250 Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes traten am Freitag in den Warnstreik

Saarbrücken · Im Tarifkonflikt im Öffentlichen Dienst haben rund 250 Beschäftigte am Freitag gestreikt. Die Gewerkschaft Verdi hatte dazu aufgerufen. Sollte nächste Woche keine Einigung kommen, soll es weitere Aktionen geben.

 Verdi-Bezirksvorsitzender Bernd Schumann (links) übergibt eine rote Warnleuchte an den Vize-Vorsitzenden des kommunalen Arbeitgeberverbands, Hermann-Josef Schmidt, der seinerseits eine leere Kasse präsentiert. Foto: Becker&Bredel

Verdi-Bezirksvorsitzender Bernd Schumann (links) übergibt eine rote Warnleuchte an den Vize-Vorsitzenden des kommunalen Arbeitgeberverbands, Hermann-Josef Schmidt, der seinerseits eine leere Kasse präsentiert. Foto: Becker&Bredel

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Es war ein erster Nadelstich, den die Beschäftigten des Öffentlichen Diensts am Freitag im Tarifkonflikt setzten: Vor der zweiten Verhandlungsrunde kommenden Montag und Dienstag in Potsdam haben am Freitag rund 250 Beschäftigte aus dem Saarland kurzzeitig ihre Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft Verdi hatte dazu aufgerufen, um die Forderungen im Tarifstreit mit Bund und Kommunen zu untermauern und Druck aufzubauen. Im Saarland gibt es rund 13 000 kommunal Beschäftigte.

"Wir verlangen sechs Prozent mehr Lohn", rief der Personalratschef von Saarbrücken , Bernd Schumann, vom Dach des Verdi-Feuerwehrautos. Die Arbeitgeberseite habe noch kein Angebot vorgelegt, aber als Gegenforderung die Kürzung der betrieblichen Zusatzrenten ins Spiel gebracht. "Finger weg von den Zusatzversorgungskassen. Das ist ein Frontalangriff auf die Arbeitnehmer , den wir nicht hinnehmen werden!", rief er unter lauter Zustimmung. Weitere Forderungen der Gewerkschaft sind 100 Euro mehr für die Auszubildenden, 30 Tage Urlaub für alle und unbefristete Übernahmen nach der Ausbildung. Ein 1964 geborener Arbeitnehmer , der 2500 Euro brutto verdient, bekomme nach 45 Berufsjahren nur 780 Euro gesetzliche Rente und sei auf die Zusatzrente angewiesen, um nicht Sozialhilfe beantragen zu müssen, rechnete Schumann, der auch Mitglied der Bundestarifkommission ist, vor.

Anschließend zogen die Delegierten ausgestattet mit Bannern, Flaggen und Vuvuzelas vom Saarbrücker Schloss zur Geschäftsstelle des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Saar (KAV). Unter ihnen Florian Brehm. "Es geht hier auch um meinen Lohn und meine Altersvorsorge", sagte der 26 Jahre alte Erzieher. Er ist stellvertretend für das Personal der Kita Scheidt angereist. "Das Team steht hinter mir und ist bereit, mitzustreiken. Wir sind jetzt schon personell unterbesetzt."

Vor der KAV-Geschäftsstelle überreichte Schumann dem stellvertretenden KAV-Vorsitzenden, dem Tholeyer Bürgermeister Hermann-Josef Schmidt (CDU ), sowie dem stellvertretenden KAV-Geschäftsführer Heinz Michael Schmitt eine rote Warnleuchte. "Diese Warnleuchte eines saarländischen Bauhofs bedeutet: Wir meinen es ernst!", betonte der Gewerkschafter. Auch der KAV sei an einem fairen Ergebnis interessiert, betonte Schmidt, der seinerseits den Streikenden als Symbol eine leere Gemeindekasse überreichte. "Die saarländischen Kommunen und ihre Gesellschaften sind insgesamt mit rund sechs Milliarden Euro verschuldet, davon sind 2,3 Milliarden Kassenkredite", rechnete der Rathauschef vor. Eine Erhöhung um sechs Prozent bedeute 63 Millionen Euro pro Jahr an Ausgaben mehr. Das könne das Saarland nicht leisten. "Mir kommen die Tränen", konterte Schumann. Ein Streikender überreichte Schmidt sodann ein Päckchen Taschentücher, ein anderer warf eine Münze. "Es wäre fast ein Wunder, wenn wir uns kommende Woche einigen", sagte der Geschäftsführer der Verdi-Region Saar-Trier, Thomas Müller . Bei Lohn und Urlaub könne man sich annähern, der Knackpunkt sei jedoch die Zusatzversorgung. Sollte es kommende Woche keine Einigung geben, plane Verdi größere Streiks vor der dritten Verhandlungsrunde Ende April.

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