Abschied von der Tüte

Saarbrücken · Kunden müssen ab Juli deutlich mehr für Plastiktüten bezahlen. Darauf haben sich Umweltministerium und Einzelhandel geeinigt. Rund 260 Unternehmen haben sich verpflichtet, die Taschen nicht mehr kostenlos abzugeben. Die SZ fragte in Saarbrücken nach, was die Kunden von dem neuen System halten.

 Nicht so leicht auszurotten: die Plastiktüte beim Einkaufen. Dabei würden viele Saarbrücker durchaus gern auf sie verzichten oder mehr bezahlen. Foto: Michael Burrell/Fotolia

Nicht so leicht auszurotten: die Plastiktüte beim Einkaufen. Dabei würden viele Saarbrücker durchaus gern auf sie verzichten oder mehr bezahlen. Foto: Michael Burrell/Fotolia

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"Ich finde die Maßnahme gut", antwortete Carolin Schmidt. Für sie sind die momentan oft geforderten zehn Cent für eine Plastiktüte berechtigt. In manchen Geschäften gäbe es zum Beispiel hochwertigere Tüten, "die man dann auch wiederbenutzen kann, da diese entsprechend stabil sind." Auch früher hat die 21-jährige Studentin die Plastiktüten mehrfach benutzt, allerdings seien die ganz kleinen Tüten eher unnötig und man konnte sie nicht weiterverwenden.

Auch Walter Wegner findet die Maßnahme in Ordnung. "Dann sind unsere Meere und die Mülldeponien nicht mehr so überfüllt", erklärt Wegner. Er würde sogar bereitwillig mehr für die Plastiktüten zahlen und schlägt als Plastiktütenpreis 25 Cent vor. Papiertüten wären für ihn eine gute Alternative, jedoch ist das nicht immer möglich, wie der 65-Jährige bei seinem heutigen Einkauf bemerkt hat. "Das Geschäft hatte keine Papiertüten, und ich wollte mir meine neuen Kleider nicht über den Arm hängen", sagt der Pensionär.

Auch Sabine Enkirch hätte gerne auf ihre neu erworbene Plastiktüte verzichtet, wird ihre weiteren Einkäufe aber alle in diese Tasche packen. "Beim normalen Lebensmitteleinkauf denkt man ja an eine Tasche, aber bei dem spontanen Shopping hatte ich jetzt keine dabei, und meine Handtasche ist zu klein", sagte die 45-Jährige. Die gelernte Einzelhandelskauffrau sieht selbst jeden Tag, wie viele Plastiktüten von den Kunden verlangt werden und findet, dass diese noch teurer werden müssen: "Damit das Konzept auch zieht, müssten Preise von mindestens 50 Cent verlangt werden", erklärt Enkirch.

Simona Bodenstein machte auf ein ganz anderes Problem aufmerksam: "Ironisch ist es schon, wenn die Bio-Produkte in Plastik eingepackt sind. Dann verzichte ich bei Obst zum Teil lieber auf das Bio-Siegel und dadurch auch auf das Plastik", erklärte die 20-jährige Studentin. Außerdem dienen die Plastiktüten der Geschäfte auch Werbezwecken.

Leyla Taskiran findet es in Ordnung, dass die Tüten nun Geld kosten sollen. "Meiner Meinung nach kann man Kleinigkeiten, die man einkauft, auch in die Tasche stecken. In unserer Generation hat doch fast jeder einen Jutebeutel dabei", sagte die 19-Jährige. "Durch die Frage an der Kasse denkt man automatisch darüber nach, ob man die Tüte zwingend braucht oder eben nicht." Die Saarbrückerin wünscht sich außerdem auch im Saarland Läden, in denen man ohne Verpackung einkaufen kann. Solche Geschäfte gebe es bereits in Großstädten wie Berlin. Man bringe seine eigene Verpackung mit und sei nicht daran gebunden, eine bestimmte Menge zu kaufen, wie es bei den abgepackten Produkten der Fall ist. "Zehn Cent finde ich der Umwelt zuliebe in Ordnung", sagt Kira Ochs (27). Sie habe ihre bisherigen Plastiktüten aber auch wiederverwendet: "Da diese meist stabiler sind als normale Mülltüten, konnte ich darin das Katzenstreu oder auch den normalen Hausmüll gut entsorgen."

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