13 Bananenkisten voller Musik

Saarbrücken · In diesen Tagen gab es an der Musikhochschule des Saarlandes ein nicht alltägliches Konzert. Nämlich ein Dankkonzert für Dr. Johannes Schumacher, Facharzt für Orthopädische Chirurgie aus Essen. Der 79-Jährige hat der Saarbrücker Hochschule seine umfangreiche Notensammlung vermacht. SZ-Redakteurin Susanne Brenner wollte die Hintergründe wissen, und der musizierende Doktor hatte viel zu erzählen.

 Johannes Schumacher ist passionierter Musiker.

Johannes Schumacher ist passionierter Musiker.

Foto: Schumacher

Wieso schenkt ein Arzt aus Essen der Saarländischen Musikhochschule eine Notensammlung?

Johannes Schumacher: Es war mir wichtig, diese wertvollen Noten in gute Hände zu bringen und sie nicht bei mir herumliegen zu lassen. Ich hatte sie zunächst der Essener Folkwang Uni angeboten, die aber keinen Platz hatte.

Zu dieser Zeit planten wir gerade ein kleines Klassentreffen, und so kam ich auf Saarbrücken, wo mein früherer Klassenkamerad, Peter Strittmatter, emeritierter Erziehungswissenschaftler der Saar-Uni, seine Beziehungen zu Uni und Musikhochschule spielen ließ. Frau Professor Mokatsian übernahm dann die Organisation.

Es ist ja kein alltägliches Hobby, Noten zu sammeln. Wie kamen Sie dazu?

Johannes Schumacher: Es ging gar nicht um sammeln, sondern um benutzen. Ich habe immer musiziert, erst Violine, später Viola, und nach dem Film "Benny Goodmann Story" kam auch noch Klarinette dazu. Als ich mein erstes Geld als Arzt verdiente, konnte ich mir endlich eine Bratsche kaufen, spielte in einem Quartett. Und nach und nach schaffte ich Noten an. Das ging eben über 40 Jahre. Ich habe mich fast durch die gesamte Quartett/Quintett-Literatur gespielt. Nebenher war ich auch regelmäßig in Orchestern aktiv.

Welche Noten haben Sie denn in Laufe der Jahre zusammengetragen? Über was für eine Größenordnung sprechen wir hier?

Johannes Schumacher: 13 Bananenkisten à 13 Kilo habe ich gepackt. Es dürften über 500 Einzelwerke von an die 200 unterschiedlichen Komponisten sein. Ich listete alle Noten nach Kategorien und Komponisten auf 20 Blättern auf: Fast ausschließlich Kammermusik mit Streichern, mit Klavier und Streichern und Klarinette mit Klavier , Trios und Klarinetten-Quintette zum Beispiel. Als vorwiegend als Bratscher tätiger Hobbymusiker hatte ich mir eine umreiche Literatur zu diesem Instrument zugelegt.

Warum trennen Sie sich von der Sammlung?

Die Trennung von meinen geliebten Noten ist mir schwer gefallen. Als Vernunftsmensch entschloss ich mich dazu, nachdem eine hochgradige degenerative Veränderung aller Fingergelenke das aktive Musizieren seit etwa drei Jahren fast unmöglich machte.

Wie geht es Ihnen nun, so ohne Ihre Noten

Johannes Schumacher: Inzwischen komme ich emotional zurecht, dass ich meine Noten weggegeben habe.

Immerhin besitze ich viele Partituren und kann auch noch trotz Behinderung ein wenig Klavier spielen.

hfm.saarland.de

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