Zusammenhalt in der Gesellschaft bedroht? Demo mit 60 Gruppen in Saarbrücken: „Wir frieren nicht für Eure Profite“ (mit Bildergalerie)

Saarbrücken · Die Gewerkschaften und weitere Verbände sind am Samstag in der Landeshauptstadt auf die Straße gegangen und haben unter dem Motto „Wir frieren nicht für Eure Profite“ 1200 Menschen zur Teilnahme bewegen können.

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Foto: BeckerBredel

Aufgerufen hatte der DGB zusammen mit seinen Mitgliedsgewerkschaften und insgesamt hatten 60 Initiativen und Verbände den Aufruf unterstützt und teilgenommen. Verdi-Geschäftsführer Thomas Müller sagte im Vorfeld, dass die Demonstration nicht nur eine monetäre Krise im Auge habe.

Vielmehr gehe es um ernste soziale Fragen und den Zusammenhalt in der Gesellschaft, der bedroht sei. „Wenn 60 Gruppen zusammenfinden, dann zeigt das, dass alle Gewerkschaften und auch die Klimabewegung hinter uns stehen“, sagte Vize-DGB-Chef Rheinland-Pfalz/Saarland Timo Ahr (SPD), der sich freute, die jungen Menschen der Bewegung „Fridays for Future“ als Unterstützer dabei zu haben.

Großdemo in Saarbrücken - „Wir wollen unseren Unmut äußern“

„Wir wollen unseren Unmut äußern und klar machen, dass der aus der Mitte der Gesellschaft kommt. Deswegen haben wir auch viel Unterstützung in den Betrieben. Betriebsgruppen haben sich uns ebenfalls angeschlossen.“ Ahr, der die Kundgebung moderierte, dankte zu Beginn den Gewerkschaften für die Unterstützung beim Transformationsprozess der Saar-Industrie, die man ökonomisch und ökologisch ausrichten wolle.

Vorreiter für Umweltschutz und Stahlproduktion?

Man werde zeigen, dass Umweltschutz und Stahlproduktion nicht im Widerspruch stehen und man werde hier Vorreiter werden. Schon vor der Demo hatte Ahr betont, dass die aktuelle Krise Menschen treffe, die nicht mehr über die Runden kämen, obwohl das vor der Krise stets der Fall gewesen sei. Der Staat habe zwar Hilfen auf den Weg gebracht, zugleich müssten die Lohnrunden für Entlastung sorgen. Politik und Wirtschaft müssten den Menschen jetzt helfen, das sei das oberste Ziel.

Hauptredner der Kundgebung war Verdi-Bundes-Chef Frank Werneke

Hauptredner der Kundgebung war Frank Werneke, der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Verdi. Er sagte, dass es Putins Wille sei, die Infrastruktur der Ukraine zu zerstören und eine weitere Fluchtwelle auszulösen. Damit greife Putin auch die Stabilität Europas an, was man aber nicht zulassen dürfe. Daher erklärten die Gewerkschaften den Flüchtlingen ihre volle Solidarität.

„Die Tafeln sind am Limit“

Parallel nehme die Armut zu. Die Tafeln seien am Limit, Obdachlosigkeit steige und demgegenüber würden die großen Konzerne Boni und Dividenden ausschütten. Das sei inakzeptabel, denn Deutschland sei nach wie vor ein reiches Land. „Es ist genug Geld da, es ist nur falsch verteilt“, sagte Werneke auf dem Landwehrplatz. Die aktuellen Staatshilfen seien ihm „zu viel Gießkanne“ und kämen auch dem „Villenbesitzer mit Pool“ zu gute. Das missfalle ihm sehr, das passe nicht zusammen. „Vorstände sollten auf Boni und Aktionäre auf Dividenden verzichten, das passt zusammen“, forderte der Verdi-Chef.

Schutzschirm für Kliniken gefordert

Er forderte zudem ein höheres Bürgergeld, einen Ausbau des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs, eine gerechtere Erbschaftssteuer und einen Schutzschirm für die Sozialwirtschaft, wie Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Wenn 100 Milliarden für die Bundeswehr da seien, könne man die sozialen Einrichtungen der Daseinsvorsorge nicht einfach fallenlassen. Außerdem sprachen bei der Kundgebung die SPD-Politikerin Susanne Speicher für Fridays for Future und Ex-Linken-Landtagsmitglied Heinz Bierbaum, Präsident der Europäischen Linken. Alle gemeinsam forderten einen Energiepreisdeckel für Strom, Öl und Holz-Pellets, höhere Einkommen, sichere Arbeitsplätze, Mieterschutz und Übergewinnsteuern. Dass bestimmte Konzerne an den Krisen noch verdienten, sei niemandem zu vermitteln, waren sich die Akteure einig.

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