Abwasser trifft Schönheit

Saarbrücken · Der spätere Saarbrücker Stadtbaudirektor Peter Paul Seeberger entwarf 1954 die Abwasserpumpstation in der Saarbrücker Rosenstraße - ein Bauwerk, das interessante Technik und gute Architektur vereint. Bereits 1925 war es errichtet worden, um Abwässer zu heben.

 Beeindruckend wirkt die Technik des Abwasserpumpwerkes in der Rosenstraße. Foto: Becker&Bredel

Beeindruckend wirkt die Technik des Abwasserpumpwerkes in der Rosenstraße. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel
 Simone Stöhr und Dirk Andres vom Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetrieb (ZKE) vor dem Pumpwerk in der Rosenstraße. Foto: Becker&Bredel

Simone Stöhr und Dirk Andres vom Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetrieb (ZKE) vor dem Pumpwerk in der Rosenstraße. Foto: Becker&Bredel

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Seit August 1990 riecht es an der Ecke Rosenstraße/Bismarckstraße lange nicht mehr so streng und oft nach "Kanal" wie früher. Damals wurde dem 1925/26 hier errichteten Abwasser-Pumpwerk nämlich eine Filteranlage gegönnt. Ganz zum Verschwinden bringt sie den Gestank nicht. Schließlich werde hier Schmutzwasser in riesigen Mengen verwirbelt, und das führe nun einmal zu den gelegentlichen Belästigungen, erklärt Simone Stöhr, die beim Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetrieb (ZKE) den Bereich Abwasser verantwortet - und die dieses Bauwerk besonders mag. Lässt man das Geruchsproblem außer Acht, so steht das "Pumpwerk Rosenstraße" in der Tat für eine einzigartige Verbindung von interessanter Technik und erstklassiger Architektur.

Wegen der unterschiedlichen Geländehöhen in Saarbrücken ist es nicht möglich, alles Abwasser im freien Gefälle zu den Kläranlagen zu bringen. Es ist notwendig, an den Tiefpunkten Pumpstationen einzubauen, die Schmutzwasser und Regenwasser in höher gelegene Kanäle transportieren. Nach Worten von Dirk Andres, Leiter der Abteilung Kanalbetrieb beim ZKE, gibt es in der Stadt 47 solcher Pumpstationen. Die meisten liegen unterirdisch und sind nicht wahrzunehmen. Die in der Rosenstraße ist eine der ältesten und gleichzeitig die größte der oberirdischen. Jährlich fördert diese Anlage etwa eine Million Kubikmeter Schmutzwasser, und zwar aus dem Einzugsgebiet von St. Johanner Markt, Staden, Römerkastell und Teilen Brebachs. Diese Abwässer werden in der Rosenstraße von gewaltigen Tauchwasserpumpen mechanisch bis zu sechs Meter gehoben, um danach in die Kläranlage Burbach zu fließen. Bis 1954 wurde die Anlage manuell bedient, heute geht alles ferngesteuert, Störungen werden von der Technik erkannt und in die Zentrale gemeldet. Trotz aller Technik ist es regelmäßig nötig, in der Anlage mit Handarbeit Fettablagerungen zu entfernen und Teile zu entsorgen, die sich in die Kanalisation verirrt haben. Manche Leute schaffen es, berichtet Andres, Bademäntel in der Toilette zu entsorgen. Eine Besonderheit der Pumpstation Rosenstraße ist der 1954 errichtete Hochbau aus Beton, Holz und Stahl. Er stammt vom Architekten Peter Paul Seeberger (1906 bis 1993), der 1948 Leiter des Saarbrücker Hochbauamtes geworden war und von 1958 bis 1970 als Stadtbaudirektor wirkte. Die meisten Saarbrücker gehen achtlos an dem runden Bauwerk vorbei, das in der Denkmalliste des Saarlandes geführt ist, dessen Qualität sich aber nicht auf den ersten Blick erschließt und das auch nicht erklärt wird. Die Stadt will das Gebäude 2015 renovieren. 250 000 Euro sollen Betonsanierung, Dacherneuerung und weitere notwendige Arbeiten kosten. Vielleicht ist bei so viel Geld auch noch eine Tafel drin, auf der die so besondere Pumpstation Rosenstraße gewürdigt wird.

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