Alles für den Baum

Saarbrücken · Knapp 200 ehrenamtliche Baumpaten kümmern sich in Saarbrücken um Bäume und Baumscheiben. Dazu gehören Tanja Fleckes und Jo Schneider, die ungewöhnliche Maßnahmen ergreifen, um ihre Baumscheibe zu schützen.

 Friseur Jo Schneider und Tanja Fleckes haben die Patenschaft für diesen Baum in der Mainzer Straße übernommen. Foto: Rich Serra

Friseur Jo Schneider und Tanja Fleckes haben die Patenschaft für diesen Baum in der Mainzer Straße übernommen. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Recht schick kommt sie daher, die Baumscheibe vor dem Frisörladen von Jo Schneider in der Mainzer Straße. Zwei kleine, gusseiserne Fahrräder mit bepflanzten Blumentöpfen flankieren dort auf einem Kiesbett eine meterhohe Mongolische Linde. So pittoresk sah die Baumscheibe in den vergangenen Wochen nicht immer aus, weshalb die Baumpaten Schneider und seine Lebensgefährtin Tanja Fleckes eine drastische Maßnahme ergriffen.

Doch von vorne: Seit drei Jahren hat Jo Schneider seinen Laden in der Mainzer Straße. Ein Jahr lang hat er sich zusammen mit Fleckes den Dreck - Hundekot, Kippen und anderen Müll - an der Baumscheibe vor seinem Salon angeschaut. Bis es ihm zu bunt wurde. "Ich bin ein Augenmensch und hab es gerne schön", sagt Schneider. "Und hier vorm Laden war es alles andere als schön", ergänzt Fleckes: "Die Baumscheibe war von Unkraut besiedelt, verdreckt und einfach nur trostlos." Deshalb hätten sie bei der Stadt angefragt, was man tun kann, um die Baumscheibe zu verschönern - und so von der Baumpatenschaft erfahren. "Das ging dann ganz fix", erinnert sich Fleckes, die Gartenarbeit als Ausgleich zu ihrem Sekretärinnenjob betrachtet. Ein Treffen mit einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Unterschriften auf dem Patenschaftsvertrag - schon waren Fleckes und Schneider zwei von insgesamt 180 Baumpaten in Saarbrücken. Jeden Morgen sieht Schneider seither vor der Arbeit nach, ob alles in Ordnung ist mit der Baumscheibe, alle zwei Wochen kümmert sich Fleckes, rupft Unkraut und entfernt vertrocknete Blätter. "Den Nachbarn und meinen Kunden gefällt's", sagt Schneider.

Den typischen Baumpaten gebe es nicht, "das sind Junge und Alte, Männer und Frauen gleichermaßen", sagt Volkmar Schulz vom Saarbrücker Grünamt: "Das Gros sind Paten für Bäume, viele haben aber auch die Patenschaft von Baumscheiben oder Grünflächen übernommen." Pro Jahr gebe es in etwa gleichbleibend viele Anfragen. Verdreckte Baumscheiben zu verschönern sei einer der Hauptbeweggründe, eine Patenschaft zu übernehmen, erklärt Schulz: "Andere wollen die Bäume einfach nur pflegen und während längerer Trockenzeiten gießen." Grundsätzlich kann jeder eine Baumpatenschaft übernehmen - von jedem Baum in Saarbrücken, der nicht auf Privatgelände steht. Die Bezirksgärtnermeister schauen laut Schulz immer mal wieder vorbei, um zu prüfen, ob der Baum oder die Baumscheibe auch tatsächlich gepflegt wird. Ist dies nicht der Fall, kann die Stadt die Patenschaft beenden.

Ganz auf eigene Faust gehandelt haben Fleckes und Schneider: Weil Vandalen immer wieder Blumen aus den Töpfen gerissen und die Räder umgeworfen hätten, haben die beiden ein Schild an den Stamm der Linde geheftet, auf dem steht: "Achtung! Diese Baumscheibe wird videoüberwacht!" (wir berichteten) "Seither ist weitgehend Ruhe eingekehrt und kaum noch Müll da", sagt Fleckes. Als nächstes plant sie die Baumscheibe mit blühendem Lavendel aufzuhübschen. In der Hoffnung, dass sie unversehrt bleibt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort