Verhinderte Arbeitsplatzsuche Abgefahren: Saarbahn schickt Bewerber weg

Saarbrücken · Das Unternehmen sucht Fahrer. Doch statt dem potenziellen Interessenten Bewerbungsunterlagen zu senden, verweist es ihn kurzerhand an die Nordwestbahn in Osnabrück.

 Dieses irritierende Antwortschreiben bekam Michael Jochem per E-Mail auf seine Bewerbungsnachfrage um eine Stelle bei der Saarbahn.

Dieses irritierende Antwortschreiben bekam Michael Jochem per E-Mail auf seine Bewerbungsnachfrage um eine Stelle bei der Saarbahn.

Foto: Matthias Zimmermann

Michael Jochem ist Logopäde. Er hat Praxen im Regionalverband. Die laufen gut. Dennoch wollte sich der Saarbrücker auf eine Stelle als Fahrer bei der städtischen Saarbahn bewerben. Schließlich waren ihm Berichte über aktuelle Engpässe bekannt, wonach das Unternehmen händeringend nach Personal suche. Und  in den vergangenen Wochen kam es ja zu etlichen Ausfällen im Bus-Linienverkehr.

Umso größer die Überraschung, als ihn per E-Mail eine Antwort aus der Zentrale auf sein Gesuch hin erreichte, mit der er niemals gerechnet hätte. Nach seiner Suche im Internet nach einer Stellenausschreibung erhielt er auf seine Initiativbewerbung die ihn verblüffende Reaktion: „Man verwies mich an die Nordwest-Bahn.“ Dabei ging Jochem die Sache anfänglich ganz lässig an. „Ich dachte mir, dass es nicht schwierig sein könnte, sich um eine Stelle als Fahrer zu bewerben.“ Allerdings stieß er auf der Internetseite bereits an seine Grenzen: Weder dort noch in der Stellenbörse der Arbeitsagentur sei er fündig geworden. Deshalb schickte er eine E-Mail los, um an die Bewerbungsunterlagen zu gelangen. Er erkundigte sich, „wo ich mich denn um einen der zahlreichen zu besetzenden Arbeitsplätze bewerben kann“.

Doch stattdessen bekam er von der Personalabteilung die Nordwestbahn-Adresse. Deren Betreiber im niedersächsischen Osnabrück hat allerdings nicht im geringsten geschäftlich mit der Saarbahn zu tun. Und schon gar nichts mit dem Streckennetz. Deren Züge sind unter anderem in Bremen und Ostfriesland unterwegs. Südlich geht’s bis nach Essen und Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen.

Wie kann so etwas passieren? Die Verantwortlichen bei der Saarbahn zeigen sich untröstlich. So lässt Kathrin Wobido, Leiterin des Saarbahn-Kundenmanagements, schriftlich mitteilen: „Leider ein menschlicher Fehler.“ Die Mitarbeiterin, die bei Jochem mit ihrer Nachricht für Irritation sorgte, habe „versehentlich einen falschen Link kopiert“, also unbeabsichtigt die Internetadresse auf Reisen geschickt. „Auf die Internetseite der Nordwestbahn in Osnabrück wollten wir nicht verweisen“, ergänzt Wobido.

Indes widerspricht sie, dass es keinen Hinweis auf die Fahrersuche bei der Saarbahn-Internetpräsenz gibt. Das Stellenangebot sei direkt auf der Startseite zu finden. In der Tat, jedoch muss der Nutzer weit unten auf der Seite forschen.

Jochem wandte sich übrigens in dieser Angelegenheit an Stadträte der Partei Die Linke. Eine Antwort bekam er nicht. Die SZ-Redaktion auf Anfrage auch nicht.

 Michael Jochem. 

Michael Jochem. 

 Statt für die Busse ihrer eigenen Flotte (Bild)  Bewerber einzuspannen, ging  seitens der Saarbahn versehentlich ein Verweis an den regionalen Anbieter in Osnabrück raus.

Statt für die Busse ihrer eigenen Flotte (Bild)  Bewerber einzuspannen, ging  seitens der Saarbahn versehentlich ein Verweis an den regionalen Anbieter in Osnabrück raus.

Übrigens: Warum eigentlich bewarb sich Jochem überhaupt auf eine Stelle bei der Saarbahn? „Ich wollte einfach mal ausprobieren, wie dringend Fahrer tatsächlich gesucht werden.“ Seinen eigentlichen Job als Logopäde aufgeben – das hatte er nie vor.

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