Saarbrücken Schlaues Federvieh sorgt für Müll

Saarbrücken · Gewitzt picken Krähen Essensreste aus Abfällen in der Saarbrücker City und verteilen Dreck aus Eimern im Umkreis.

 Auf der Suche nach Essbarem erweisen sich Krähen als gewiefte Experten. In Städten wie Saarbrücken räumen sie dazu auch Mülltonnen aus. 

Auf der Suche nach Essbarem erweisen sich Krähen als gewiefte Experten. In Städten wie Saarbrücken räumen sie dazu auch Mülltonnen aus. 

Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb/Carsten Rehder

Aufgerissene Abfallsäcke, zerfledderte Müllreste im Umfeld von Tonnen. Blechdosen, ausgediente Plastikverpackungen, von Löchern durchpflügte Tüten rund um jene Behälter, wo eigentlich dieser ganze Mist hineingehört. Nicht etwa menschliche Passanten sorgen entlang von Spazierwegen und auf öffentlichen Plätzen in Saarbrücken für solch schauderhafte Ausblicke. Das Ganze hat einen tierischen Grund: Krähen.

 Abfälle in offenen Mülleimern wie hier lockt Krähen auf Nahrungssuche an.

Abfälle in offenen Mülleimern wie hier lockt Krähen auf Nahrungssuche an.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Denn sie scheren sich recht wenig um Sauberkeit, wenn sie auf Nahrungssuche sind. Sie zerren Abfall aus Mülleimern wieder hervor, um an Lebensmittelreste zu gelangen. Stadtpressesprecher Thomas Blug spricht in diesem Zusammenhang von „sehr intelligenten Tieren“. Sie hätten gelernt, in der Stadt ohne große Anstrengung sich zu versorgen. Das haben auch schon die Verantwortlichen der Stadtverwaltung mitbekommen, wie Blug bestätigt. „Es gab verschiedene Beschwerden.“ Diese erreichten das Rathaus aus allen Stadtteilen.

Doch wie will das Grünflächenamt und der kommunale Müllentsorger ZKE der Lage begegnen? Prinzipiell sind Eimer mit Deckel das Mittel, um den schwarzen Rabenvögeln ihr Handwerk zu legen. Aber wie immer macht das liebe Geld, das nun im Stadthaushalt alles andere als üppig vorhanden ist, einen Strich durch die Rechnung. Blug: „Ein kurzfristiger flächendeckender Ersatz in der gesamten Stadt ist aus Kostengründen nicht möglich.“ Allerdings bedeute dies nicht, das rein gar nichts unternommen wird. „Wir ersetzen die Behälter nach und nach“, teilt der Stadtsprecher schriftlich mit. Und er hat Beispiele parat, wo bereits krähensichere Eimer aufgestellt worden seien. Am Staden beispielsweise. „Und überall, wo Grünanlagen neu gebaut oder generalsaniert werden, werden seit einigen Jahren nur noch Abfalleimer mit Deckel verwendet. Das sei unter anderem am Wolfgang-Staudte-Platz an der Faktoreistraße der Fall. Des Weiteren gelte dies für den neuen Weg zum Schlesienring und den grünen Platz im Wittum. Beide werden zurzeit gebaut.

Unterdessen reklamierte die SPD-Stadtratsfraktion im St. Johanner Bruchwiesenpark Schwierigkeiten mit Krähen, die den Müll nach Essbarem durchstöbbern und so regelmäßig für eine Sauerei auch beim Spielplatz sorgten. „Es werden zeitnah neue, krähensichere Mülleimer im Bruchwiesenpark aufgestellt“. heißt es dazu in einer Pressemitteilung.

In der Tat scheint der Ersatz der bisherigen offenen Eimer, die für Krähen offensichtlich ein gefundenes Fressen sind, nicht ganz billig. Nach Blugs Angaben habe das städtische Grünamt allein im vergangenen Jahr 10 000 Euro für den Ersatz ausgegeben.

Doch die Vögel bedienen sich nicht allein nur dort. In den Randbezirken komme noch ein anderer für die Tiere schmackhafter Gabentisch hinzu: Komposthaufen. Dort pickten sie auch drin herum, um an Leckereien zu kommen. Das indes stelle weniger ein Problem dar.

Anders sehe es bei den gelben Säcken aus. Wie auf offen stehende Mülleimer hätten es Krähen auch auf diese leicht aufzureißenden, weil dünnen Kunststofftüten für wiederverwertbaren Müll abgesehen. Darum rät Blug, „frühestens ab 19 Uhr am Tag vor der Abfuhr“ die Säcke draußen parat zu stellen. Besser noch sei, sie erst kurz vor 6 Uhr am eigentlichen Tag auf den Bordstein zu platzieren. Dann hätten Krähen kaum Zeit, sich über die gelben Säcke herzumachen.

Gegen die Krähen an sich werde jedenfalls nichts unternommen. Das verbiete das Gesetz. Denn: „Krähen sind geschützte Vögel und dürfen nicht bejagt werden“, sagt Thomas Blug. Zudem hätten sie keine natürlichen Feinde, die ihnen gefährlich werden könnten. So tauchten sie „überall im Stadtgebiet“ auf.

Aktuell sei „die Krähenpopulation in den großen Bäumen auf und am Gerberplatz sehr hoch“ gewesen. Wie viele Tiere überhaupt im Großraum Saarbrücken zuhause sind und ob deren Zahl in den vergangenen Jahren zugenommen hat, dazu liegen der Verwaltung jedoch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vor.

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