Ältestenrat drückt die Schulbank

Saarbrücken. Die jüngste Sitzung des SZ-Ältestenrates begann mit dem Gedenken an einen der Gründer, den kürzlich verstorbenen Carl Bossert. Rüdiger Kaldewey, der Sprecher des SZ-Ältestenrats, würdigte Bossert als jemanden, "dem die Arbeit für die Stadt immer eine Herzenssache war". Auch sei es Bosserts Wunsch gewesen, dass der Ältestenrat Kindern und Jugendlichen begegnet

 Rüdiger Kaldewey kehrte mit dem SZ-Ältestenrat an den ehemaligen Arbeitsplatz zurück. Er leitete das Gymnasium bis 2004. Die Gäste sprachen mit Elftklässlern über Schule von heute. Foto: iris maurer

Rüdiger Kaldewey kehrte mit dem SZ-Ältestenrat an den ehemaligen Arbeitsplatz zurück. Er leitete das Gymnasium bis 2004. Die Gäste sprachen mit Elftklässlern über Schule von heute. Foto: iris maurer

Saarbrücken. Die jüngste Sitzung des SZ-Ältestenrates begann mit dem Gedenken an einen der Gründer, den kürzlich verstorbenen Carl Bossert. Rüdiger Kaldewey, der Sprecher des SZ-Ältestenrats, würdigte Bossert als jemanden, "dem die Arbeit für die Stadt immer eine Herzenssache war". Auch sei es Bosserts Wunsch gewesen, dass der Ältestenrat Kindern und Jugendlichen begegnet. Deshalb trafen sich zwölf Mitglieder jetzt in der Saarbrücker Marienschule, die Kaldewey bis 2004 geleitet hatte.

Schultafel ist passé

Was sich dort verändert hat, erstaunte nicht nur den ehemaligen Schulleiter. Schon auf den ersten Blick bemerkten alle, dass die gute alte grüne Tafel einen Nachfolger hat. Der heutige Schulleiter, Albrecht Adam, stellte den Gästen das Gymnasium auf einem sogenannten Whiteboard vor. Er tippte auf die moderne Tafel. Schon erschien die nächste Seite des Schulporträts. Ganz ohne Kreide und Auswischen. Seit 1983 lernen an der ehemals reinen Mädchenschule auch Jungs.

1994 übernahm das Bistum Trier die Trägerschaft von den Dominikanerinnen in Speyer. Das christliche Leitbild blieb der Schule aber erhalten. "Das Christentum ist die Folie, die unter dem liegt, was wir tun", sagte Adam. Dennoch verlange das veränderte Weltbild der Schüler auch einen anderen Tagesablauf und andere Unterrichtsmethoden. Statt auf Frontalunterricht legten die Lehrer der Marienschule Wert auf Zusammenarbeit. Das heißt: Sie lehren und erziehen nicht nur, sondern beraten und fördern die Schüler außerhalb des regulären Unterrichts.

Auch beziehe Schule die Eltern viel mehr ins Geschehen ein als zu den Zeiten, als die Mitglieder des Ältestenrats die Schulbank drückten. "Mein Vater war damals nur einmal in der Schule. Und zwar, um mich anzumelden", erzählte Adam.

Dass die Lehrer "vormittags Recht und nachmittags frei haben", ein Spruch, den Adam auf dem Whiteboard zeigt, gelte insbesondere in der heutigen Schule nicht. Zurzeit halte ein Lehrer an der Marienschule in der Regel 26 Unterrichtsstunden pro Woche. Doch G 8, das Turbo-Abitur, das in acht statt neun Jahren absolviert wird, bedeute nicht nur längere Arbeitszeiten für Lehrer. Insbesondere für Schüler sei die verkürzte Schulzeit eine höhere Belastung. Denn dadurch sei die Anzahl der Unterrichtsstunden gestiegen.

"Damit müssen wir leben", sagt Adam, den die Regelung, die Schüler früher in die Wirtschaft zu schicken, nicht begeistert. 34 Stunden pro Woche seien ab Klasse 9 ganz normal - Vor- und Nachbereitung des Unterrichts sowie Lernen für Arbeiten nicht eingerechnet.

Freizeit wird knapp

Was den Jugendlichen noch an Freizeit bleibt, erfuhr der Ältestenrat direkt von Elftklässlern, die gerade Geschichte hatten. Lisa erzählte, es falle nach der Schule schwer, noch einmal fürs Lernen fit zu werden. Für Freizeitaktivitäten bleibe kaum noch Zeit, sagte David. Andere Schüler schafften es jedoch, zum Sport zu gehen und in Vereinen aktiv zu sein. Adam sagte dem Ältestenrat, die Schule von heute verlange von den Jugendlichen, regelrechte Zeit-Manager zu werden. Auch müssten sie lernen, ihre Arbeitskraft ökonomisch einzusetzen. Die Eigenverantwortlichkeit der Schüler sei enorm gestiegen. Anna-Luise Hossfeld-Umlauf vom Ältestenrat findet das "keine schlechte Vorbereitung auf die Arbeitswelt".

Stichwort

Vom Ältestenrat nahmen teil: Rüdiger Kaldewey, Walter Schaz, Manfred Riehs, Hildegard Redicker, Heribert Bernardy, Manfred Fuhrmann, Günther Ersfeld, Werner Kirsch, Marianne Tausend, Anneliese Mathis, Ruth Budich, Anna-Luise Hossfeld-Umlauf. pam

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