Widerstandskämpfer Saarbrücken gedenkt seines Ehrenbürgers Willi Graf

Saarbrücken · Mit zahlreichen Veranstaltungen soll der Widerstandskämpfer geehrt werden. Anlass sind die Jahrestage seines 100. Geburtstages und 75. Todestages.

 Willi Graf

Willi Graf

Foto: Fotoarchiv Anneliese Knoop-Graf

Im kommenden Jahr gedenkt die Landeshauptstadt Saarbrücken ihres Ehrenbürgers Willi Graf mit zahlreichen Veranstaltungen. Anlass sind die Jahrestage seines 100. Geburtstages und 75. Todestages. Willi Graf lebte in seiner Kindheit und Jugend in Saarbrücken. Er war als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Mitglied der studentischen Gruppe „Die Weiße Rose“. Am 12. Oktober 1943 wurde Willi Graf in München hingerichtet.

Seit Donnerstag weist ein Transparent mit einem Porträt von Willi Graf am Rathaus St. Johann auf das Gedenkjahr hin. Das offizielle Programm beginnt am Dienstag, 2. Januar, 15 Uhr, mit einer szenischen Lesung in der Jugendkirche eli.ja. Anschließend findet um 17 Uhr ein Pontifikalamt mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann in der Basilika St. Johann statt.

Am Dienstag, 13. März, wird die Landeshauptstadt ein Porträt von Willi Graf im Rahmen einer Feierstunde enthüllen. Die Künstlerin Juliana Hümpfner, die ihr Atelier im KulturBahnhof (KuBa) hat, wurde mit der Anfertigung des Gemäldes beauftragt. Ab März bietet das Kulturamt Führungen zum Leben von Willi Graf in Saarbrücken an. Anlässlich seines 75. Todestages am 12. Oktober sind weitere Gedenkveranstaltungen geplant.

Oberbürgermeisterin Charlotte Britz: „Das Gedenkjahr ist ein guter Anlass, um erneut ausführlich an Willi Graf zu erinnern. Das tun wir gerne, weil er ein großer Sohn der Landeshauptstadt war. Aber vor allem, weil Willi Graf für Zivilcourage und Mut steht – Eigenschaften, die nicht nur zu seiner Zeit gebraucht wurden, sondern die auch ganz aktuell für jeden von uns wünschenswert wären. Willi Graf hat sein kurzes Leben in den Dienst der Gerechtigkeit gestellt. Er war bis zu seinem Tod solidarisch mit seinen Mitstreitern. Seinen Satz ‚Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung‘ sollten wir nicht nur im Gedenkjahr im Gedächtnis behalten.“

Willi Graf wurde am 2. Januar 1918 in Kuchenheim bei Euskirchen geboren. Zusammen mit seinen Eltern kam er als Kind 1922 nach Saarbrücken, besuchte hier die Schule und legte 1937 am Ludwigsgymnasium sein Abitur ab. Danach absolvierte er den Reichsarbeitsdienst in Dillingen und begann mit dem Medizinstudium in Bonn. Nach der Zwangsauflösung der bisherigen Jugendverbände unter dem Nazi-Regime war Willi Graf dem „Grauen Orden“, einem Zusammenschluss konfessionell geprägter Jugendlicher, beigetreten. Als die Gestapo den „Grauen Orden“ entdeckte, wurde Graf für einige Wochen inhaftiert. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er als Sanitätssoldat auf verschiedenen Kriegsschauplätzen eingesetzt. Zur Fortsetzung seines Medizinstudiums wurde er im April 1942 zu einer Studentenkompanie nach München abkommandiert. Hier schloss er sich der „Weißen Rose“ an, einer studentischen Widerstandsgruppe um Hans und Sophie Scholl und Alexander Schmorell, in der Hoffnung, die Grausamkeit des Krieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vorzeitig beenden zu können.

Nach dem Abwurf von Flugblättern am 18. Februar 1943 wurden zuerst Hans und Sophie Scholl verhaftet, am Abend des gleichen Tages auch Willi Graf und seine Schwester Anneliese. Nur vier Tage später wurden die Geschwister Scholl verurteilt und hingerichtet. Willi Graf wurde nach 250 Tagen in der Todeszelle des Gefängnisses München-Stadelheim am 12. Oktober 1943 mit dem Fallbeil enthauptet.

In Saarbrücken finden sich viele Hinweise auf Willi Graf; er ist im Gedächtnis der Menschen in seiner Heimatstadt fest verankert. Nach Willi Graf sind in Saarbrücken zwei Schulen benannt. Im Stadtteil St. Johann trägt eine Straße seinen Namen. Seit September 2013 heißt die untere Berliner Promenade im Bereich von der Congresshalle bis zum Beginn des Stadens Willi-Graf-Ufer. Am Johannishof in der Mainzer-Straße, dem Ort, an dem er viele Jahre seiner Kindheit und Jugend verbrachte, wurde eine Gedenkplatte angebracht.

Am 12. Oktober 2003 wurde Willi Graf posthum zum Saarbrücker Ehrenbürger ernannt. Seine durch Spenden finanzierte Büste befindet sich im Treppenaufgang des Rathauses St. Johann. 2010 wurde ein viel beachteter Film veröffentlicht, der sein Leben nachzeichnet: „Willi Graf – Zivilcourage und Widerstand“. Die Landeshauptstadt Saarbrücken pflegt sein Grab auf dem alten Friedhof St. Johann. Jedes Jahr wird an seinem Todestag dort ein Kranz mit weißen Rosen niedergelegt.

Die Landeshauptstadt erinnert im Gedenkjahr an Willi Grafs konsequentes und furchtloses Eintreten gegen den NS-Staat und seinen aktiven Widerstand gegen die NS-Diktatur. Auch die Willi-Graf-Schulen, das Dekanat Saarbrücken, die katholische Kirchengemeinde St. Johann, die Kirche der Jugend eli.ja (Pfarrhaus St. Elisabeth), der „Welt:raum“ am St. Johanner Markt und das „Café Exodus - Café für Jugendkultur“ widmen Willi Graf Veranstaltungen.

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen im Willi-Graf-Gedenkjahr und eine Broschüre mit biografischen Informationen gibt es im Internet.

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