Am Ende gewinnt immer der Automat

Saarbrücken · „Verspiel nicht dein täglich Brot“ oder „Mach das Spiel nicht länger mit!“: So heißt es am Mittwoch, 28. September, wenn auch im Saarland vor den Folgen der Glücksspielsucht gewarnt wird. Die Botschaft lautet: Holt euch Hilfe, es gibt sie überall.

 Auch diese Automaten können süchtig machen. Foto: dpa

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. Wer im Saarland mit Geldspielen sein Glück herausfordern möchte, kann sich vor Angeboten nicht retten. Nach einer Recherche der Landesfachstelle Glücksspielsucht Saarland, die der Caritasverband in der Landeshauptstadt betreibt, kommen auf jede der 52 Kommunen rein rechnerisch fast drei Spielhallen mit insgesamt über 2600 Geräten, dazu noch 1800 Geräte in den Gastwirtschaften. Der Staat betreibt drei Spielbanken und vier Automatenniederlassungen, außerdem etwa 300 Lotto-Annahmestellen. In den letzten Jahren kamen immer mehr private Sportwettbüros hinzu, außerdem ungezählte Verheißungen im Internet.

Die überwältigende Mehrheit der Menschen weiß, dass Spielen ein Freizeitvergnügen sein sollte, weil am Ende nahezu immer "die Bank" gewinnt. Sie richtet ihr Spielverhalten und ihr Budget danach aus. Bis zu einem Prozent der Spieler hängt aber der irrationalen Überzeugung an, man könne den Automaten und gar das System schlagen. Birgit Altmeier, Leiterin der Landesfachstelle Glücksspielsucht , schätzt, dass 5500 Saarländer zumindest sporadisch ein ernsthaftes Problem mit Glücksspielen um Geld haben, etwa 2600 gelten als süchtig, leiden also unter Kontrollverlust. Drei Viertel von ihnen verlieren dabei an Geldspielautomaten. Männer bis 25 mit niedriger Bildung gelten als besonders gefährdet, auch Migration ist ein "Risikofaktor".

Welche Folgen Glücksspielsucht in Extremfällen hat, kann jede der zahlreichen Beratungsstellen in den Kreisen aus Erfahrung schildern: Die Menschen brauchen zur Fütterung der Maschinen und zur Deckung ihrer Schulden immer mehr Geld, ruinieren Beziehungen, verlieren die Arbeit, geraten sogar in Beschaffungskriminalität und Selbstmordgefahr. Pathologisches Glücksspielen ist eine anerkannte Krankheit und wird im Saarland in drei ambulanten Einrichtungen sowie in zwei Fachkliniken - Berus und Münchwies - behandelt. Hinzu kommen zahlreiche Beratungs- und Informationsstellen diverser Träger. Die Landesfachstelle Glücksspielsucht koordiniert ihre Arbeit und listet alle Angebote auf ihrer Homepage auf. Das Angebot ist klar: Kommt her und holt euch Hilfe!

Der bundesweite "Aktionstag Glücksspielsucht " am Mittwoch, 28. September, möchte auf die Suchtgefahr durch Glücksspielerei aufmerksam machen. In allen Landkreisen informieren Fachleute über Folgen und Therapiemöglichkeiten, gehen auch in Schulklassen. Viele Bäckereien packen an diesem Tag ihre Waren in Brottüten mit der Aufschrift "Verspiel nicht Dein täglich Brot ".

gluecksspielsucht-saar.de

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