„50 Prozent der Kinder sind arm“

Saarbrücken · „Gerechtigkeit fängt bei der Bildung an, denn Bildung wirkt gegen Armut,“ lautet das Motto des Kinderbildungszentrums (Kibiz) der Diakonie in Malstatt. Deshalb hilft das Kibiz an der Malstatter Kirchbergschule, macht zusätzliche Bildungsangebote und sorgt dafür, dass Kinder nicht mit leerem Magen lernen müssen.

 Mitarbeiter des Kibiz und der Ganztagsschule Kirchberg mit Ulrich Commerçon und Margarita von Boch. Foto: leh

Mitarbeiter des Kibiz und der Ganztagsschule Kirchberg mit Ulrich Commerçon und Margarita von Boch. Foto: leh

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"Die Armut ist deutlich spürbar." "50 Prozent der Kinder sind arm und kommen ohne gefrühstückt zu haben und ohne Pausenbrot in die Schule." "Hier leben Menschen aus 120 verschiedenen Nationen." Drei Sätze von Petra Leidinger-Weisang, der Leiterin des Kinderbildungszentrums (Kibiz) des Diakonischen Werkes an der Saar . Alle drei Sätze beziehen sich auf Malstatt - und auf Zustände, die nachdenklich machen. Genau gegen diese Zustände geht das Kibiz systematisch vor. "Wir haben 250 Kinder an unserer Schule. Viele davon bekommen jeden Morgen kostenlos ein gesundes Frühstück und Pausenbrote. Zehn Mütter kümmern sich ehrenamtlich darum", erzählt Michael Jung, der stellvertretende Leiter der Ganztagsschule Kirchberg in Malstatt.

Doch das Angebot des Kibiz geht weit über das Hungerstillen hinaus. "Gerechtigkeit fängt bei der Bildung an, denn Bildung wirkt gegen Armut", so lautet das Motto. Die Schüler der Kirchbergschule erhalten zusätzlichen Werkunterricht, lernen Musikinstrumente zu spielen, haben einen eigenen Leseclub, es gibt eine Hip-Hop-AG, und es wird sogar Familiencoaching angeboten.

"Viele Eltern nehmen das Angebot an und machen teilweise sogar beim Zusatzunterricht mit", sagt Michael Jung. Schule und Kibiz stellten am Montag ihr Projekt vor. Eine Präsentation, die vor Motivation und Engagement gegen die Armut von Kindern und für deren Bildungsmöglichkeiten gerade so sprühte. "Genau diese Motivation habe ich hier vor vier Jahren erfahren und war sofort überzeugt davon, dass wir mit unserem Verein helfen müssen und wollen", sagt Margarita von Boch, die Gründerin und Vorsitzende der Kinderhilfe Saar , ohne die all diese außerordentlichen Zusatzangebote an der Kirchbergschule nicht möglich wären.

30 000 Euro spendet die Kinderhilfe Saar jedes Jahr an das Kibiz, damit den Kindern in Malstatt geholfen werden kann. "Es macht betroffen, wenn man sieht, wie arm oder chancenlos viele Kinder in unserem Land sind. Wir müssen etwas dagegen tun", sagt Margarita von Boch weiter. Ein starkes Engagement, für das sogar der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon fast nicht genug Worte des Dankes hat: "Das Land allein kann überhaupt nicht an allen Ecken und Enden helfen. Wir können wahnsinnig stolz darauf sein, dass es Menschen gibt, die sich so für unsere Kinder einsetzen."

Neben dem Projekt an der Kirchbergschule in Malstatt finanziert die Kinderhilfe Saar auch die Klinik-Clowns in saarländischen Krankenhäusern sowie Mittagessen an vielen Schulen.

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