„Als Lehrer bin ich Evolutionär!“

Eine Rocklegende feiert Wiederwiederwiederauferstehung: Captain Sperrmüll, getragen vom unermüdlichen Didi Conrath, hat eine neue CD eingespielt. RumA RomA wird am Samstag, 29. März, im Theater Überzwerg vorgestellt. SZ-Redakteurin Susanne Brenner hat Didi Conrath vorab interviewt.

Wenn man unser SZ-Archiv durchforstet, findet man ungezählte Artikel über Didi Conrath und Captain Sperrmüll. Und alle paar Jahre taucht ein Text auf mit dem Tenor "Comeback der Kultband". Wir haben aus 1994 einen gefunden, aus 2002, 2005, 2012... Jetzt haben wir 2014, und es steht wieder eine Neuauflage an, mit teils neuer Besetzung und neuer CD. Sie sind der einzige "überlebende" Sperrmüll-Veteran. Warum ist diese Band so wichtig für Sie?

Didi Conrath: Ich bin tatsächlich der einzige Überlebende der Urbesetzung von vor 35 Jahren. Ich habe diese Band sehr geprägt und habe alle der über 600 Gigs mitgespielt. Captain Sperrmüll ist ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Die neuen Mülls gibt es jetzt etwa drei Jahre und in dieser Besetzung. Vor allem mit Bassist Felix Hubert haben wir die neuen Songs eingespielt und dadurch natürlich auch geprägt; auch wenn die Kompositionen und Texte von mir sind.

RumA RomA, der Titel der neuen CD, ist etwas rätselhaft. Was soll das bedeuten?

Didi Conrath: Eine sehr gute Freundin hat schon den Titel der letzten CD "Fette Beute" vorgegeben. Und ich hab sie auch diesmal gefragt. Der Titel hat mich sofort angeregt, und ich hab' dann dazu den Titelsong geschrieben. Was es bedeutet, bleibt bis zum 29. März unser Geheimnis. Nur so viel: Es hat auch mit dem Saarland zu tun.

RumA RomA ist - laut Ihrer eigenen Einschätzung - "das beste Album, das Captain Sperrmüll bis jetzt gemacht hat". Wieso finden Sie das?

Didi Conrath: Captain Sperrmüll hat sich musikalisch weiterentwickelt. Es ist auch das technisch ausgefeilteste Album - ohne steril zu sein. Wir haben im eigenen Studio aufgenommen, dann in der Soundfactory bei Michael Schorlepp gemischt. Das Mastering haben wir in Hamburg bei Master Pinguin machen lassen. Das Ergebnis ist sehr erstaunlich, wenn in den entscheidenden Phasen Profis am Werk sind.

Captain Sperrmüll war und ist eine Polit-Rock-Band. Ist das eigentlich noch zeitgemäß? Irgendwie hat man ja das Gefühl, die Gesellschaft wird immer unpolitischer.

Didi Conrath: Der Begriff Polit-Rock-Band gefällt mir nicht so. Das klingt so nach Agit-Prop. Captain Sperrmüll ist das nie gewesen. Wir haben diesen Stempel aus unseren wilden Zeiten nie wirklich ablegen können. Ich finde es wichtig, zu gesellschaftlichen Verhältnissen Stellung zu beziehen und dadurch zu Veränderungen beizutragen. In diesem Sinne sind wir politisch, aber keine Polit-Rock-Band.

Auch für die neuen Songs auf RumA RomA haben Sie wieder die Texte gemacht. Welche Themen treiben Sie diesmal um?

Didi Conrath: Ein ganz wichtiges Thema ist die katholische Kirche und ihre Missbrauchsfälle. Aber auch die beiden Päpste kriegen ihr Fett weg. Dann geht es um Zwischenmenschliches, mal ernst, mal mit einem Augenzwinkern. Auch Liebeslieder und Philosophisches kommt nicht zu kurz.

Mit der CD-Party im Theater Überzwerg erinnern Sie noch an ein anderes Kapitel Ihrer Lebensgeschichte: Gemeinsam mit Alice Hoffmann, Jochen Senf und anderen haben Sie ja vor 25 Jahren das Kinder- und Jungendtheater Überzwerg mitgegründet. Aber Theater haben Sie hier schon lange nicht mehr gespielt. Ist das Kapitel abgeschlossen?

Didi Conrath: Theater ist nach wie vor für mich Thema. Noch im letzten Sommer habe ich mit Alice Hoffmann in Bayern das Stück "wEHEdem" gespielt; und es ist nach wie vor im Repertoire. Alice hat auch bei einem Titel auf dem neuen Album mitgewirkt. Bei meiner Tätigkeit als Lehrer ist Theater ein wichtiger Bestandteil meines Unterrichts.

Nach vielen wilden Jahren ist ja sogar ein Didi Conrath ruhiger geworden - zumindest ein bisschen. Sie arbeiten seit ein paar Jahren als Grundschullehrer in Landau. Wie fügt sich das in Ihr ja doch eher rebellisches Leben? Warum gerade Lehrer?

Didi Conrath: In der Grundschule habe ich den Durchschnitt der Gesellschaft. Das ist spannend und alles andere als ruhig. Der einzige Unterschied zu meinem vorherigen Leben ist, dass ich nicht mehr so viel unterwegs bin. Ich bin weg von der Überzeugung, man könne mit einer Revolution die Verhältnisse auf Dauer verändern. Als Lehrer bin Evolutionär!

Konzert von Captain Sperrmüll, RumA RomA, am Samstag, 29. März, 20.30 Uhr, im Theater Überzwerg, Erich-Kästner Platz. Karten:

Tel. (06 81) 9 58 28 30.

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