neuen Welt" von Antonín Dvoøák. Außerdem erklingen die Ouvertüre zur Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber sowie das Konzert für Violoncello und Orchester von Camille Saint-Saëns - Solistin ist Aurore Dassesse, Studentin von Gustav Rivinius an der Hochschule für Musik des Saarlandes, die bereits bei verschiedenen Wettbewerben Preise gewann.

"Götz Hartmann hat mich schon früh dirigieren lassen", freut sie sich. Erste sporadische Lehrstunden hatte sie bei Constantin Trinks, ehemaliger Kapellmeister am Saarländischen Staatstheater. Danach begann sie ihr Studium in Zürich, wechselte nach Leipzig und ging für ihr Masterstudium in die USA. "Die Juilliard-School ist wohl die einzige Hochschule, wo ein so renommierter Dozent wie Alan Gilbert, Dirigent der New Yorker Philharmoniker , unterrichtet", begründet Ruth ihre Wahl. Hier hatte sie ein studentisches Auswahl-Orchester zur Verfügung und durfte so berühmte Solisten wie etwa den Violinisten Itzhak Perlman dirigieren. Das Saarbrücker Konzert hätte eigentlich erst im August stattfinden sollen, musste aber wegen einer Einladung Ruths als Gastdirigentin zum illustren Festival des Boston Symphony Orchestra vorverlegt werden.

Zukunftspläne? Ruth Reinhardt will nach Berlin ziehen. Bis sie eine feste Stelle gefunden hat, genießt sie weiter die Unterstützung der Juilliard-School, hat einen kleinen Job als Assistentin beim Seattle Symphony Orchestra und eifert ihrer Mentorin Marin Alsop nach: Chefin des Baltimore Symphony Orchestra und erste Frau, die ein großes amerikanisches Orchester dirigiert.

Wie wär's also mit einer Initiativbewerbung bei den Berliner Philharmonikern? Die suchen ja bekanntlich immer noch. Eine junge Frau als Leiterin, das wär doch mal was . . .

Konzert am Sonntag, 14. Juni, 19 Uhr, Waldorfschule Altenkessel. Eintritt frei.

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