Achtung, Ansteckungsgefahr: Rositis

Saarbrücken · Kommt Rose, kommt Platz": Haben Sie das schon mal jemanden sagen hören? Dann Achtung, halten Sie Distanz: Der Jemand könnte einen ansteckenden Virus in sich tragen. Erzählt er Ihnen dann noch mit leuchtenden Augen, er habe just drei Rosenschulen Pflanzenbestellungen für den kommenden (!

) Herbst geschickt, ist die Diagnose klar: akute Rositis.

Der Virus wird von Mensch zu Mensch übertragen, Rosen-Begeisterung steckt halt an. Dazu gibt es rätselhafte, von der Wissenschaft noch nicht abschließend erklärte andere Infektionswege ; neben Besuchen in Rosengärten bergen offenbar das Blättern in einschlägigen Büchern und das Anschauen von Rosenfotos Ansteckungspotenzial. Übrigens unabhängig davon, ob ein Garten existiert, Rositis kann auch Balkonbesitzer ergreifen.

Die Betroffenen nutzen jedes verfügbare Fleckchen Erde, um Rosen zu pflanzen. Im fortgeschrittenen Stadium wird den Rosen jährlich ein Stück Rasen geopfert, auf dem Balkon muss die Familie den Rosen-Kübeln zuliebe zusammenrücken. In der "Kommt-Rose-kommt-Platz"-Phase kann man im Novembernieselregen, zur Rosen-Pflanzzeit, Menschen mit Rosen in der Hand durch den Garten irren sehen, auf der Suche nach letzten freien Viertelquadratmetern. Ganz schwer Infizierte gehen regelrecht auf Rosenjagd, fahnden im In- und Ausland nach seltenen Sorten, mit jahrelanger Ausdauer.

Die Rositis-Infektion weckt bei den Betroffenen - mangels Leidensdruck - kein Bedürfnis nach Heilung. Ohnehin bleibt der Virus lebenslang. Auch wenn er sich mal nicht bemerkbar macht; solche Latenzphasen können jederzeit wieder in akute Schübe übergehen.

Also Vorsicht. Glauben Sie vor allem niemandem, der "Kommt Rose, kommt Platz" sagt! Dieses Märchen wird niemals wahr, das weiß ich sicher - ich habe es nämlich ausprobiert.

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