Am Kreuz scheiden sich die Geister

Regionalverband · Sollen in Gerichtssälen und anderen öffentlichen Gebäuden Kruzifixe abgehängt werden? Bei unserer – nicht repräsentativen – Online-Umfrage sprach sich eine Mehrheit dafür aus, die Kreuze hängen zu lassen.

 Sitzungssaal im Völklinger Amtsgericht – mit Kruzifix an der Wand. In einem der drei Völklinger Säle hängt mittlerweile kein Kreuz mehr. Unser Bild ist bereits 2005 beim Tag des offenen Denkmals entstanden, neuere Fotos waren nicht möglich. Archivfoto: Becker & Bredel

Sitzungssaal im Völklinger Amtsgericht – mit Kruzifix an der Wand. In einem der drei Völklinger Säle hängt mittlerweile kein Kreuz mehr. Unser Bild ist bereits 2005 beim Tag des offenen Denkmals entstanden, neuere Fotos waren nicht möglich. Archivfoto: Becker & Bredel

Der Präsident des Saarbrücker Amtsgerichts, Stefan Geib, hat aus den Gerichtssälen alle Kruzifixe entfernen lassen. Das hat Debatten ausgelöst, landesweit. Wir wollten jetzt wissen, wie SZ-Leser dazu stehen. Das Ergebnis unserer - nicht repräsentativen - Online-Umfrage, an der sich 433 Menschen aus dem ganzen Regionalverband beteiligt haben: Die Mehrheit ist dagegen, Kreuze abzuhängen.

Für 175 Befragte (40 Prozent) gehören Kreuze "als Sinnbild zu unserer abendländischen Kultur". Weitere 121 Umfrage-Teilnehmer (28 Prozent) finden, dass Kruzifixe "unsere christlichen Werte spiegeln". Insgesamt 68 Prozent der Befragten sind daher dagegen, Kreuze abzuhängen. 120 Teilnehmer (28 Prozent) plädieren jedoch dafür, Kreuze abzuhängen, mit Blick auf die Trennung von Staat und Kirche. Weitere 17 Befragte (vier Prozent) halten das Abhängen mit Rücksicht auf Menschen anderen Glaubens für richtig.

Die Lösung, die das Völklinger Amtsgericht praktiziert - dort gibt es zwei Verhandlungssäle mit Kreuz und einen ohne - halten 207 Umfrageteilnehmer (48 Prozent) für einen sinnvollen Kompromiss. Die übrigen Befragten finden das halbherzig. Wegen der Trennung von Staat und Kirche gehöre das Kreuz gar nicht in Gerichtssäle , meint die eine Hälfte (26 Prozent) - im christlich geprägten Deutschland gehöre es in jeden Gerichtssaal, meint die andere Hälfte (26 Prozent).

Neben dem christlichen Kreuz auch Symbole anderer Religionen in öffentlichen Gebäuden zu zeigen, lehnen 360 Umfrage-Teilnehmer (83 Prozent) ab, 73 Befragte (17 Prozent) sind dafür. Die Zahlen sind nah an dem, was die Befragten über ihren eigenen Glauben sagen: 353 (82 Prozent) bezeichnen sich als Christen. Muslime oder Juden sind bei der Umfrage gar nicht dabei, drei Teilnehmer (ein Prozent) gehören einer anderen Religion an, 51 (elf Prozent) sind Atheisten oder Agnostiker, 26 (sechs Prozent) haben keine Angabe gemacht. Trotz der starken christlichen Mehrheit hat jedoch nur eine Minderheit von 208 Befragten (48 Prozent) im privaten Umfeld ein Kruzifix aufgehängt oder aufgestellt.

295 Umfrageteilnehmer haben die Einladung zu einer persönlichen Anmerkung angenommen. Die Meinungs-Spanne dabei ist breit. Sie reicht von "Wir müssen unsere Werte bewahren" bis zu "Kruzifixe hatten noch nie etwas in öffentlichen Gebäuden zu suchen". Mehrere Kommentatoren betonen, dass zugewanderte Menschen sich hiesigen Sitten anpassen müssten, nicht umgekehrt. Und dass in muslimischen Ländern Symbole anderer Religionen, etwa Kreuze, nicht geduldet würden. Einige Leser finden Symbole generell überbewertet: "Die christliche Lehre ist wichtig, nicht das Kruzifix", schreibt einer. Ein anderer Leser merkt an: "Zum christlichen Handeln braucht es christliche Taten, die nicht durch Zeichensymbolik untermauert zu werden brauchen."

Zum Thema:

Auf einen Blick SZ-Umfrage-Center: Es gibt viele Themen, die die Saarländer bewegen und die intensiv diskutiert werden. Damit die Meinung der Leser in Zukunft noch größere Beachtung findet, hat die Saarbrücker Zeitung ihr Umfrage-Center neu gestaltet. Wer da mitmachen möchte, muss sich einmalig registrieren. Und wer dort schon an Befragungen teilgenommen hat, kann seine Login-Daten weiter nutzen. Umfrage-Teilnehmer werden mit Punkten belohnt, die in verschiedene Einkaufsgutscheine umgewandelt werden können. klö sz-umfrage.de

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