Saarbrücker Künstler entwerfen originelle Stadtkarte für Touristen

Saarbrücken · Orte, die man nicht auf Anhieb sieht. Die einem vielleicht jahrelang verborgen bleiben. Die gibt es auch in Saarbrücken. Und genau die wollen Alexander Karle und sein Team in ihre „Karte für junge Reisende“ aufnehmen.

 Sie wollen die schönen Seiten von Saarbrücken zeigen: (von links) Alexander Karle, Nicole Burkhardt und Elizabeth Pich. Die Künstler stehen vor einem Frisörladen im Nauwieser Viertel, der später auch auf der Karte erscheinen soll. Foto: tobias Ebelshäuser

Sie wollen die schönen Seiten von Saarbrücken zeigen: (von links) Alexander Karle, Nicole Burkhardt und Elizabeth Pich. Die Künstler stehen vor einem Frisörladen im Nauwieser Viertel, der später auch auf der Karte erscheinen soll. Foto: tobias Ebelshäuser

Foto: tobias Ebelshäuser

"Hell, freundlich, viele Pflanzen..." Alexander Karle schreibt ein paar Stichworte in sein Notizbuch. Der freischaffende Künstler versucht zusammenzufassen, was ihm gefällt an dem Café, in dem er und seine Freunde gerade sitzen. Mitten im Nauwieser Viertel gelegen, wird das Café Bestandteil einer neuen Stadtkarte werden, der "Map for young travellers", also der Karte für junge (und junggebliebene) Reisende .

Im vergangenen Jahr sei Karle auf einer Rundreise in Belgien und Holland gewesen. Dort habe er Stadtpläne gesehen, die so ganz anders waren, als er es bisher kannte, erzählt er. Mit viel Witz und Ironie seien dort die jeweiligen Besonderheiten der Städte beschrieben worden, und zwar direkt von den Leuten vor Ort, nicht von irgendwelchen außenstehenden Firmen. "Als ich dann zurück nach Saarbrücken kam, fand ich es ein bisschen schade, dass es hier so was nicht gibt", sagt er. Denn der Charme und der wahre Charakter Saarbrückens liege in den kleinen Dingen, die man auf Anhieb nicht so leicht findet. "Wenn jemand kurz zu Besuch ist und nur die Bahnhofstraße und maximal noch den Markt sieht, denkt er sich vielleicht: Wenn das schon Saarbrücken war, brauche ich nicht unbedingt wieder herzukommen."

Also begann er mit der Arbeit. Bald sei ihm allerdings aufgefallen, dass zur gleichen Zeit noch jemand in Saarbrücken genau dieselbe Idee hatte. Nämlich Elizabeth Pich und Jonathan Kunz, beide wie Alexander Karl, Absolventen der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Die beiden sind auch als Comiczeichner aktiv. Sie hatten bereits begonnen, an Illustrationen für die verschiedenen Ziele der Stadtkarte zu arbeiten. Anstatt sich gegenseitig Konkurrenz zu machen, hätten die drei sich dann entschieden, ihre Kräfte zu bündeln. Schließlich kam noch die Studentin Nicole Burkhardt dazu, um Fotografien für das Projekt zu liefern, und die Zusammenarbeit begann.

Mit Erfolg. Ende November gewann das vierköpfige Team den Wettbewerb "Bunte Visionäre" des Wirtschaftsministeriums, einen Wettstreit, in dem die beste Idee gefunden werden sollte, um das Saarland über seine Grenzen hinaus zu bewerben. Nun finanziert das Ministerium die Karte mit einem Budget von 7500 Euro.

Dabei gehe es bei der Karte nicht darum, nur "Hipsterläden" zu zeigen, wie Karle selbst sagt. Es sollen originelle regionale Läden und Orte einfach darauf zu finden sein. Filialen von Handelsketten gebe es schließlich in jeder Stadt.

In ein paar Zeilen soll zudem festgehalten werden, was die Plätze ausmacht. Auch Ausflugsziele in der näheren Umgebung Saarbrückens, wie zum Beispiel in Forbach oder Völklingen, sollen ihren Platz auf der Karte finden. Bis April 2017 soll sie gedruckt werden, eine bunte Faltkarte in DIN A2, zweisprachig auf Deutsch und Französisch, und vor allem: kostenlos zu haben. Denn das sei auch ein wichtiger Punkt. Die Karte sei gedacht für Menschen mit einem nicht allzu großen Geldbeutel. Deswegen sollen darauf auch einfach schöne Orte verzeichnet werden zum kostenlosen Abschalten und Entspannen, sagt Elizabeth Pich.

Das Team, ausnahmsweise ohne Jonathan Kunz, der verhindert ist, verlässt das Café. "In zwei Gehminuten gibt es allein hier vier Orte, die interessant sind für unsere Karte", sagt Karle. Sie gehen in eine Bäckerei nur ein paar Meter entfernt. Karle beginnt, über die Vorzüge des Ladens zu schwärmen, und erklärt, warum gerade diese kleine, unscheinbare Bäckerei auf ihrer Karte landen wird. Ein älterer Mann, eingepackt in Winterjacke und Wollmütze, bekommt das Gespräch mit und beweist, dass das Team offenbar weiß, wovon es redet. "Für dieses Brot komme ich extra vom Stadtrand, und das bei der Kälte", sagt er.

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