Am Kader scheiden sich die Geister

Kreis St Wendel · Die deutsche Nationalelf startet heute mit der Partie gegen Portugal in das WM-Turnier. Wie stehen die Chancen? Hat Bundestrainer Joachim Löw die richtigen Kicker nominiert? Und wer sind die Favoriten auf den WM-Titel. Die SZ sprach mit fünf Trainern aus dem Kreis St. Wendel.

Heute beginnt mit dem ersten Gruppenspiel gegen Portugal (18 Uhr/ARD ) für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien die Mission vierter Titel. "Es geht gleich um den Gruppensieg", sagt Lothar Pesch, Trainer des VfL Primstal. Mit Blick auf den Kader erklärt der 50-Jährige: "Im offensiven Bereich ist die Mannschaft gut bestückt." Der Ausfall von Marco Reus schmerze zwar, doch mit Thomas Müller , André Schürrle und Miroslav Klose sei die deutsche Mannschaft im Offensivbereich sehr gut bestückt. Defensiv, besonders auf der rechten Verteidiger-Position mit Jérome Boateng, sieht Pesch Probleme: "Ich würde Philipp Lahm nach außen ziehen, zentral defensiv ist Deutschland gut besetzt."

Variationsmöglichkeiten erhöht

Die Nachnominierung von Defensivakteur Shkodran Mustafi zeige, so sagt Pesch, dass der Kader nach vorne genügend Spielraum habe. Bundestrainer Joachim Löw habe deshalb bewusst noch einmal die Variationsmöglichkeiten in der Defensive erhöht: "Wie weit die Mannschaft kommt, hängt auch davon ab, wie sie mit den klimatischen Bedingungen klar kommt." Deutschland sei und bleibe aber eine Turniermannschaft. "Ab dem Viertel- und Halbfinale kann so viel passieren, womit man vorher nicht rechnen kann", glaubt Pesch.

"Ich bin Deutschland-Fan, deshalb fällt es mir schwer, objektiv zu bleiben", gesteht Georg Amann, Ex-Spielertrainer des VfB Theley. Deutschland könne im Turnier sehr weit kommen. Ob es zum Titel reicht, hänge von vielen Details wie Verletzungspech ab. "Dass mit Marco Reus ein Leistungsträger ausfällt, ist Pech. Aber andere Mannschaften müssen, wie Frankreich mit Franck Ribéry , auch Topspieler ersetzen", erklärt der Torwart. Der 30-Jährige lobt, dass Bundestrainer Löw den Kader ausgeglichen zusammengestellt habe. "Er hat die richtige Auswahl getroffen, um am besten auf verletzungsbedingte Ausfälle während der WM reagieren zu können", sagt Amann, der Gastgeber Brasilien und Titelverteidiger Spanien als WM-Favoriten sieht: "Auch Italien darf man nie abschreiben."

Für den neuen Trainer des Oberligisten FC Hertha Wiesbach, Heiko Wilhelm, zählen Brasilien , Spanien, Niederlande, Argentinien und Deutschland zum Favoritenkreis. "Das Viertelfinale ist für Deutschland schon drin, danach entscheiden die Kleinigkeiten", sagt der 43-Jährige. Die Auswirkungen des Reus-Ausfalls habe Löw mit Sicherheit genau analysiert, erklärt der Ex-Trainer des SV Hasborn: "Am Ende zählt jedoch nur eines - und das ist der Erfolg. Fußball ist ein reiner Ergebnissport."

Frank Kessler, Trainer des FC Hellas Marpingen, kann mehrere Personalentscheidungen nicht nachvollziehen. Für Torwart Roman Weidenfeller hätte der 34-Jährige Marc-André ter Stegen mitgenommen. Stefan Kießling und Kevin Volland hätte er für die Offensive nominiert. "Im Angriff fehlen Leute mit einem guten Abschluss", sagt Kessler. Deutschland habe zwar immer noch ein starkes Team. Doch wegen der klimatischen Bedingungen rechne er nicht mit dem Titel: "Für die Europäer wird es schwer. Mein Favorit ist Argentinien, aber den jungen Belgiern traue ich eine Überraschung zu."

Lieber mit "richtiger Neun"

Den Halbfinal-Einzug, mehr aber nicht, traut der ehemalige Trainer des FC Freisen der deutschen Elf zu. "Löw hat zu wenig Stürmer mitgenommen", sagt Sascha Bottelberger. Dem 35-Jährigen ist die "richtige Neun", also ein echter Mittelstürmer, allemal lieber, als offensiv mit einer ungefährlichen "falschen Neun" zu spielen. Außer Thomas Müller und Miroslav Klose sei das vorne zu dünn. "Darum hätte ich Pierre-Michel Lasogga und Kevin Volland nicht zu Hause gelassen", sagt Bottelberger, dem in Löws Kader die Alternativen fehlen. Sein Favorit ist Brasilien .

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