Nach nächtlichem Radau Kampf gegen Lärm: Türsteher vor Kneipen im Nauwieser Viertel

Saarbrücken · Den Gastronomen droht Ungemach vom Ordnungsamt, sollte sich in dem innerstädtischen Viertel nichts Gravierendes ändern.

 Hier feiern Menschen oft nachts auf der Straße. Wegen der Kneipendichte an dieser Stelle des Nauwieserviertels sprechen geplagte Anwohner vom Bermudadreieck.

Hier feiern Menschen oft nachts auf der Straße. Wegen der Kneipendichte an dieser Stelle des Nauwieserviertels sprechen geplagte Anwohner vom Bermudadreieck.

Foto: Matthias Zimmermann

Lautstarke, nicht enden wollende Partys im Bermudadreieck Nauwieser-/Cecilienstraße unter freiem Himmel: Die Beschwerden darüber sind massiv: Bewohner des Nauwieser Viertels könnten kein Auge zumachen, weil auf der Straße gegrölt und gefeiert werde. Und das bis tief in die Nacht. Dass es in dem Saarbrücker Studentenviertel lebhafter zugeht als in anderen Wohnarrondissements, versteht sich von selbst. Aber der Lärm habe alles Dagewesene übertroffen, schimpfen die Beschwerdeführer.

 Unter anderem mit diesem Plakat machen Wirte im Nauwieser Viertel darauf aufmerksam, sich an die Nachtruhe zu halten.

Unter anderem mit diesem Plakat machen Wirte im Nauwieser Viertel darauf aufmerksam, sich an die Nachtruhe zu halten.

Foto: Matthias Zimmermann

Jetzt wollen Wirte in dem betroffenen Gebiet die Notbremse ziehen, bevor es ihnen von Amts wegen an den Kragen geht. Darum stehen seit vergangenem Wochenende freitags und samstags Türsteher vor vier Kneipen im Epizentrum des in der Kritik stehenden Open-Air-Fetenraums. So kontrollieren private Sicherheitsleutee vor den Lokalen Kurzes Eck, Mono, Fleur de Bière und Bingert. Sie sollen darauf achten, dass niemand mit Gläsern den Laden verlässt.

Ausschlaggebend für diesen Einsatz: Die Gastronomen waren ins Rathaus zitiert worden, zum Ordnungsamt. Wie Ingo Beckendorf von der städtischen Pressestelle sagt, mussten sie einzeln antreten. Zu Details der Gespräche konnte Beckendorf nichts sagen. Nur so viel: „Es ging um die Notwendigkeit, die Nachtruhe einzuhalten.“ Das werde künftig überprüft. Und wenn’s nicht funktioniert, drohten Konsequenzen, ohne darauf näher einzugehen.

Konkreter wird Thomas Lutze: „Ihnen droht, die Konzession zu verlieren. Und da gibt es eine lange Liste von Interessenten, die liebend gern nachrücken wollen.“ Der Bundestagsabgeordnete für die Partei Die Linke hat sein Parteibüro genau dort, wo es seit Monaten zu nächtlicher Ruhestörung kommt. „Es hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen“, bestätigt Lutze. Nachbarn berichteten ihm, dass es früher einmal im Jahr drei Tage das Nauwieser-Viertel-Fest gab. „Und heute haben wir das jeden Tag.“ Dabei seien es nach seiner Erfahrung nicht die Kneipengänger, sondern Leute, „die sich ihr billiges Büchsenbier aus Frankreich ohne Pfand mitbringen, ihr Auto abstellen und sich mittlerweile auch aus Kühltaschen im Kofferraum versorgen“. Einige wollten nicht aus der Dose trinken und holten sich Gläser aus den Lokalen. Dann setzten sie sich auf die Straße. Einige ließen noch nicht einmal Rettungsdienste durch. So drängt Lutze darauf, dass alle Beteiligten dringend miteinander sprechen, auch mit jenen, die als Störenfriede gelten.

Eine Gesprächskunde soll es am 8. August geben. Beckendorf sagt, dass Bürgermeister Ralf Latz (SPD) dazu geladen habe. Die betroffenen Wirte seien dabei. Wer sich noch dazugesellt, war am Dienstag nicht klar. Latz, der den Termin vereinbart hat, ist noch in Urlaub. Ziel des Gesprächs: eine einvernehmliche Lösung, mit der alle leben können.

Den Wirten ist durchaus daran gelegen, wie sie es über Plakate kundtun. Mit eindeutigen Botschaften halten sie Kunden und vor allem jene an, die sich mit mitgebrachten Getränken versorgen, sich leise zu verhalten und ihren Müll mitzunehmen.

Unterdessen gehen andere weniger ernst mit der Angelegenheit um: Die vom Satiremagazin Titanic gegründete Die Partei verteilte Passierscheine, die bei Vorlage als „Zugangsberechtigungskarte“ zum Nauwieser Viertel gelten. Damit verbunden: sich „an die Anweisungen der Thekenkräfte“ zu halten. Wer dagegen verstößt, indem er sich beispielsweise in Hauseingängen erbricht, müsse mit „Ordnungsmaßnahmen“ rechnen. Die Partei droht als eine Sanktion an, Thomas Lutze die Füße küssen zu müssen.

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