Am 13. Januar 1935 wollte die Mehrheit zu Hitler-Deutschland

St. Johann. Das tatsächliche oder beabsichtigte Umbenennen gehört zur Straße des 13. Januar wie der an ihr liegende Schlachthof. Am 13. Januar 1935 stimmten die Bewohner des damaligen Saargebietes für den Anschluss an Hitler-Deutschland. Seit 1920 stand das Saargebiet als Folge des Ersten Weltkriegs unter der Verwaltung des Völkerbundes

 Blick in die Straße des 13. Januar Foto: Becker & Bredel

Blick in die Straße des 13. Januar Foto: Becker & Bredel

St. Johann. Das tatsächliche oder beabsichtigte Umbenennen gehört zur Straße des 13. Januar wie der an ihr liegende Schlachthof. Am 13. Januar 1935 stimmten die Bewohner des damaligen Saargebietes für den Anschluss an Hitler-Deutschland. Seit 1920 stand das Saargebiet als Folge des Ersten Weltkriegs unter der Verwaltung des Völkerbundes. Die Abstimmung entschied, ob es so bleiben oder ob das Saargebiet zum Deutschen Reich zurückkehren sollte. Deren verheerende Folgen sind wohlbekannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand das Saarland erneut unter fremder, diesmal französischer Verwaltung. Wiederum klärte eine Abstimmung über das Saarstatut, ob das Saarland politisch autonom, aber wirtschaftlich nach Frankreich orientiert oder ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland werden sollte. Auch das Ergebnis vom 23. Oktober 1955 und seine Folgen sind bekannt. Davon betroffen war auch die "Straße des 13. Januar". 1949 wurde die Straße zunächst in Schlachthof-, dann in St. Arnualer Straße umbenannt. Damals regierte Ministerpräsident Johannes Hoffmann das Saarland. Zudem hatte die französische Verwaltung der Nachkriegszeit Fakten geschaffen. Sie galt es aufzuheben, nachdem die Abstimmung 1955 die Ära Hoffmann beendete. Ein symbolischer Akt in diesem Prozess war die Umbenennung von Straßen und Plätzen, die in einem nicht weniger symbolischen Akt unter französischem Einfluss nach 1945 einen anderen Namen bekommen hatten. So geschehen in einer Sitzung des Saarbrücker Stadtrats vom 25. September 1956. Dort forderte erfolgreich der damalige Stadtverordnete der Demokratischen Partei Saar (DPS), Ludwig Bruch, im Hinblick auf die Saar-Abstimmung vom Vorjahr "in voller Übereinstimmung mit dem Willen der Bevölkerung die alten Wesenszüge Saarbrückens wieder deutlich zu machen". Darum sei es, so Bruch weiter, "ein Gebot der Selbstachtung, das deutsche Antlitz Saarbrückens auch im Spiegel der Straßennamen wiederherzustellen." So erhielt die "Straße des 13. Januar" ihren alten Namen zurück. Eine Kunstaktion der Medienkünstlerin Mia Unverzagt nahm sich vor exakt zehn Jahren ihrer Geschichte an. Doch verknüpfte sie damit nicht die immer wieder vorgebrachte Forderung, die Straße wieder umzubenennen, auf dass nicht länger der Eindruck entstehe, eine Stadt ehre damit eine für sie und das Land fatale Entscheidung. Es wäre nur ein weiterer Versuch, unabhängig davon welches politische Bekenntnis dahinter steht, Geschichte zu korrigieren. Gerade in diesem Straßennamen und seinen politisch motivierten Umbenennungen spiegelt sich die Geschichte des Saarlandes. Ihr muss man sich stellen und sie dokumentieren, anstatt zu glauben, der symbolische Akt der Umbenennung einer Straße machte sie ungeschehen oder verbessere sie.

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