240 Plätze nicht rechtzeitig fertig

Saarbrücken/Dudweiler. Der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab 1. August rückt unerbittlich näher. Doch zu diesem Stichtag werden in Saarbrücken 242 Plätze fehlen, um die 35-Prozent-Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren zu erreichen, sagt Dezernent Erik Schrader (FDP), und belegt dies mit einer Statistik von Ende Februar

 Diese Kinder genießen ihr Essen in der Krippe. Ab August gilt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Den können Eltern notfalls vor Gericht durchsetzen. Archivfoto: dpa/Jens Büttner

Diese Kinder genießen ihr Essen in der Krippe. Ab August gilt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Den können Eltern notfalls vor Gericht durchsetzen. Archivfoto: dpa/Jens Büttner

Saarbrücken/Dudweiler. Der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab 1. August rückt unerbittlich näher. Doch zu diesem Stichtag werden in Saarbrücken 242 Plätze fehlen, um die 35-Prozent-Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren zu erreichen, sagt Dezernent Erik Schrader (FDP), und belegt dies mit einer Statistik von Ende Februar. Demnach stünden im August in Saarbrücken nur für 29 Prozent der Krippenkinder auch Plätze zur Verfügung.

Was also tun? Um der 35-Prozent-Quote möglichst nahe zu kommen, will Schrader bis zum Herbst 120 zusätzliche Krippenplätze schaffen. An einigen Standorten würden statt drei nun vier Krippengruppen und dafür nur zwei Kindergartengruppen eingerichtet, berichtet Schrader. Außerdem werde die Stadt "Notgruppen" in einigen Kindergärten schaffen. Dadurch würden zwar Bewegungsräume wegfallen. Die Kinder sollten dann eben für Bewegungsspiele in Schulturnhallen ausweichen, meint Schrader. Für alle Maßnahmen brauche er noch die Genehmigung des Landesjugendamts. Der Dezernent versicherte, an der Qualität der Betreuung werde die Stadt Saarbrücken auf keinen Fall sparen.

Er wies darauf hin, dass die Bundesregierung die 35-Prozent-Quote als Ziel ausgegeben habe: "Die wird vor einer Klage aber nicht schützen." Entscheidend sei, wie groß die Nachfrage wirklich ist. Schrader will möglichst früh Klarheit darüber haben, wie viele Kinder in den städtischen und kirchlichen Krippen sowie bei Vereinen angemeldet werden und wie lange die Wartelisten sind. Er will verhindern, dass Kinder schon einen Platz haben, aber noch auf einer Warteliste stehen. Der Regionalverband kündigte jetzt an, im Mai würden die Eltern aller Kinder unter drei Jahren angeschrieben, um herauszufinden, wer einen Krippenplatz tatsächlich sucht oder das Kind selbst betreut.

Warum dauert der Krippenausbau so lange? Schrader erklärt, die Verwaltung habe Pläne überarbeiten müssen, an einigen Standorten habe es Probleme mit dem Bauuntergrund gegeben. Schrader griff das damals von den Grünen regierte Bildungsministerium an, das 2010/11 monatelang keine Zuschussbescheide mehr herausgegeben habe. Schrader: "Das hat uns die Monate gekostet, die jetzt fehlen." Zudem verzögere sich bei der katholischen und evangelischen Kirche der Bau von Krippenplätzen, weil sie erst mit den Maßnahmen beginnen könnten, wenn die Landesregierung die Zuschüsse zusage. Die Stadt habe dagegen Baumaßnahmen begonnen, obwohl die Zuschussbescheide noch nicht vorlagen, sondern das Land nur einen "vorzeitigen Baubeginn" genehmigt habe. Hat auch die Stadt Fehler gemacht, als sie versicherte, sie schaffe die Quote? Schrader verneint das: "Es ist wichtig, sich hohe Ziele zu setzen." Das sei auch ein Signal an die Landesregierung gewesen.

Die Zahl der Krippenplätze bei der evangelischen Kirche ist in Saarbrücken mittlerweile auf 120 gestiegen. Von den noch ausstehenden 40 Plätzen kommen zehn in Bübingen im Sommer dazu. Die Eröffnung der Kita am Burbacher Lutherhaus sei noch offen, die Baumaßnahme an der Kita Oberlin-Haus in Dudweiler soll bald genehmigt werden, teilt Pressesprecher Helmut Paulus mit. Bei der katholischen Kirche werden 110 Plätze nicht rechtzeitig fertig.

Für rund 100 Plätze sei die Finanzierung nicht gesichert, teilt das Bistum Trier mit. Bei zwei großen Projekten in Malstatt und Dudweiler fehlten noch die Zusagen von Stadt und Land. Auch das Bistum kritisiert den zwischenzeitlich verfügten "Baustopp" des Landes.

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