80-Jähriger startet 2000 Kilometer lange Radtour

St Arnual · Mit dem Rad fuhr Rudi Jacob schon nach Italien, Frankreich, Belgien, Spanien und in die Schweiz. Heute bricht der fitte 80-Jährige in ein neues Abenteuer auf: 2000 Kilometer mit Tochter Annette nach Spanien.

"Ein fast unbeschreibliches Gefühl von Freiheit begleitet dich, wenn du auf dem Fahrrad durch die kleinen Dörfer oder das weite Land in Südfrankreich fährst. Ich freue mich riesig, dass es endlich wieder losgeht", sagt der Saarbrücker Rudi Jacob. Am heutigen Donnerstag pünktlich um 8.30 Uhr startet der St. Arnualer mit seiner Tochter Annette eine 2000 Kilometer lange Fahrradtour von Saarbrücken bis ins spanische Platja d'Aro. Ein beachtliches Vorhaben, das durch das Alter des Mannes allerdings noch beachtlicher ist. Denn Rudi Jacob feierte am 9. August seinen 80. Geburtstag. "Ich bin topfit und habe mich von meinem Arzt zu Wochenbeginn noch einmal durchchecken lassen. Es kann losgehen", sagt der Rentner, der den Tour-Start gar nicht mehr erwarten kann. Es ist bereits die 15. Radtour von solch großem Umfang im Leben des Saarbrückers. Er radelte bereits nach Italien, Frankreich, Belgien, Spanien und in die Schweiz.

Vor drei Jahren war seine Tochter Annette Jakob zum ersten Mal dabei. Und auch sie hat das Tour-Fieber gepackt. "Es macht einfach einen riesen Spaß. Es ist ein Urlaub, der mit keinem vergleichbar ist", sagt Annette Jacob. Das erste Mal so richtig in die Pedale getreten hat der heute 80-Jährige im Jahr 1949. "Ich bin damals mit einem Freund einfach los nach Paris. Wir hatten kein Geld und wollten einfach ein Abenteuer erleben", erzählt der gelernte Metzger und gelernte Werbefachmann, der als begeisterter Sportler auch schon in Geschäften für Sportmode gearbeitet hat. Fußball, Tennis und Skifahren gehörten auch zu den Leidenschaften des Saarbrückers. Als Vertragsspieler des SV Saar 05 Saarbrücken spielte Jacob in den 1950er Jahren sogar gegen den 1. FC Kaiserslautern, die mit Fritz Walter antraten. "Das sind Momente, die man einfach nicht vergisst", sagt der 80-Jährige. Seine größte Liebe - gleich nach seiner Familie - ist jedoch immer noch das Radfahren.

Etwa 200 000 Kilometer ist Jacob schon gefahren. Davon die vergangenen 70 000 sogar mit zwei künstlichen Hüftgelenken. "Ich fahre im Prinzip überall mit dem Fahrrad hin. Ob ein paar Kilometer bis zur Bäckerei oder auf eine Hochzeit nach Mainz. Meine Frau bringt die Koffer dann mit dem Auto", sagt der Ur-Saarbrücker. Für die Tour am Donnerstag hat Rudi Jacob die Satteltaschen und eine Lenkradtasche bereits gepackt. Etwa 100 Kilometer wollen die Jacobs pro Tag fahren - mal mehr, mal weniger. "Mein Freund Pierre Cros, eine französische Rugby-Legende und heute Winzer, hat mich in Südfrankreich zur Weinprobe eingeladen. An dem Tag werden wir bestimmt nicht mehr als 20 Kilometer fahren", sagt Jacob und lacht. Übernachten werden die beiden in kleinen Orten in kleinen Familienhotels. "Luxus und so einen Quatsch brauche ich alles nicht mehr. Die wirklich interessanten Dinge erlebt man in der Einfachheit." So zum Beispiel, als Rudi Jacob vor Jahren sonntags bei Lyon einen Platten hatte und von einem älteren Franzosen, der ein Radgeschäft hatte, Hilfe bekam. Im Gespräch stellte sich raus, dass der Franzose in Bliesransbach in Kriegsgefangenschaft war. Ein besonderes Ereignis verbindet ihn mit der Schweiz, wo Jacob spät am Abend in einem Hotel mit geschlossener Gesellschaft in der Besenkammer übernachten durfte. "In dem Hotel war eine Hochzeit, und alle Zimmer waren belegt. Es dauerte nicht lange, und ich wurde eingeladen und am späten Abend tanzte ich sogar noch mit der Braut", erzählt der 80-Jährige von einem seiner vielen Radfahrer-Erlebnissen. Und wenn es heute um 8.30 Uhr an der Goldenen Bremm in Saarbrücken wieder losgeht in das nächste Abenteuer, werden mit Sicherheit noch ein paar spannende Geschichten dazukommen.

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