An Gräbern erleben junge Leute Geschichte

Saarbrücken. Ungefähr 60 junge Leute arbeiten in der Sommerhitze. Französische und deutsche Schüler stutzen gemeinsam Efeu, befreien Wege von Unkraut, säubern Grabsteine, helfen dem Gärtner. Cathrien Blanc, angehende Zierpflanzengärtnerin, legt sich gern ins Zeug: "Mir macht es Spaß, und interessant finde ich es auch. Deshalb habe ich schon Bilder gemacht und gefilmt

 Die Saarbrücker Berufsschüler Tobias Janetscheck und Philipp Wack (von links) bei den Pflegearbeiten auf dem Jüdischen Friedhof in der Alt-Saarbrücker Graf-Simon-Straße. Foto: Becker&Bredel

Die Saarbrücker Berufsschüler Tobias Janetscheck und Philipp Wack (von links) bei den Pflegearbeiten auf dem Jüdischen Friedhof in der Alt-Saarbrücker Graf-Simon-Straße. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Ungefähr 60 junge Leute arbeiten in der Sommerhitze. Französische und deutsche Schüler stutzen gemeinsam Efeu, befreien Wege von Unkraut, säubern Grabsteine, helfen dem Gärtner. Cathrien Blanc, angehende Zierpflanzengärtnerin, legt sich gern ins Zeug: "Mir macht es Spaß, und interessant finde ich es auch. Deshalb habe ich schon Bilder gemacht und gefilmt."

Cathrien lernt am Technisch-Gewerblichen Berufsbildungszentrum Mügelsberg (TGBBZ II). Sie und die anderen Jugendlichen pflegen an diesem Morgen den alten Jüdischen Friedhof in der Graf-Simon-Straße und den Israelitischen Friedhof am Zollstock an der Goldenen Bremm. Es gehe vor allem darum, "etwas Positives aus der Vergangenheit zu ziehen" und darum, "sich jenseits der Sprachgrenzen grenzübergreifend zu verstehen", sagt Sozialkundelehrerin Isolde Erbel. Was da passiert, nennt sie "Reformpädagogik mit Kopf, Herz und Hand". Ihre Klasse AGR 10.3 arbeitet fleißig mit Altersgenossen von der Partnerschule Lycée Agricole de Metz. Jedes Jahr veranstalten die Saarbrücker Berufsschule für die "grünen Berufe" und ihre Partnerschule in Metz Projekttage.

Diesmal stehen sie unter dem Motto "Europa - Vergangenheit und Zukunft". Christiane Lemarck, die Lehrerin der französischen Klasse, sagt: "Das Projekt ist wunderbar für die europäische Verständigung. Die Schüler nehmen viele Eindrücke und Erfahrungen mit." Und sie arbeiten gern mit den Deutschen zusammen.

Marc Walter, 16, und Carsten Schultheis, 17, sind mit Spaß bei der Sache. Und sie haben etwas über jüdische Friedhöfe gelernt. "Jetzt wissen wir nämlich auch, was es mit der Kopfbedeckung für Männer auf sich hat" , sagen die künftigen Friedhofsgärtner.

Die Arbeit der tüchtigen Schüler hinterlässt rasch Spuren auf den beiden Friedhöfen. "Gerade für Berufsschulen sind solche Projekte schwer realisierbar, da die Schüler nur einmal in der Woche zur Schule gehen und sonst im Betrieb sind", erklärt Erbel. Deshalb sei es wichtig, dass ein solches Projekt etwas mit dem Beruf zu tun hat, den die jungen Leute erlernen. Die Klasse der Mügelsbergschule besteht aus angehenden Friedhofsgärtnern, Staudenpflanzern und Zierpflanzern. Gerade weil es so schwer sei, so etwas auf die Beine zu stellen, freuen sich die Lehrer über Fördergeld vom Bundesfamilienministerium. Auch Marcel Wainstock, der Geschäftsführer der Synagogengemeinde Saar, ist für das Projekt. "Es bringt die jungen Leute dazu, sich mit dem Judentum auseinanderzusetzen", sagt er. Und es bringe zwei Nationen zusammen. Bevor die Schüler loslegen, sagt Wainstock ihnen Wichtiges über jüdische Friedhöfe. Und als sie fertig sind, stärken sich die Klassen gemeinsam in einem Burger-Haus.

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