Alte Bekannte und ein uralter Film

Saarbrücken · 30 Jahre alt wird das Straßentheaterfestival Sommerszene in diesem Jahr. Und beim Jubiläumsprogramm darf natürlich das N.N. Theater nicht fehlen. Die Kölner gehören seit Jahrzehnten zu den Lieblingen des Publikums und sorgen mit ihren eigenwilligen Klassiker-Neuinterpretationen stets für Heiterkeit.

 Alles schwarz-weiß: Von Fritz Langs Stummfilmklassiker Metropolis hat irgendwie jeder schon mal gehört. Was das N.N. Theater daraus macht, dürfte überraschend werden. Foto: N.N.

Alles schwarz-weiß: Von Fritz Langs Stummfilmklassiker Metropolis hat irgendwie jeder schon mal gehört. Was das N.N. Theater daraus macht, dürfte überraschend werden. Foto: N.N.

Foto: N.N.
 Unvergessen: Irene Schwarz vor 25 Jahren als wilde Hilde bei der Sommerszene. Foto: Wunderlich

Unvergessen: Irene Schwarz vor 25 Jahren als wilde Hilde bei der Sommerszene. Foto: Wunderlich

Foto: Wunderlich
 Vor 15 Jahren spielte das N.N. Theater eine ziemlich eigene Fassung von Bert Brechts Mutter Courage. Foto: Fine Art

Vor 15 Jahren spielte das N.N. Theater eine ziemlich eigene Fassung von Bert Brechts Mutter Courage. Foto: Fine Art

Foto: Fine Art

Irgendwie ist es ja gemein: Da haben die Saarbrücker das viel größere Schloss, doch schon zum zweiten Mal müssen sie nach Dillingen fahren, um das N.N. Theater bei der "Sommerszene" spielen zu sehen. Die Kölner Truppe gehört zu den ältesten Stammgästen der saarländischen Straßentheatertage und die großen Klassiker von Goethe über Schiller bis Shakespeare, die sie lebensprall und mitreißen auf die Freiluftbühne bringen, immer zu den Höhepunkten des Festivals. "Wir haben alle eine Schauspielausbildung" sagt Irene Schwarz, die die Truppe vor 28 Jahren mitbegründete.

Ob es nur daran liegt? Mit "Metropolis" haben sich die Kölner diesmal keinen Theater-, sondern einen Stummfilmklassiker zur Brust genommen. Fritz Langs Meisterwerk sei ein typischer Fall von: "Alle haben mal was davon gehört, aber niemand weiß richtig, worum es geht", sagt Irene Schwarz vergnügt. Das wird sich dank der N.N.'schen Erzähl- und Darstellungskunst jetzt garantiert ändern. "Es geht um Ausbeuter, um arbeitende Massen, den Jungen aus der Oberschicht, der sich in ein Unterschichtsmädchen verliebt", verrät sie schon mal.

Um sich von Langs Bilderwelt ganz frei machen zu können, hat sich die Truppe lieber auf die Romanvorlage von dessen erster Ehefrau Thea von Harbou gestützt. "Wir haben versucht, eine ganz eigene Bildersprache zu finden und uns mit Science Fiction beschäftigt", erklärt die N.N.Theater-Frau. Rund acht Wochen proben und bauen die Kölner im Schnitt an einer neuen Produktion. Auch wenn einer Regie führt, diesmal Michl Thorbecke, arbeite man auf keinen Fall so hierarchisch wie in Stadttheatern.

"Was ist das Ziel des Stücks? Welche Ästhetik wollen wir? - Das besprechen wir gemeinsam, und man ist nicht nur Darsteller, sondern steht zu 100 Prozent dahinter", beschreibt Schwarz den Unterschied.

Und das funktioniert seit 28 Jahren gut: Von den acht bis zehn Schauspielern und -innen, die zum Pool des N.N. Theaters gehören, sind zwei von Anfang an dabei, der Großteil seit 15 Jahren. Dazu gesellen sich junge Nachwuchsdarsteller, was Schwarz besonders freut. Im Winter verdienen fast alle ihr Geld in anderen Projekten und als Gäste an Stadttheatern, das N.N. Theater wiederum stemmt seine Produktionen ganz ohne öffentliche Subventionen. In einer Qualität, der Sommer Szene-Leiter Charlie Bick blind vertraut: Metropolis, das erst am 11. Juli Premiere hatte, hat er lang vorher ungesehen "gekauft".

Das Dillinger Schloss mit der Hütte im Hintergrund werde eine tolle Kulisse abgeben, schwärmt Schwarz in Vorfreude. Das saarländische Publikum ist vielleicht nicht ganz so "euphorisch" wie das im Ruhrgebiet. Aber es sei schnell und denke mit, sagt die Kölnerin. In Großstädten seien die Leute oft übersättigt und dünkelhaft. Deshalb heißt ihr Motto: "Lieber Spaß in Dillingen als Frust in Berlin".

Die Sommerszene eröffnet am Donnerstag, 13. August, auf dem Saarbrücker Schlossplatz. Ab 20.15 Uhr treten hier UliK, die Gruppe Les Grooms und das Theater Gajes auf. Das N.N. Theater spielt am Donnerstag, 20. August, 21.15 Uhr, vor dem Alten Schloss in Dillingen. Das Sommerszene-Programm findet man im Internet unter www.sommerszene.de

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