55 000 Tonnen Biomüll pro Jahr

Saarbrücken · Was für Saarländer seit 13 Jahren gilt, ist nun Pflicht für die übrigen Bundesbürger: Seit 1. Januar muss Bioabfall getrennt gesammelt werden. Die Opposition fordert, mehr Anreize für die Biotonne zu setzen.

 Etwa die Hälfte der Saar-Haushalte sammelt Bioreste und Grünschnitt in einer Biotonne. Foto: G. Alt

Etwa die Hälfte der Saar-Haushalte sammelt Bioreste und Grünschnitt in einer Biotonne. Foto: G. Alt

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Essensreste, Bananenschalen oder vergammelte Tomaten getrennt zu sammeln, ist oft beschwerlich. Doch die Mühe zahlt sich aus, denn Biomüll kann gut zur Energieversorgung in Biogasanlagen und als Dünger verwendet werden. Um diese Ressourcen besser zu nutzen, gilt seit dem 1. Januar eine bundesweite Pflicht zum getrennten Sammeln von Bioabfällen. Laut Bundesumweltministerium haben 340 der etwa 400 Stadt- und Landkreise schon die Biotonne eingeführt, aber mehrere Millionen Bürger haben noch keine Tonne oder anderweitige Sammelmöglichkeiten.

Das Saar-Umweltministerium erwartet durch das Gesetz keine Auswirkungen auf das Saarland , schließlich gilt hierzulande bereits seit 2002 die Pflicht, Biomüll getrennt zu entsorgen. Der sogenannte "weiche Anschluss- und Benutzungszwang" verpflichtet jeden Grundstückeigentümer, eine Biotonne aufzustellen oder selbst zu kompostieren. Wurden in Deutschland insgesamt im Jahr 2013 112 Kilogramm pro Einwohner und Jahr an Bioabfällen und Grünschnitt erfasst, waren es im Saarland pro Bürger 142 Kilogramm, sagt das Ministerium. Die Kontrolle für die Trennung liege bei den jeweiligen Entsorgern.

Der Entsorgungsverband Saar (EVS), der für die Verwertung sämtlicher im Saarland von den Entsorgern gesammelten Abfälle verantwortlich ist, verzeichnet seit Jahren eine steigende Menge Biomüll. "Im Jahr 2013 wurden rund 55 000 Tonnen Bioabfälle über die Biotonne eingesammelt. Das ist die höchste Menge seit Beginn der statistischen Aufzeichnung im Jahr 2005", sagt EVS-Sprecherin Marianne Lehmann. 6000 Kilogramm Bioabfälle wurden vom lothringischen Abfallverband Sydeme in der Biogasanlage bei Forbach verwertet. Für die Verarbeitung des übrigen Bioabfalls bezahlt der EVS Verwertungsanlagen außerhalb des Saarlandes. Dies stelle nach einer europaweiten Ausschreibung die günstigste Lösung dar. "Die Bioabfall-Entsorgung ist aufwändig. Die Preise könnten wir bei einer Verwertung im Saarland nicht erreichen", erklärt Lehmann.

Die Biotonne hat der EVS nach Pilotprojekten 1998 eingeführt, heute verfügten etwa 50 Prozent der Haushalte in den EVS-Kommunen über die braune Tonne (Kosten: 58 Euro im Jahr). Diesen Anteil wolle der EVS steigern, sagt Lehmann. Die übrigen hätten ein Formular unterzeichnet, dass sie selbst kompostieren. Die Wahl soll es auch weiterhin geben: "Wir wollen die Eigenkompostierung nicht kaputtmachen durch einen Zwang zur Biotonne", betont Lehmann.

Der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb (ZKE), der für die Entsorgung in Saarbrücken zuständig ist, hat 2011 in der Landeshauptstadt das Verwiegesystem eingeführt: Pro eingefülltes Kilogramm Biogut fällt eine Gebühr von 0,18 Euro an. Ein Kilogramm Restmüll kostet 0,31 Euro. Zudem ist die Biotonne von der Grundgebühr befreit. "Bei der Einführung des Verwiegesystems hatten wir befürchtet, dass es zu vermehrten Fehlwürfen in die Biotonne kommt, um Gebühren zu vermeiden", sagt ZKE-Sprecherin Judith Pirrot, "aber das hat sich nicht bewahrheitet." Insgesamt gebe es in der Landeshauptstadt 17 000 Gefäße für Biomüll. Von der Biotonne wird befreit, wer das schriftlich beantragt und die Eigenkompostierung glaubhaft macht. "In Zweifelsfällen erfolgt eine Kontrolle vor Ort", sagt Pirrot.

"Wir stehen im Saarland im bundesweiten Vergleich sehr gut da", lobt der abfallpolitische Sprecher des BUND Saar, Werner Schmitt. Doch müssten mehr Bürger darauf achten, Speiseabfälle zu vermeiden und so die Biomüllmenge zu reduzieren. "Das geht durch einen bewussteren Einkauf, dem Achten auf Mindesthaltbarkeitsdaten", sagt Schmitt. Rund fünf Tonnen Biomüll landen laut Bundesverband der Entsorgungswirtschaft in Deutschland pro Jahr im Restmüll. "Es kommt noch zu viel Biomüll in die Restmülltonne", findet auch der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion Klaus Kessler . Um den Anreiz zur Biomülltrennung zu erhöhen, plädiert er für eine landesweite Verwiegung des Mülls. Dadurch könne jeder Bürger Geld sparen. Zudem müssten die Entsorger stärker Aufklärung betreiben, welche Vorteile die Verwertung des Biomülls für die Energieverwertung und das Nährstoffrecycling habe. Stichprobenartige Kontrollen hält Kessler für ausreichend. Der Linken-Abgeordnete Ralf Georgi regt an, über niedrigere Gebühr für die Biotonnen nachzudenken. "Vor allem sollten Bürger , die viel Bioabfall haben, nicht durch gewichtsabhängige Gebühren bestraft werden", findet er.

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