14 Nationalitäten – eine Sprache

Saarbrücken · Esperanto sollte zur Weltsprache werden. Das hat nicht geklappt. Eine Zukunft hat es trotzdem. Über 200 Esperanto-Fans aus der ganzen Welt versammeln sich derzeit in Saarbrücken.

Eine Welt ohne Grenzen. In der eine internationale Sprache jegliche Kommunikationsprobleme aus dem Weg räumt. Davon träumte der polnische Arzt Ludwik Zamenhof bereits im Jahr 1887. Um sein Ziel zu verwirklichen, begründete er Esperanto. Eine Kunstsprache, die größtenteils Wörter aus dem Lateinischen, Italienischen und Spanischen verwendet.

Heute, 128 Jahre später, ist klar: Zamenhofs Plan, Esperanto zur Weltsprache zu machen, ist gescheitert. Aber eines ist ihm mit seiner konstruierten Sprache dennoch gelungen: Menschen verschiedenster Nationalitäten zusammenzubringen. Unter anderem in Saarbrücken . Dort tagen noch bis zum 3. Januar rund 210 Teilnehmer aus 14 Ländern - etwa aus den USA, Japan, Kanada und Polen. Beim 14. internationalen Esperanto-Neujahrstreffen in der Europa-Jugendherberge im Meerwiesertalweg möchten sie gemeinsam Silvester feiern, singen, tanzen, Vorträge halten. Dabei sprechen sie natürlich nur Esperanto. "Wir möchten Spaß haben und Freunde aus alles Welt treffen", erklärt Veranstalter Louis von Wunsch-Rolshoven. Esperanto als Pflichtsprache einführen möchte er aber nicht: "Die Sprache breitet sich von ganz allein aus." So gebe es immer mehr Esperanto-Sprecher. Von Wunsch-Rolshoven schätzt, dass rund 100 000 Menschen regelmäßig in der Kunstsprache kommunizieren. Darunter etwa 2000 Muttersprachler.

Auch Vera Pochanke hat Esperanto schon als Kind gelernt. "Meine Mutter hat mir die Sprache beigebracht", erzählt sie. Die Schweizerin und ihr Mann unterhalten sich sogar mit ihren Kindern Darian (5) und Elina (7) auf Esperanto. "Bei uns ist das eine Familientradition", sagt Pochanke. Die zwölfjährige Linda Markarian ist ebenfalls Esperanto-Muttersprachlerin. "Ich fahre jedes Jahr auf zwei Esperanto-Treffen", erzählt sie. "Mir gefällt es, dass sich hier alle so gut verstehen und gemeinsam feiern." Die Schülerin lebt in Frankreich, ihr Vater ist Deutscher, ihre Mutter hat englische und japanische Wurzeln. Insgesamt spricht sie vier Sprachen - Deutsch, Englisch, Französisch und Esperanto. Sie sagt: "Ich mag Esperanto sehr. Die Grammatik ist leicht, und auf den Treffen habe ich viele Freunde kennengelernt."

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HintergrundEsperanto ist recht leicht zu lernen, da die Grammatik einfachsten Regeln folgt. So enden alle Substantive auf "o": "taso" (Tasse), "urbo" (Stadt), "biero" (Bier). Zudem werden alle Verben gleich konjungiert: "mi estas" (ich bin), "vi estas" (du bist), "li estas" (er ist). Die Vorsilbe "mal" drückt immer das Gegenteil aus: "bona" (gut), "malbona" (schlecht). "Frohes neues Jahr" heißt auf Esperanto: "Felic an novan jaron". sara

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