Abschied von einem Macher mit Herz

Saarbrücken · Benedikt Welter schrieb von Hoffnung. Er schrieb davon, dass Christen "hinter dem Vorhang der Zeit" noch etwas erwarten. Und er, der Dechant des katholischen Dekanats, fügte die Sätze an, in denen der italienische Literatur-Nobelpreisträger Salvatore Quasimodo einst das Leben zusammengefasst hat: "Ein jeder steht allein auf dem Herzen der Erde, getroffen von einem Sonnenstrahl.

 „Die Zigarette hat zu ihm gehört. Die Hosenträger haben zu ihm gehört.“ Deshalb zeige dieses Foto den Menschen Rolf Konrad wie er war, sagt sein Sohn Ralf. „Hemdsärmelig, gerade heraus und mit einem untrügbaren Blick fürs Detail – und mit dem Herzen am rechten Fleck“ – so beschreibt ihn ein Kunde. Foto: Konrad

„Die Zigarette hat zu ihm gehört. Die Hosenträger haben zu ihm gehört.“ Deshalb zeige dieses Foto den Menschen Rolf Konrad wie er war, sagt sein Sohn Ralf. „Hemdsärmelig, gerade heraus und mit einem untrügbaren Blick fürs Detail – und mit dem Herzen am rechten Fleck“ – so beschreibt ihn ein Kunde. Foto: Konrad

Foto: Konrad

Und plötzlich: Abend."

Am selben Tag, an dem Benedikt Welter in seiner Post zum Jahreswechsel von Zuversicht sprach, kam die Nachricht, dass für Rolf Konrad der Vorhang der Zeit gefallen ist. Der Metzgermeister und Unternehmer ist am vergangenen Samstag nach längerer Krankheit gestorben - knapp zwei Wochen nach seinem 77. Geburtstag. Heute um 12.30 Uhr ist in der Alt-Saarbrücker Pfarrkirche St. Jakob der Trauergottesdienst.

"Hemdsärmelig, gerade heraus und mit einem untrügbaren Blick fürs Detail - und mit dem Herzen am rechten Fleck", so beschreibt ihn jemand, der nicht nur gerne in den Konrad-Läden in der Eisenbahnstraße und in der Diskontopassage kauft, sondern gerne mit ihm über Architektur geplaudert hat. Genau so wie dieser gemeinsame Bekannte habe auch ich Rolf Konrad in Erinnerung: Als einen, der ein Macher war - 16 Jahre lang Obermeister der Saarbrücker Fleischerinnung, 25 Jahre lang Mitglied der Vollversammlung der Handwerkskammer, 20 Jahre in deren Vorstand, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Einer, der 60 Fleischer und 116 Verkäuferinnen ausgebildet hat. Rolf Konrad war ein Macher, ja, aber einer, der beim Machen nicht vergessen hat, über den Sinn seines Tuns nachzudenken. Ein Unternehmer im besten Sinne des Wortes also.

Der Mann, der 1964 die von seinem Großvater 1896 gegründete Metzgerei übernommen hat, verkaufte nämlich nicht nur Wurst und Fleisch, sondern kaufte auch Immobilien. Immer nur in Alt-Saarbrücken - in seinem Stadtteil, wie sein Sohn Ralf betont. Und wenn er kaufte, ging es ihm nicht nur darum, Besitz anzuhäufen. Rolf Konrad wollte gestalten, etwas für sein Viertel tun, den Menschen Angebote machen, hier zu arbeiten und hier zu leben.

Das zeigt sich am deutlichsten bei Konrads letztem Projekt: der Sanierung und dem Umbau des Garelly-Hauses nur wenige Meter von der Metzgerei entfernt. Möglichst viel Büro- und Wohnraum auf engsten Raum kriegen, das Ganze möglichst billig, damit man aus der Immobilie viel Gewinn schlagen kann - so hätte das manch anderer gemacht. Konrad setzte dagegen auf viele Freiflächen, ließ seinen Architekten im Sinne der Menschen bauen, die dort heute zu Hause sind. Für viele war er ein Sonnenstrahl. Und nun, nicht ganz so plötzlich: Nacht. Und die Zuversicht, dass seine Erben in seinem Sinne weitermachen.

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