2000 Meter Geschichte greifbar

Höchen · Wer durch den Höcher Pfaffenwald läuft, dem müssen sie an vielen Stellen auffallen: Steinpyramiden gibt es dort zuhauf. Des Rätsels Lösung wusste ein Jäger. Es handelt sich um Wegmarkierungen, wie man sie bevorzugt in Alpenländern findet.

 Viele haben keinen Blick für die „Steinmännchen“ an den Wegen auf dem Höcherberg. Seit einiger Zeit schmücken diese vor allem aus dem Alpenland bekannten Wegemarkierungen den Pfaffenwald als kunstvoll aufgeschichtete Gebilde. Fotos: Thorsten Wolf

Viele haben keinen Blick für die „Steinmännchen“ an den Wegen auf dem Höcherberg. Seit einiger Zeit schmücken diese vor allem aus dem Alpenland bekannten Wegemarkierungen den Pfaffenwald als kunstvoll aufgeschichtete Gebilde. Fotos: Thorsten Wolf

 In den Ruinen des alten Maschinenhauses der Grube Nordfeld gehen Natur und Stein mittlerweile teils bizarre Bündnisse ein.

In den Ruinen des alten Maschinenhauses der Grube Nordfeld gehen Natur und Stein mittlerweile teils bizarre Bündnisse ein.

Es sind gerade mal 2000 Meter, die den Höcher Turm von den Ruinen des alten Maschinenhauses der untergegangenen Grube Nordfeld trennen. Doch mitten drin im Pfaffenwald und entlang der Wege wird die ältere und jüngere Geschichte des Höcherbergs anhand vieler Hinterlassenschaften greifbar. Schwere Grenzsteine künden von Zeiten, in denen eben Grenzen in Mitteleuropa noch von elementarer Bedeutung waren. Und nicht weit vom Höcher Turm ist auch der Wasser-Hochbehälter aus dem Jahr 1931 zu sehen.

Doch wer mit offenen Augen durch den Pfaffenwald wandert, dem werden auch kleine Steinpyramiden auffallen. Kunstvoll arrangiert, zieren sie Baumstümpfe, Wegekreuzungen und auch besagte Grenzsteine. Dass es sich bei den augenfälligen "Bauwerken" dabei nicht schlicht um Steinhaufen handelt, wird bei näherem Betrachten schnell klar: Kunstvoll wurden die Steine ihrer Form entsprechend übereinander gestapelt. Beim Anblick fühlt man sich unmittelbar an etwas erinnert, einfallen will es einem aber nicht. Und auch Jogger und Spaziergänger reagieren mit Achselzucken auf die Frage, welchen Zweck diese seltsamen Steinformationen haben sollen - und wer sie so kunstvoll anfertigt. "Das waren Kinder", gibt einer im Vorbeigehen Antwort. "Aber was das zu bedeuten hat, weiß ich auch nicht." Auch ein zweiter scheint ratlos. "Die stehen hier überall", sagt er. Aber mehr weiß er über die Pyramiden auch nicht.

Weiter auf dem Weg rückt langsam das alte Landgasthaus Jägerhaus ins Blickfeld - oder zumindest das, was noch von ihm übrig ist. Die Scheiben eingeschlagen, Türen aufgebrochen, vom Charme des früheren Ausflugslokals ist nichts mehr übrig geblieben. Immerhin: Damit wird sich das frühere Gasthaus wohl bald in den Ruinencharme des nur wenige Meter entfernt liegenden alten Maschinenhauses des Grube Nordfeld einreihen. Dort hat sich die Natur zurückerobert, was der Mensch aufgegeben hat. Natur und Stein gehen ungewöhnliche Bündnisse ein.

Stein? Da war doch was! Richtig, die Pyramiden. Am Jägerhaus endlich gibt es Aufklärung. Passenderweise ein Jäger aus Waldmohr erzählt uns die Geschichte. "Das sind Steinmandl oder Steinmännchen. Die kennt man aus den Alpen als Wegmarkierungen." Alpenländische "Hinweis-Schilder"? Das passt zum Höcherberg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort