80 Tonnen Thea gehen an Land

Saarbrücken · Lange diente die Thea als Wohn-Schiff. Gestern nun holten im Osthafen drei Autokräne den alten Kahn an Land. Bald soll er in Teile zerlegt und beseitigt werden.

 Erste Demontagearbeiten an der Thea. Fotos: Becker & Bredel

Erste Demontagearbeiten an der Thea. Fotos: Becker & Bredel

 Mathias Kurz

Mathias Kurz

 Mithilfe von Kränen wurde das Schiff an Land gebracht.

Mithilfe von Kränen wurde das Schiff an Land gebracht.

 Roland Gorges

Roland Gorges

 Die Feuerwehr hatte eine Ölsperre auf das Wasser gelegt.

Die Feuerwehr hatte eine Ölsperre auf das Wasser gelegt.

Es ist kurz nach 10 Uhr morgens, als Thea die Wasseroberfläche verlässt. Das alte Schiff muss raus aus dem Wasser, raus aus dem Altarm der Saar, raus aus dem schützenden Osthafen. Und das, bevor es sinkt. "Der Boden des Schiffs ist verrostet und löchrig", sagt Mathias Kurz, Projektleiter von "Stadtmitte am Fluss" in der Verwaltung, "wir wollen es jetzt der Verwertung zuführen".

Doch wie und wo dies geschehen soll, war zunächst noch fraglich. Einen Schleusengang lasse das Wasser- und Schifffahrtsamt nicht mehr zu, sagt Kurz. Das Schiff sei zu marode und das Risiko zu groß, dass es in der Wasserstraße sinke. Deshalb müsse man es vor Ort an Land heben und zersägen.

Thea schaukelt ein wenig hin und her, während sie in Richtung Boden manövriert wird. An drei Stellen ist sie befestigt. Die drei Autokräne, an denen das 80 Tonnen schwere Schiff hängt, parken in Reih und Glied am Rhenania-Gebäude auf der Kaimauer. Geplant waren ursprünglich fünf Kräne, erklärt Kurz. Man wollte Thea zuerst auf dem Wasser zerlegen. Nun sollte sie aber doch an einem Stück herausgehoben werden. Dazu benötige man nicht so viele Kräne. "Da ist das Risiko, dass Öl austritt, ja noch geringer", sagt Ingo Wagenknecht von der Saarbrücker Berufsfeuerwehr. Einen Tag zuvor hatte die Feuerwehr bereits eine schlauchartige, schwimmende Ölsperre auf das Wasser gelegt. Tatsächlich verliert das Schiff eine Restmenge Öl, die dadurch aufgefangen werden kann.

Für Roland Gorges ist das alles kein schöner Anblick. Der ehemalige Besitzer der Thea schaut von der gegenüberliegenden Saarseite zu, wie sich Männer mit Schweißgeräten an dem alten Kahn zu schaffen machen. Elf Jahre hatte er auf dem Schiff gelebt - bis zu dessen Verkauf an die Stadt. "Er war ein Selbstversorger in allen Punkten. Er hatte Heizöl auf dem Schiff, Trinkwasser und seine eigene Abwasserentsorgung", sagt Kurz. Und weiter: "Heute ist kein schöner Tag für ihn. Er liebt sein Schiff."

Kosten: 30 000 Euro

Ein Schiff, das nun zu Schrott wird. Schrott im Wert von 70 Euro pro Tonne, schätzt Kurz. Die 30 000 Euro Kosten für die Entsorgungsaktion können damit nicht gedeckt werden. "Aber besser, als wenn es irgendwann auf Grund liegt. Das ist mit Geld gar nicht mehr zu bezahlen", sagt Kurz. Das pinkfarbene Punkerschiff Erna hat dieses Schicksal schon erlitten. Es liegt im Osthafen auf Grund. Und auch Erna soll raus aus dem Wasser, und zwar als nächstes. Laut Kurz müsse die Verwaltung aber noch einen "gerichtsfesten Weg" finden, da Erna noch nicht der Stadt gehöre. Nach und nach räumt die Stadt so den Osthafen auf, um ihn nicht zum Schiffsfriedhof werden zu lassen.

Nur der erste Schnitt wird an diesem Tag getan. Gegen Ende der Woche wird Thea in Teile zerlegt und beseitigt. So geht Theas Zeit als Wohn-Schiff zu Ende. Ihr Platz am Osthafen wurde zumindest vorübergehend eingenommen. Statt rostigem Wohnen gibt es dort nun Kultur vom Theaterschiff Maria-Helena.

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