Albtraum im Urlaubsparadies

Saarbrücken · Meeresbiologin Frauke Bagusche stellte ihre Arbeit in der Frauenbibliothek vor.

 Die Meeresbiologin Frauke Bagusche während einer ihrer Forschungsreisen zum Klimawandel. Foto: Pierre Bouras/aquapower-expedition.com

Die Meeresbiologin Frauke Bagusche während einer ihrer Forschungsreisen zum Klimawandel. Foto: Pierre Bouras/aquapower-expedition.com

Foto: Pierre Bouras/aquapower-expedition.com

Dass der Klimawandel schlecht für die Umwelt ist, haben wir schon oft gehört. Doch wie er sich konkret auf die Meere auswirkt und infolgedessen auch auf uns, erklärte Frauke Bagusche kürzlich in der Frauengenderbibliothek. Mit ihrem Vortrag eröffnete die Meeresbiologin die Vortragsreihe über "Frauen in besonderen Berufen".

"Schon früher saß ich stundenlang vor Ameisenhügeln und habe die Strukturen angeschaut oder Müll in Bächen gesammelt", erzählt die 38-Jährige. Sie fängt bei ihren Wurzeln an und erinnert sich an ihre Zeit als schlechte Schülerin und Studentin. Auf einer Karte zeigt die promovierte Biologin, wie sie nach Ägypten zum Sinai gereist ist und dort geforscht hat. "Für mich soll es nichts anderes geben", war für sie klar, nachdem sie die traumhafte Unterwasserwelt in Ägypten gesehen hatte. Die beeindruckenden Aufnahmen lassen keinen Zweifel daran. Nach ihrem Studium der Biologie in Frankfurt kam sie über Stellen in Wien und Paris zu ihrem Promotionsplatz in Southampton. "Eine traumhafte Kulisse", schwärmt sie von Ägypten und dem Sinai. Sie ist auf einem Foto zu sehen, als sie Muscheln am Strand sammelt.

Das Thema ihrer Arbeit und ihre Forschungsergebnisse waren weniger erfreulich: "Die Auswirkungen des Klimawandels, sprich die Ozeanversauerung und der Temperaturanstieg, auf kalzifizierende Meeresbewohner." Bei einer höheren Wassertemperatur sind die Austern, mit denen sich Bagusche beschäftigte, schneller gewachsen. In der Kombination mit dem Anstieg des Säuregehalts waren die Auswirkungen auf die Austern aber umso schlimmer: Die Schalen wurden stark angegriffen.

In der Zeit nach ihrer Promotion arbeitete Bagusche auf den Malediven. Sie zeigt ein Foto von einem traumhaften, sauberen Sandstrand mit Palmen. "Die meisten denken, dass es dort so aussieht", sagt Bagusche und wechselt zum nächsten Foto, auf dem am ganzen Strand Müll verteilt ist und die Pflanzen abgestorben sind. Es sei üblich, dass auf den Inseln ein Strand quasi als Müllhalde genutzt wird. Wenn die Touristen schlafen, fahren Boote aufs Meer, und die Menschen verteilen den Müll im Wasser. "Ich selbst war schon auf so einem Boot und habe gesehen, wie die Haie sich um das Boot gesammelt haben", erinnert sie sich. Für die Haie sei die Berührung mit dem Müll von Menschen eine große Gefahr. Sie werden neuen Krankheiten ausgesetzt. Haie sind wichtige Tiere im Nahrungskreislauf des Meeres und keineswegs gefährlich.

Auf den Malediven hat sie Vorträge gehalten zu diesem Thema, unter anderem für Kinder. "Die Eltern waren manchmal sauer, weil sie den Rest des Urlaubs mit ihren Kindern Müll am Strand aufsammeln mussten", erzählt sie stolz. Ein Erfolg. Diese kleinen Erfolge brauche unsere Gesellschaft, und jeder könne etwas tun, meint Bagusche. Auch die Saarbrücker könnten darauf achten, weniger Plastik zu verbrauchen.

Bagusche sagt über ihren Beruf: "Man muss auf jeden Fall Idealistin sein." Es sei nicht einfach, Fuß zu fassen, und es gebe immer wieder schwierige Phasen. Meeresbiologen müssten sich alle paar Monate neue Projekte suchen, so wie Bagusche selbst gerade. Sie versucht, von Saarbrücken aus wieder Arbeit in Europa zu finden, um näher an ihrer Familie zu sein.

 Frauke Bagusche stellte ihren Beruf in Saarbrücken vor. Foto: Burkhardt

Frauke Bagusche stellte ihren Beruf in Saarbrücken vor. Foto: Burkhardt

Foto: Burkhardt
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