Kontroll-Aktion in Saarbrücken Shisha-Bar evakuiert, Dealer verhaftet, Ansage an Türsteher: So lief der große Polizei-Einsatz (Bildergalerie)

Exklusiv | Saarbrücken · Fast sieben Stunden lang waren Polizisten und Ordnungsamtsmitarbeiter am Samstagabend und Sonntagnacht in Saarbrücken im Einsatz. Um Präsenz zu zeigen und für Sicherheit zu sorgen. Die SZ war bei vielen Kontrollen mit dabei. So lief die Aktion ab.

Große Kontroll-Aktion in Saarbrücker Bars und Kneipen
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Große Kontroll-Aktion in Saarbrücker Bars und Kneipen

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Foto: Thomas Schäfer

Der Einsatz, der in dieser Kontroll-Nacht besonders heikel werden könnte, beginnt um 23.59 Uhr. Abmarsch in der Karcherstraße, vor der dortigen Polizei-Inspektion. Es geht zu einem Tanz-Club in der Innenstadt. Vor einigen Wochen gab es dort Ärger mit Türstehern. Heute wollen Polizei und Ordnungsamt zeigen, dass sie es sind, die für Recht und Ordnung sorgen in der Stadt. Sie und sonst niemand. Und sie wollen sich genau anschauen, wer in dem Club alles als „Bewacher“ arbeitet, so heißen Türsteher im Fachjargon. Es gibt für Mitglieder dieses Berufsstands seit ein paar Jahren ein eigenes „Bewacher-Register“.

Schwer bewaffnete Polizisten sichern Tanzclub

Weil man mit Widerstand rechnet oder zumindest Ärger nicht ausschließen kann, lässt die Landes-Polizei die Muskeln spielen. Über ein Dutzend schwer bewaffneter Männer und Frauen der „Operativen Einheit“ (Ope) der Saar-Polizei sind die Ersten, die den Club betreten und den Eingang sichern. Und damit ein Zeichen setzen: Ruhe bewahren, wir sind stärker! Danach folgen weitere Polizisten, dazu unter anderem zwei Damen und zwei Herren der Ortspolizei der Stadt, Mitarbeiter der Abteilung Schwarzarbeit des Zolls, Mitarbeiter des Landesamts für Umwelt und Arbeitsschutz (Lua), ein Feuerwehrmann, insgesamt über 40 Einsatzkräfte. Es ist eine Aktion im Rahmen der so genannten „Sicherheitspartnerschaft“ zwischen Landes-Polizei und Landeshauptstadt, die die damalige Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) und der damalige Saar-Innenminister Klaus Bouillon (CDU) 2017 auf den Weg brachten.

Die vielen Uniformen machen Eindruck. Die Chefin des Tanz-Clubs und die Türsteher sind sehr kooperativ, beinahe lammfromm. Kein Ärger, keine Aggressionen. Akribisch werden die Personalien der Türsteher aufgenommen. Überall stehen Polizisten. „Das ist ja mal ein besonderer Empfang“, sagt ein ankommender Gast, zieht an seiner Kippe und lacht. „Wow, so was habe ich in Deutschland noch nie gesehen“, sagt ein anderer junger Mann.

Straftaten erreichen in Saarbrücken teilweise Vor-Corona-Niveau

Tatsächlich ist es länger her, dass Polizei und Ordnungsamt derart massiv aufgetreten sind an einem Abend in der City. Vor Corona gab es solche Einsätze regelmäßig. Jetzt, wo die Zahl der Delikte wieder steigt, weil die Menschen wieder unterwegs sind im Nachtleben, wird auch die Polizei wieder häufiger Präsenz zeigen mit Sondermaßnahmen. So erklärt es Einsatzleiter Markus Müller, eigentlich Chef der Polizei in Sulzbach. „Die Straßenkriminalität erreicht in Saarbrücken teilweise wieder das Vor-Corona-Niveau – das wollen wir aber nicht mehr haben. Und wir wollen den Bürgern zeigen: Wir sind da, wir schauen hin!“

Als er das sagt, kommt die Meldung, dass an der Johanneskirche gerade ein Drogen-Dealer beobachtet wurde. Bereits am Tag zuvor sei der Mann auffällig gewesen. An diesem Abend wird ihn die Polizei festnehmen.

Shisha-Bars im Blickpunkt der Kontrolleure

Der Schwerpunkt des Abends sind aber die Kontrollen von Gaststätten. Über 20 Kneipen, darunter viele Shisha-Bars, stehen auf dem Plan. Arbeitsschutz, Brandschutz, Lärm durch Außenausschank, illegale Raucherräume, eine möglicherweise illegale Disko. Immer gibt es Gründe für eine Kontrolle, Beschwerden oder eigene Erkenntnisse der Behörden. Nach fast sieben Stunden Einsatz sind 13 Lokale geschafft, mehr geht in dieser Nacht nicht. Man könne das nie genau planen, jeder Einsatz sei anders, heißt es.

Einer in einer Shisha-Bar in Bahnhofsnähe dauert besonders lange. Dort herrscht dicke Luft. Im wahrsten Sinne. Weil die Konzentration von Kohlenstoffmonoxid (CO) deutlich über den Grenzwerten liegt, gut vier Mal höher als erlaubt, wird die Bar geräumt: Alle Wasserpfeifen aus, alle Leute raus. Erst als die Luft wieder besser ist, dürfen die jungen Leute zurück ins Warme.

Ein Betreiber schimpft: „Total übertrieben, was ihr hier macht“

In einer anderen Shisha-Bar schauen die Kontrolleure ebenfalls genau hin, checken Unterlagen, den Feuerlöscher, die CO-Melder. Ein Gast beschimpft die Kontrolleure als ausländerfeindlich, der Betreiber ist uneinsichtig: „Total übertrieben, was ihr hier macht.“

Er wird wie einige andere nacharbeiten müssen. 76 Verstöße werden an diesem Abend geahndet, meist geht es um nicht eingehaltene Regeln der „Allgemeinverfügung“ zum Betrieb einer Shisha-Bar, daneben werden das Nichtraucherschutzgesetz und das Arbeitsschutzgesetz vielfach ignoriert.

Auch in dem Tanz-Club mit den Türstehern. Dort ist ein Notausgang blockiert, mit Gerümpel vollgestellt, der Fluchtweg muss sofort freigeräumt werden. Unterdessen läuft die Musik im Club weiter, immerhin ein Paar hat noch Spaß auf der Tanzfläche.

Junge Männer feiern bei minus zwei Grad im Nauwieser Viertel

Nach gut einer Stunde ist der Einsatz vorbei, die Polizei rückt ab. Die schweren Jungs machen Feierabend, einige Polizisten begleiten das Ordnungsamt zum Abschluss noch ins Nauwieser Viertel. In einem angeblichen Restaurant muss sich die Chefin um die Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigung kümmern. Im berühmt-berüchtigten „Bermuda-Dreieck“ ist auch nach ein Uhr und bei minus zwei Grad noch einiges los. Angetrunkene junge Männer klopfen Sprüche, bieten der Polizei Getränke an. Doch die Stimmung ist eher heiter. Kein Grund, hier jetzt die Kneipe auf den Kopf zu stellen. Stattdessen Rückmarsch Richtung Karcherstraße. Die zweite Gruppe ist zu diesem Zeitpunkt noch auf der Straße unterwegs, kümmert sich um die illegale Disko.

Einsatzleiter Markus Müller ist kurz nach halb zwei zufrieden, spricht von einer „erfolgreichen Aktion“. Es wird nicht die letzte gewesen sein in der Saarbrücker City in diesem Jahr.

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