Stadt Saarbrücken droht mit Zwangsgeld Defektes Dach am Rande des Nauwieser Viertels wird zur Gefahr für Passanten

St. Johann · Seit Jahren steht das Haus im Nauwieser Viertel leer und verfällt. Deshalb wurde sogar eine Straße komplett gesperrt – um die Autofahrer zu schützen. Für Fußgänger gibt es diesen Schutz aber nicht. Das kann jetzt für den Besitzer richtig teuer werden.

Defektes Dach sorgt für Sperrung am Rande des Nauwieser Viertels
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Defektes Dach sorgt für Sperrung am Rande des Nauwieser Viertels

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Foto: Siegfried Achterberg

Es wirkt mal unheimlich, mal märchenhaft, mal verwunschen, mal aus der Zeit gefallen. Das grüne Haus an der Ecke Förster-/Richard-Wagner-Straße am Rande des Nauwieser Viertels in Saarbrücken kann sein Gesicht je nach Tageszeit und Lichtverhältnissen ändern. Diejenigen, die es jeden Tag betrachten, wissen: „Seit vielen Jahren gammelt das große grüne Haus marode vor sich hin.“ Das sagt Siegfried Achterberg, einer der Menschen, die in der Nähe wohnen.

Der Eigentümer, so sehen es Anwohnerinnen und Anwohner, kümmert sich nicht um das Haus, kassiert offenbar nur Miete. „Regelmäßig fallen Ziegel vom maroden Dach, eine dringend nötige Dachsanierung wird seit vielen Jahren nicht durchgeführt“, sagt Achterberg.

Vor gut vier Wochen hat die Saarbrücker Stadtverwaltung ein Stück der Försterstraße neben dem Haus komplett gesperrt. Dort und in der Richard-Wagner-Straße wurden Kunststoff-Absperrgitter aufgebaut. Sie sollen das Parken von Autos verhindern und Passanten offenbar so umlenken, dass sie nicht von herabfallenden Dachteilen getroffen werden.

Was Achterberg wundert: „Das viel besuchte Café sowie das asiatische Restauraunt im Erdgeschoß sind weiter geöffnet, viele Kunden kommen und gehen. Auch die vielen Hausbewohner gehen nach wie vor munter ein und aus. Nur die Autofahrer werden geschützt und müssen das Haus wegen Gefahr großräumig umfahren. Komisch.“ Wie einige andere Anwohner auch fragt sich Achterberg: „Ist der Schutz der Autos etwa wichtiger als der Schutz von Menschenleben? Sind die Geschäfte und die Mieteinnahmen wichtiger als die Gesundheit und Unversehrtheit der Menschen?“ Er findet: „Ein wirksamer Schutz bestünde darin, die beiden Geschäfte sofort zu schließen und die Mieter aus dem Haus woanders unterzubringen. Solange, bis die dringend notwendigen Dacharbeiten abgeschlossen sind.“

Die Anwohnerinnen und Anwohner hoffen nicht nur im Sinne der Mieter und der beiden Läden, dass bald etwas passiert. Die Sperrung eines Teils der Försterstraße, die als Umgehungsstrecke gilt, sorge vor allem im Berufsverkehr für Staus im ganzen Wohngebiet.

Stadtpressesprecher Thomas Blug bestätigt die Probleme mit dem Dach. „Der Bereich um das Eckhaus wurde abgesperrt, da das Dach nach einem Sturm beschädigt war und die Gefahrenstelle entsprechend abgesichert werden musste“, teilt er auf SZ-Anfrage mit. Die Untere Bauaufsicht (UBA) habe den Eigentümer des Gebäudes dazu aufgefordert, die Mängel zu beseitigen. „Es war auch bereits eine Dachdeckerfirma vor Ort, nach deren Einschätzung eine Einrüstung des Gebäudes notwendig wäre. Bisher hatte der Eigentümer nach unserem Kenntnisstand Probleme damit, ein Gerüst beschaffen zu lassen“, sagt Blug.

Da die Mängel nach wie vor nicht beseitigt sind, habe die UBA jetzt eine entsprechende Anordnung an den Eigentümer geschickt, „die besagt, dass er innerhalb der kommenden zwei Wochen das Dach sowie Dachaufbauten und zugehörige Fassadenbereiche des Anwesens mit geeigneten Mitteln so zu sichern hat, dass für die öffentliche Verkehrsflächen angrenzend an das Gebäude und für die Ein- und Ausgänge des Gebäudes keine Gefahr von herabfallenden Teilen mehr ausgeht“, sagt Blug. Komme der Eigentümer dieser Anordnung nicht nach, falle ein „Zwangsgeld“ an. Wie hoch dieses Zwangsgeld ist, darf die Stadt nicht öffentlich machen. Nach SZ-Informationen liegt die Summe aber bei etwas mehr als 10 000 Euro.

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