Saarbrücken und der Kinoheld

Saarbrücken

Saarbrücken. "Ein echtes Theatertier", einer, der Körper und Stimme gleichermaßen einsetzen kann, einer "der sich auch mal nackig macht", einer, der aber auch zum Kinoheld taugt, einer, der tanzen kann und am Rande von Filmdrehs für gute Stimmung sorgt - so einen beschrieb der Geschäftsführer der Deutschen Filmakademie Berlin, Alfred Holighaus, am Donnerstagabend im Saarbrücker Filmhaus. Und dann kam dieser Mann leibhaftig auf die Bühne: Mark Waschke. "Ein schnatzer Kerl", wie Kulturdezernent Erik Schrader findet, dem Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, wenn sie denn nicht verhindert gewesen wäre, sicher gerne persönlich die Trophähe überreicht hätte, die nun der Dezernent dem Schauspieler in die Hand drückte: das rosarot leuchtende Herz, den Franz-Hofer-Preis.Der posierte fröhlich mit dem Herz, kokettierte: "Das gebbt's nur in Saarbrigge." Den Dialekt musste er nicht spielen. Waschke ist im Saarland aufgewachsen, hat hier schnell gemerkt, dass das mit dem Fußballspielen nicht sein Ding ist, er dafür aber Spaß am Umgang mit Sprache hat. Er fing hier an, Kindertheater zu spielen und zog dann in die Welt.

Dort sei er nicht zu einem Mann der großen Auftritte geworden, "aber auch kein verhuschter Leisetreter, sondern ein Künstler der präzisen, dennoch natürlichen Bewegung", hieß es in der von Barbara Wackernagel-Jacobs verlesenen Begründung der Jury. Mark Waschke sei ein Schauspieler, der in der Buddenbrooks-Verfilmung ebenso eine gute Figur mache wie in der Privatfernsehserie "Alarm für Cobra 11".

Bevor er zur Auszeichnung des so Gelobten schritt, warf sich Kulturdezernent Erik Schrader aber selbst als eine Art Kinoheld in Pose. Er verteidigte das Filmhaus und dessen Leiter, Michael Jurich, gegen einen verbalen Angriff des Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler im Saarbrücker Stadtrat, Professor Bernd Richter.

Richter hatte im Wochenspiegel gegen städtische Misswirtschaft gewettert und bedauert, dass der Stadtrat die Stelle des Filmhausleiters nach der Pensionierung von Albrecht Stuby erneut besetzt hat - "mit einem strammen Parteigänger". Zum Filmhaus selbst schrieb Richter: " Dieses Ni-schenprodukt passt nicht mehr in die heutige Kunst- und Medienlandschaft."

Zum einen sei Jurich Mitglied keiner Partei, zum anderen sei das Filmhaus als kommunales Kino wichtiger Teil der städtischen Bildungsarbeit, sagte Schrader. Die Äußerungen des Freie-Wähler-Chefs zeigen aus Schraders Sicht: Bernd Richter sei "ein charakterloser Geselle".

Mark Waschke sagte zu all dem nichts. Er war in Feierlaune und vielleicht in Gedanken schon auf dem Weg zurück nach Köln, wo er Dreharbeiten unterbrochen hat, um sich den Preis in Saarbrücken abzuholen. In Köln spielt er einen, der durchdreht.

Meinung

Eine Entschuldigung ist fällig

Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen

Ja, das Filmhaus bietet Nischenprodukte an- da hat der Stadtverordnete Bernd Richter recht. Wenn er dann aber behauptet, das Filmhaus passe "nicht mehr in die heutige Kunst- und Medienlandschaft" liegt er falsch, der Herr Wirtschaftsprofessor. Das Filmhaus ist in eben jener heutigen Medienlandschaft sogar wichtiger denn je. Es sorgt nämlich für Hügel und Berge im an Erhebungen armen Fernseh- und Blockbusterkino-Flachland.

Also müsste sich ein Stadtverordneter eigentlich überlegen, wie er dieses Filmhaus stärken kann, wie er dazu beitragen kann, dass sein Angebot vor allem von jungen Leuten stärker genutzt - und, ganz klar - damit auch Geld in die Kasse gespült wird, anstatt den Leiter dieses Filmhauses als "strammen Parteigänger" zu diffamieren.

Sollten Bernd Richter und seine sogenannten Freien Wähler das Filmhaus für überflüssig halten, ist es natürlich ihr gutes Recht, für dessen Schließung zu kämpfen und sich dabei hoffentlich im Stadtrat eine blutige Nase zu holen. Aber bei Filmhausleiter Michael Jurich sollte sich Richter möglichst schnell entschuldigen. Das ist keine Geld-, das ist eine Stilfrage.

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