20-Jähriger sucht Knochenmarkspender

Dudweiler. Sportlich, aktiv, voller Energie und immer guter Laune - so beschreibt Kirsten Kasper aus Dudweiler ihren Sohn Marvin. Als einen also, den so schnell nichts umhaut. Niemals hätten die Menschen, die Marvin kennen und lieben, sich vorstellen können, dass eine Krankheit ihm all diese sprühende Lebenskraft innerhalb weniger Wochen rauben könnte. Am 3

 Während einer Typisierungsaktion werden mögliche Spender für Leukämie-Patienten gesucht. Unser Archivfoto entstand im Zusammenhang mit einem anderen Blutkrebs-Fall. Foto: Müller

Während einer Typisierungsaktion werden mögliche Spender für Leukämie-Patienten gesucht. Unser Archivfoto entstand im Zusammenhang mit einem anderen Blutkrebs-Fall. Foto: Müller

Dudweiler. Sportlich, aktiv, voller Energie und immer guter Laune - so beschreibt Kirsten Kasper aus Dudweiler ihren Sohn Marvin.

Als einen also, den so schnell nichts umhaut. Niemals hätten die Menschen, die Marvin kennen und lieben, sich vorstellen können, dass eine Krankheit ihm all diese sprühende Lebenskraft innerhalb weniger Wochen rauben könnte.

Am 3. Februar erfuhr Marvin, dass er an Blutkrebs leidet. Seinen 20. Geburtstag verbrachte er wenige Tage später im Krankenhaus, anstatt eine große Party zu feiern.

Eine Knochenmark- oder Stammzellenspende könnte Marvin heilen. Doch aus seiner Verwandtschaft kommt niemand dafür in Frage. "Marvin hat fest darauf gebaut, dass sein Bruder ihm Knochenmark spenden könnte. Es war ein schlimmer Schock, dass er nicht geeignet ist", erzählt Kirsten Kasper. Jetzt hofft die Familie auf die Hilfe vieler Menschen aus der Region. Bei einer Typisierungsaktion soll ein Spender gefunden werden.

Eine hartnäckige Erkältung und Müdigkeit waren die einzigen Vorboten von Marvins schwerer Krankheit. Ein Arzt veranlasste mehrere Blutuntersuchungen. Die brachten die erschütternde Diagnose.

"Danach fiel Marvin erst einmal in ein tiefes Loch", erinnert sich seine Mutter. "Er fragte sich, warum es ihn, der sportlich ist und gesund lebt, getroffen hat." Dann erwachte der Kampfgeist des 20-Jährigen. Er begann eine Chemotherapie, die nach Angaben der Ärzte gut anschlägt.

Dennoch hat der Krebs Marvins Leben völlig aus den gewohnten Bahnen geworfen. Er liebt das Fußballspielen, kickt seit seiner Kindheit beim ASC Dudweiler. Beruflich steht er kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung zum Klimaanlagenmechaniker. Das ist alles in den Hintergrund getreten. Marvin verlor in den vergangenen drei Monaten 20 Kilo Gewicht, die Muskeln bauten ab.

Sein junger, vitaler Körper musste der Krankheit und der Chemotherapie Tribut zollen. Jetzt musste Marvin diese sogar unterbrechen, weil er nach einer Blutvergiftung zwei Wochen auf der Intensivstation lag. "Marvin scheut sich inzwischen, sich anderen Menschen zu zeigen", sagt Kirsten Kasper. Ein wenig Auftrieb gibt ihm in dieser Situation sicherlich die Unterstützung und Solidarität, die er von Familie und Umfeld erfährt. Seine Tante Steffi, seine Cousine Vanessa und der ASC Dudweiler haben mit der Hilfe vieler Freiwilliger eine Aktion auf die Beine gestellt, um einen Knochenmarkspender zu finden.

Am 10. Mai können Menschen, die helfen wollen, zwischen 14 und 18 Uhr zum Schützenhaus am Sportplatz des ASC Dudweiler kommen. Dort wird ihnen Blut abgenommen, das auf bestimmte Merkmale untersucht wird.

Diese Typisierung führt die Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld durch, bei der schon rund 380 000 potenzielle Spender registriert sind. Finanziert wird dies durch ein Spendenkonto für Marvin und den Verkauf von Speisen und Getränken, die auch gespendet werden. Im Internet wird der Termin in der Community "Wer kennt wen?" angekündigt. "Auf diesem Weg haben sich schon 2300 Menschen für die Typisierung angemeldet", sagt Vanessa Kasper.

Ihre Mutter ergänzt: "Es ist unglaublich, wie viele Menschen helfen wollen. Ohne sie wäre das alles nicht möglich." Seit Wochen steht bei Steffi Kasper das Telefon nicht mehr still. Die Organisation der Hilfsaktion für Marvin ist aufreibend. "Die Planung ist nicht immer leicht, weil wir selbst so sehr betroffen sind", sagt sie. Aber sie nimmt es gern auf sich und hofft, dass es Marvin hilft, gesund zu werden.

Noch zu genau erinnert sie sich an das Gefühl, als sie von der Krankheit ihres Neffen erfuhr: "Es war, als hätte mir jemand mit dem Hammer auf den Kopf geschlagen. So etwas will ich nie mehr fühlen."

Hintergrund

Blutkrebs (Leukämie) ist eine Erkrankung der weißen Blutzellen, die in der Regel mit Chemotherapie und Knochenmark- oder Stammzellentransplantationen behandelt wird. In etwa der Hälfte der Fälle kommen Familienmitglieder nicht für eine Spende in Frage. Über verschiedene Datenbanken weltweit wird dann ein geeigneter Spender gesucht. Spender werden kann jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 50 Jahren, wenn bestimmte Gewebemerkmale mit denen des Patienten übereinstimmen. Die Spende von Stammzellen erfolgt über Blutentnahme aus einer Armvene. Bei der Knochenmarktransplantation wird das Knochenmark (nicht zu verwechseln mit Rückenmark) unter Vollnarkose aus dem Beckenkamm gewonnen.

 Marvin Kasper vor seiner schweren Erkrankung. Foto: SZ/Privat

Marvin Kasper vor seiner schweren Erkrankung. Foto: SZ/Privat

Vor der Typisierungsaktion für Marvin findet am heutigen Dienstag ab 18 Uhr im Schützenhaus Dudweiler eine Informationsveranstaltung statt, bei der das Spende-Verfahren erläutert wird. Außerdem kann sich jeder mit Fragen an die kostenlose Hotline (08 00) 7 66 77 24 wenden. mast

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