Alte Hasen wollen nicht hinterherhüpfen

Die Tage einer jeden Band sind irgendwann gezählt. Für das aus Neunkirchen stammende Post-Hardcore-Quintett „Parachutes“ schlägt Mitte Januar die Stunde des Abschieds. Nach zwölf durchaus erfolgreichen Jahren tritt sie mit einem Konzert im JuZ Försterstraße in Saarbrücken ab. SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker fragte Gitarrist Carsten Jung nach den Gründen für diese Entscheidung.

 Carsten Jung (Mitte) und die Parachutes wollen aufhören, wenn es am schönsten ist. Foto: Jan Halberstadt

Carsten Jung (Mitte) und die Parachutes wollen aufhören, wenn es am schönsten ist. Foto: Jan Halberstadt

Foto: Jan Halberstadt

Warum werden sich "Parachutes" nach der Show am 18. Januar auflösen?

Carsten Jung: Bei uns in der Band kursiert folgender Kalauer: Wenn wir es vorher machen würden, wären die Leute verdammt enttäuscht von der Abschiedsshow - so ganz ohne Band. Im Ernst: Wir haben das ja bereits in unserem Statement zur Auflösung angedeutet. Es gibt einfach sehr viele Gründe, jetzt einen Schlussstrich unter unsere Herzensangelegenheit Parachutes zu ziehen. Ein Punkt ist hierbei wohl auch, dass wir nun eben alle im wahren Leben angekommen und stark in unsere Jobs eingebunden sind. Dazu kommt, dass zwei Bandmitglieder mittlerweile verlobt sind, sodass einfach auch ein stärkerer Fokus aufs Privatleben gelegt wird. Des Weiteren haben wir uns in den letzten Jahren absolut von der Szene entfremdet, in der wir zuvor unterwegs waren. Wir können schon lange gewisse Trends und Tendenzen nicht mehr nachvollziehen. Wir alten Hasen wollen und müssen da auch einfach nicht mehr hineinpassen. Das ist auch ganz gut so.

Wissen Sie schon, was Sie danach musikalisch machen werden?

Carsten Jung: Momentan sind verschiedene Projekte geplant. Wobei es aber noch zu früh ist, etwas zu verraten. Eins ist aber vollkommen klar: Nach zwölf Jahren in einer Band wie Parachutes, die permanent unterwegs war, kann keiner von uns ohne Musik leben. Wir werden immer mit Musik verbunden sein. Sei es nun als Hobby oder aber semi-professionell. Wir werden weiterhin unsere Facebook-Seite als Infoportal nutzen und dort immer mal wieder über unsere zukünftigen Projekte informieren.

Was wird Ihnen nach 12 Jahren "Parachutes" an positiven Erlebnissen in Erinnerung bleiben?

Carsten Jung: Ich glaube, das würde hier den Rahmen sprengen. Es waren einfach unfassbar gute Jahre, in denen wir Unmengen netter Menschen kennengelernt haben und Dinge machten durften, die wir uns nicht einmal im Traum vorgestellt hatten. Höhepunkte hierbei sind wohl immer die Dinge, die eine Band auf eine neue Stufe heben: etwa der erste Auftritt, das erste Festival, die erste eigene CD oder die erste Tour im Nightliner-Bus. Wir sind einfach unendlich dankbar, dass wir das alles erleben durften.

Hat sich die Band für das letzte Konzert etwas Besonderes überlegt?

Carsten Jung: Oh ja. Aber das wird noch nicht verraten. Nur so viel: Man wird einige bekannte Gesichter aus dem Bandumfeld wiedersehen und so manchen verschollen geglaubten Schatz wieder ausgraben.

Das Abschiedskonzert der Parachutes findet am Samstag, 18. Januar, 19 Uhr im JuZ Försterstraße in Saarbrücken statt.

www.garage-sb.de

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parachutesnk

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Hintergrund:Warum gerade der? SZ-Musikexperte Kai Florian Becker (Foto) interviewt regelmäßig Musiker für uns. Warum es diesmal die "Parachutes" sein mussten, erklärt er so: Sie teilten sich die Bühne mit Szenegrößen wie Bullet For My Valentine, Taking Back Sunday, Killswitch Engage, Rise Against und Caliban. Sie veröffentlichten zwischen 2006 und 2012 vier Alben; die letzten drei bei dem renommierten deutschen Hardcore/Emo-Label Redfield Records. Und sie überlebten einschneidende Besetzungswechsel. Dennoch zieht die Band Mitte Januar einen Schlussstrich. Aber nicht aus Verzweiflung oder Enttäuschung, sondern als logische Konsequenz. Zeit für einen Blick zurück und einen nach vorn. red

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