Akkuschrauber statt Zepter

Wadern · Fünf Meter hoch soll der Prunkwagen der Waderner Karnevalsgesellschaft für den Umzug an Rosenmontag werden. Auch Prinz Nicki und Prinzessin Ina sind im Einsatz.

 Das Prinzenpaar Nicki I. und Ina I. im Einsatz beim Festwagenbau im Keller der Waderner Herbert-Klein-Halle. Foto: Rolf Ruppenthal

Das Prinzenpaar Nicki I. und Ina I. im Einsatz beim Festwagenbau im Keller der Waderner Herbert-Klein-Halle. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Aua. Das tut weh. Nicki lässt Akkuschrauber und Arbeit im Stich, steckt den Daumen in den Mund. Schnell verbeißt sich die königliche Hoheit den Schmerz, greift wieder zu dem Werkzeug, springt auf den Wagen, arbeitet weiter. Vor Wochen haben das Prinzenpaar des Jahres und Sitzungspräsident Stefan Regert, unterstützt von Kollegen der Waderner Karnevalsgesellschaft, den Untersatz eines ausrangierten Erntewagens in den Raum unter der Herbert-Klein-Halle gezogen. Fast täglich treffen sie sich in der ehemaligen Unterkunft des Waderner Bauhofes, um ihr Werk zu vollenden - einen Motivwagen für den Rosenmontagsumzug - einen, der den saarländischen Repräsentanten der Narren würdig ist. Das Motiv will "Architekt" Walter Hoffmann nicht verraten. Nur so viel gibt der Mann preis: "Wir haben uns was einfallen lassen, das auf das Motto der Stadt passt: Wadern wird schöner - wir bauen um." Drei Farben hat der Handwerker, seit 30 Jahren in der KG engagiert, für das königliche Gefährt, einen Doppeldecker, ausgesucht. "Bis zu fünf Meter soll es hoch werden. Der Aufbau kommt aber erst an Rosenmontag drauf, wenn wir den Wagen rausfahren."

Seine prächtige Uniform hat der saarländische Prinz des Jahres für den Arbeitseinsatz unter der Stadthalle gegen eine stahlblaue Arbeitshose und einen blaugrauen Sweatshirt mit Kapuze eingetauscht, Prinzessin Ina ihr zauberhaftes Kleid gegen schwarze Jeans und hellgraues Sweatshirt. Trotz der schwarzen Mütze, die sich sich auf ihr langes, blondes Haar gestülpt hat, plagt sie die Kälte. "Am Samstag trete ich mit der Waderner Tanzgruppe in Neuhütten auf. Wenn ich dann zur Kappensitzung nach Wadrill komme, bin ich schon 19", verrät die aparte Abiturientin und beobachtet, wie Philipp Heinz, Niklas Pierrot und Dennis Lenz, allesamt Freunde von Nickie, gleich mehrmals das Maß an die Latten legen. Noch einmal vergewissern sie sich über die genaue Länge - dann erst wird die Handsäge angesetzt. Ihre Zähne beißen sich durch das Holz. Derweil fahndet der Prinz nach der Stichsäge - in dem Wust von all dem Handwerkszeug, Platten und Latten keine leichte Aufgabe. Auf eine kurze Suche folgt die Erfolgsmeldung: "Ich hab' sie."

Auflagen vom Ordnungsamt

"Geht mit dem Teil noch ein bisschen nach oben", mahnt Walter Hoffmann seine drei Kollegen Theo Dubois, Wolfgang Pfister und Paul Venhuis, die eine riesige Holzplatte hochhieven, um sie am linken Teil des Wagens zu festigen. Stefan Regert und Nickies Freunde springen bei: Die Arbeit mit der Platte wird zur Gemeinschaftsaufgabe, um absolute Genauigkeit zu garantieren. "Hau mal eine Schraube rein" - eine Aufforderung, der der Prinz prompt Folge leistet. Eingeplant sind auch die 30 Zentimeter Bodenfreiheit - eine von vielen Bestimmungen, auf die die Ordnungsämter ihren Blick richten.

Denn bei den Sicherheitsbestimmungen sind nach der Massenpanik bei der Loveparade 2011 mit 21 Toten auch bei den Gaudiwürmern die Daumenschrauben angezogen worden. Gewarnt durch diese Tragödie, beobachten die Ordnungsämter die Einhaltung der Auflagen mit Argusaugen - ganz gleich, ob die Angaben zum Streckenverlauf, die Absperrungen, die medizinischer Versorgung, die Ordnungskräften oder eine ausreichende Haftpflichtversicherung. "Sechs Leute werden aus Sicherheitsgründen rechts und links neben dem Wagen gehen", erzählt Hoffmann.Trotz aller Begeisterung für die Fastnacht in Wadern - für die Leute der Karnevalsgesellschaft werden die närrischen Tage zur Herausforderung. "Wir haben drei Tage lang Veranstaltungen - von der Kappensitzung am Samstag, über die Kinderkappensitzung am Sonntag bis zum Umzug am Montag." Doch was tut man nicht alles, damit im Hochwald ausgelassen und sicher Fastnacht gefeiert werden kann.

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