13 460 Gespräche und Behandlungssitzungen für Menschen in Not

Neunkirchen · 1263 Personen haben sich 2013 von Brigg und Psychosozialem Dienst der Caritas beraten oder behandeln lassen. Die Angebote und Aktivitäten der Fachstellen sind vielfältig.

Nachts, ein Streit in der Nachbarwohnung, der zu eskalieren scheint. Die Polizei wird gerufen: Bei dem jungen Paar mit ihrem drei Monte alten Säugling werden größere Mengen Cannabis gefunden. Was die Behörden auf den Plan ruft. Den Fall, den Diplom-Psychologin Corinna Oswald beim Pressegespräch in der Hüttenbergstraße schilderte, ist kein so ungewöhnlicher. Fragen des Kindeswohls gehören zum Alltag im Beratungs- und Behandlungszentrum des Caritasverbandes, wie Fachdienstleiter Dr. Horst Arend darstellte.

Besonderes Augenmerk bei der Vorstellung der Jahresbilanz richtet er auf die Zahl der begleiteten Substituierten, also von Menschen, die wegen ihrer Abhängigkeit von Opioiden (meist Heroin) in Behandlung sind. Diese habe sich 2013 verdoppelt. Als Ursache nannte Arend unter anderem die verbesserte Zusammenarbeit mit den Substitutionsärzten. Auch steht in einer Arztpraxis nun ein rege genutzter Beratungsraum zur Verfügung.

"Nimmt jemand Kontakt zu uns auf, bekommt er relativ schnell einen Termin für ein Erstgespräch." Maximal 14 Tage, länger muss dank der neu etablierten täglich offenen Sprechstunde niemand darauf warten. "Man kann sich vorher anmelden oder spontan vorbei kommen." Vom Erstgespräch führt der Weg sofort, also meist noch in der selben Woche, zur Aufnahmegruppe. "Das Angebot ist sehr niederschwellig", erklärte Sozialpädagogin Esther Reis, "und setzt keine Abstinenz voraus." Gemeinsam setzt man sich dort mit Themen wie Abhängigkeit, Missbrauch und Behandlungswege auseinander. "Stufe zwei ist die Motivationsgruppe." Diese zielt darauf ab, die Veränderungsbereitschaft zu fördern und die Zuversicht in das Gelingen. Arend: "Es werden natürlich auch die Risiken aufgezeigt." Was dann kommt, ist der Ausstieg ohne Fremdhilfe, Arbeit in der Selbsthilfegruppe, eine Reduktion des Konsumverhaltens (SKOLL-Gruppe), oder die Entscheidung, weiter zu machen wie bisher. Geplant ist für diese Phase die Einführung einer Stabilisierungsgruppe."

Zurück zur Kindeswohlgefährung. Von den 264 in 2013 betreuten Substituierten haben 50 Kinder im eigenen Haushalt, 43 außerhalb. "Suchtmittelkranke Eltern verlieren oftmals das Wohlergehen ihrer Kinder aus dem Blick." Nicht nur, dass die Mädchen und Jungen vernachlässigt werden und Zeuge oder Opfer von Gewalttätigkeiten, wenn ihre Eltern "drauf" sind. Oft treten auch psychosoziale Entwicklungsstörungen auf. Besteht der Verdacht einer Kindeswohlgefährdung, erfolgt eine Risikoabschätzung per trägerinternem standardisiertem Verfahren. Sind die Eltern nicht willens oder in der Lage, vereinbarte Hilfsmaßnahmen wahrzunehmen, wird das Jugendamt informiert. Im geschilderten Fall zeigte sich die junge Mutter "relativ offen" und "hoch motiviert", berichtet Corinna Oswald. Nur so war eine Entgiftung im Krankenhaus plus ambulante Betreuung möglich. Vom drogenabhängigen Kindsvater erfolgte eine räumliche Trennung. Das Fazit nach einem Jahr: Eine "stabile Abstinenz", Mutter und Kind bleiben zusammen.

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HintergrundDie einzelnen Fachstellen der Brigg und des Psychosozialen Dienstes haben im Jahr 2013 insgesamt 1263 Personen beraten und behandelt, was eine Steigerung gegenüber 2012 (2003) und 2011 (1200) bedeutet. Durchschnittlich hatte jede dieser Personen knapp elf Kontakte, insgesamt gab es 13 460 Beratungsgespräche und Behandlungssitzungen. Die Fachstelle Suchtprävention initiierte 161 Maßnahmen und Veranstaltungen, bei denen 4202 Personen erreicht wurden. Zum Spektrum der Fachstellen gehört auch die Suchtberatung in der Justizvollzugsanstalt Ottweiler, die Arbeit in zwei Freiwilligen Ganztagsschulen in Wiebelskirchen und Neunkirchen, betreutes Wohnen für psychisch kranke Menschen und sozialraumorientierte Jugend- und Familienhilfe im FBZ Illtal. nig

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