91 Weine für vier Personen

Lebach · Schweigen, riechen, schmecken, spucken: Bei der 32. Weinprämierung der Saar-Landwirtschaftskammer in Lebach sind gestern 91 Qualitätsweine der Jahrgänge 2009 bis 2013 von der Mosel geprüft worden. 19 Mal wurde Gold verliehen, fünf Weine fielen durch.

 Katrin Hermes, Kontrolleurin für Weinbau im Saarland, probiert einen Weißwein. Foto: Rolf Ruppenthal

Katrin Hermes, Kontrolleurin für Weinbau im Saarland, probiert einen Weißwein. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Auf den Tischen stehen fünf Mal so viele Gläser wie Personen anwesend sind. Zu essen gibt es trockene Brötchen. Niemand spricht. Die Gäste spucken ihre Getränke wieder aus. Wenn es derart im Sitzungssaal der Landwirtschaftskammer des Saarlandes in Lebach zugeht, dann ist das nicht etwa eine Abschiedsfeier für einen unliebsamen Kollegen. Die Stimmung ist bestens: Hier werden Weine in ihrer Güte bewertet und mit Münzen von der Kammer prämiert. Der vom Schlossweingut Thorn am Dreiländereck stammende Sauvignon Gris von 2013 erhält eine von diesmal 19 vergebenen Goldmünzen. "Ich mag seine Paprika-Note", sagt die Weinkontrolleurin Katrin Hermes. Sie ist eines der vier Mitglieder der diesjährigen Prüfungskommission und vertritt die Winzer. Bewertet werden die Kategorien Geruch, Geschmack und Harmonie. Wie würzig, fruchtig oder holzig ist das Aroma? Wenn die Prüfer ihre Nasen in die Gläser tauchen, öffnet sich eine Bibliothek in ihrem Kopf: Welche Rebsorte ist das? Welche Facetten dieser Sorte hat dieser Wein ? Muss ich den Jahrgang berücksichtigen? Hat der Wein Alterungspotential? "Manche Weine riechen nach Maggi, wenn sie sich schlecht entwickelt haben", erklärt Hermes. Für Kenner beeinflusst selbst die Glasform den Geruch. Deshalb sind die Gläser hier genormt. Die Weine sind außerdem anonymisiert.

In diesem Jahr gehen 57 trockene, 14 halbtrockene, fünf liebliche, sieben edelsüße und acht Schaumweine ins Rennen um die Münzen. Sie werden ihrerseits in Qualitäten unterschieden: Spätlese, Auslese, Eiswein, Kabinettwein und Weine aus bestimmten Anbaugebieten. 14 Rebsorten sind vertreten. Flächenmäßig den größten Anteil hatte 2013 im saarländischen Anbaugebiet der Elbling, sein Traubenertrag ist sehr hoch (100 bis 150 Hektoliter pro Hektar). "Die 2013er Ernte ist nicht wirklich mit der 2012er vergleichbar", sagt Hermes und führt aus: "Wein ist ein Naturprodukt. 2013 hatte ein langes, kaltes Frühjahr. Es gibt wenige Spitzen und die Aromatik unterscheidet sich von 2012 sehr." Bei "Spitzen" sei die Vollausreifung der Traube erkennbar, sie seien säureharmonisch und würden ihre Fruchtnote zu erkennen geben. "2013 war ein säurereicher Jahrgang", fügt die Prüferin Christine Bost hinzu. Sie vertritt in der Kommission die Verbraucher. "Alle hier geprüften Weine sind Qualitätsweine , das heißt, sie erfüllen bereits spezielle Mindestanforderungen. Die Prämierung ist die Kür", erklärt Elmar Thewes, der Leiter der Prüfstelle für Qualitätswein bei der Landwirtschaftskammer. "Das Ziel der Prämierung ist es zum einen, einen Wettbewerb unter den Winzern zu generieren, so dass sich die Weinqualitäten erhöhen. Zum anderen wollen wir dem Verbraucher eine Landkarte an die Hand geben, denn mit der Teilnahme an der Prüfung gehen gewisse Bedingungen einher, wie zum Beispiel ein Mindestbestand. Der ist sortenabhängig. Weine, die in 300-Liter-Barrique-Fässern reifen, sind beispielsweise bereits ab einem Fass Lagermenge zur Prämierung zugelassen, andere müssen zum Beispiel mindestens 500 Flaschen vorweisen."

Bei der Prüfung wurde insgesamt 47 Mal die silberne Kammerpreismünze verliehen, 20 Mal wurde mit Bronze prämiert - diese Münze wird allerdings nicht mehr verliehen. Fünf Weine sind durchgefallen. Das Ergebnis ist vorläufig.

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