Alt-Saarbrücken verliert ein Stück Heimat

Saarbrücken · Hier wird gefeiert, hier wird geprobt, hier werden Prüfungen abgenommen, hier treffen sich die Pfadfinder und die Frauenhilfe, hier wird auch schon mal die Zukunft des ganzen Stadtteils diskutiert - im Gustav-Adolf-Haus in der Alt-Saarbrücker Gärtnerstraße

 Pfarrerin Tabitha Mangold bei der Gemeindeversammlung 2011 im Gustav-Adolf-Haus. Foto: Becker & Bredel

Pfarrerin Tabitha Mangold bei der Gemeindeversammlung 2011 im Gustav-Adolf-Haus. Foto: Becker & Bredel

Saarbrücken. Hier wird gefeiert, hier wird geprobt, hier werden Prüfungen abgenommen, hier treffen sich die Pfadfinder und die Frauenhilfe, hier wird auch schon mal die Zukunft des ganzen Stadtteils diskutiert - im Gustav-Adolf-Haus in der Alt-Saarbrücker Gärtnerstraße. Das Haus ist mehr als einfach nur ein kirchliches Gemeindezentrum, es ist nicht nur für evangelische Christen, sondern für den ganzen Stadtteil ein wichtiger Ort der Begegnung - allerdings nicht mehr lange. Die evangelische Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken sucht einen Käufer für das Zentrum.Die Stärke des Gustav-Adolf-Hauses scheint dabei zum Problem zu werden: Dass es von vielen Menschen genutzt wird, kaum aber von der Gemeinde selbst, wie Pfarrerin Tabitha Mangold sagt. Für die Bedürfnisse der Gemeinde, die in Alt-Saarbrücken nur noch rund 4700 Mitglieder hat, sei das Gustav-Adolf-Haus zu groß. Es werde zwar viel vermietet. Die Mieteinnahmen decken aber nicht die Kosten, die das Gebäude der Gemeinde verursacht, erklärt Mangold.

Die Kirchengemeinde habe lange "über ihre Verhältnisse gelebt", sagt sie. Man habe keine finanziellen Reserven mehr. Im Gegenteil: In drei Jahren sei das Defizit auf rund eine halbe Million Euro angewachsen. Diese Summe nannte die Gemeindeleitung auf einer Gemeindeversammlung im Oktober und kündigte an, dass das Gustav-Adolf-Haus und das zweite Gemeindehaus auf der Folsterhöhe verkauft werden.

Das Gebäude auf der Folsterhöhe ist inzwischen an die Freie Evangelische Gemeinde Saarbrücken verkauft, sagt Mangold. Die evangelische Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken werde dort aber Räume für ihre Arbeit mieten und weiter auf der Folsterhöhe, wo auch die Pfarrerin wohnt, präsent sein.

Dass es im unteren Alt-Saarbrücken nun Gerüchte gibt, das Gustav-Adolf-Haus sei so gut wie verkauft und werde wohl auch abgerissen, um einem Neubau Platz zu machen, versteht Mangold nicht. "Wir haben das Haus ja eben nicht einfach auf den Markt geschmissen", sagt sie. Man gehe bei der Suche nach einem Käufer sehr verantwortungsvoll vor. Im September will die Gemeindeleitung das Ergebnis der Verkaufsverhandlungen in einer Gemeindeversammlung vorstellen. Entscheiden müsse am Ende das Presbyterium der Kirchengemeinde, aber man wolle die Gemeindemitglieder bei der Entscheidung nicht außen vor lassen, versichert die Pfarrerin.

Der Verkauf ist nur ein Teil des Plans, die Gemeinde neu zu strukturieren. Der andere Teil: Ein neues, kleineres, kostengünstigeres Gemeindezentrum soll gebaut werden. Dafür gibt es drei mögliche Standorte, sagt Mangold. Die Gemeinde hat am Franzenbrunnen Grundstücke. Bis dort das neue Wohngebiet erschlossen wird, dauere es aber wohl noch zu lange, befürchtet die Pfarrerin. Am Hagen auf der Bellevue hat die Gemeinde ebenfalls ein Grundstück, dass sich eignen könnte.

Und dann gebe es noch die dritte Option: Die Gemeinde behält einen Teil der Fläche, auf der jetzt noch das Gustav-Adolf-Haus steht und baut dort deutlich kleiner neu. Aber, versichert Mangold, eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Klar sei nur: Das Gustav-Adolf-Haus hat keine Zukunft. ols

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