Saarbrücken Saarbrücken bekommt Mahnmal für von den Nazis ermordete Sinti und Roma

Saarbrücken · Saarbrücken bekommt ein Mahnmal für Sinti und Roma. Das Denkmal für die Opfer der Nazis soll im Echelmeyerpark errichtet werden.

 Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, besuchte 2019 mit der Landesvorsitzenden Diana Bastian den Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) im Saarbrücker Rathaus.

Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, besuchte 2019 mit der Landesvorsitzenden Diana Bastian den Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) im Saarbrücker Rathaus.

Foto: BeckerBredel

Die Landeshauptstadt plant, gemeinsam mit dem Landesverband der Deutschen Sinti und Roma, einen Gedenkstein für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma im Echelmeyerpark aufzustellen (wir berichteten). Die Planungen sind schon sehr weit gediehen, wie sich am Donnerstag in der Sitzung des Kulturausschusses zeigte. Da der Ausschuss, wie die SZ erfuhr, bisher nicht eingeweiht gewesen war, hatten dessen Mitglieder der Jamaika-Koalition einen Bericht über den Stand der Dinge beantragt. Der Landesverband der Deutschen Sinti und Roma hatte demnach selbst schon einen Entwurf für das Mahnmal angefertigt, der in der Tradition der klassischen Gefallenendenkmäler der Zwischen- und Nachkriegszeit steht. Gewünscht wird ein 1,85 Meter hoher Obelisk aus silbergrauem Marmor mit einem abgestuften Sockel aus Granit von 30 Zentimeter Höhe als Unterbau. Der Obelisk soll auf einer Seite die bildliche Darstellung einer Gruppe von Gefangenen ohne Gesichter und mit Kindern erhalten.  Dazu soll auf Deutsch, Französisch und Romanesk (Sprache der Sinti und Roma) folgende Inschrift eingraviert werden: „Zum Gedenken an Sinti und Roma, die im früheren Saargebiet gelebt haben und in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden.“

Ein Künstlerwettbewerb und eine Einbeziehung der Kunstkommission sind, anders als bei den übrigen Nazi-Opfer-Denkmälern in Saarbrücken in neuerer Zeit, offenbar nicht vorgesehen. Der Gedenkort soll auch dafür geeignet sein, dass dort an jährlichen Gedenktagen Kränze ablegt werden können. Dem Landesverband der Sinti und Roma sei es auch wichtig, den Ort mit Schulklassen zu besuchen, berichtete die zuständige Verwaltungsmitarbeiterin des Kulturamtes. Um weitere, auch barrierefreie, Informationen zum Mahnmal geben zu können, sollen QR-Codes,  Audio-QR-Codes und Braille-Texte in Blindenschrift angebracht werden. Wie die Stadtverwaltung parallel zum Ausschuss in einer Pressemitteilung schrieb, soll das Mahnmal rund 40 000 Euro kosten und der Stadtrat am 8. Februar  darüber entscheiden. Das Mahnmal soll aus einem bestimmten Grund im Echelmeyerpark errichtet werden. In der benachbarten Kirche St. Michael hat von 1927 bis 1933 Arnold Fortuin, ein regimekritischer, saarländischer Pfarrer gewirkt, der sich sehr für Sinti und Roma eingesetzt und später mindestens 200 vor der Deportation gerettet hat, indem er ihnen zur Flucht über die Grenze  ins Ausland verhalf. Eine Erwähnung Fortuins am Gedenkort ist nicht vorgesehen, jedoch in den über QR-Code im Internet einsehbaren Texten, hieß es im Ausschuss. Die Kirchengemeinde, die an einer gemeinsamen Begehung des Ortes im Juni 2019 beteiligt war, begrüßt den Gedenkstein, teilt Pfarrer Ernst Vogt auf SZ-Nachfrage mit. Eine eigene Gedenkplakette für Pfarrer Fortuin, etwa in der Kirche, sei aber nicht vorgesehen.

Im Mai 1940 begannen im Saargebiet die ersten systematischen Deportationen von Sinti und Roma. Bei dieser ersten Aktion wurden allein 69 saarländische Sinti über das Gestapo-Lager Neue Bremm in verschiedene Vernichtungslager verschleppt. Eine Gesamtzahl der Opfer zu ermitteln, gilt aufgrund der komplizierten Quellenlage allerdings als schwierig. Eine leer bleibende  Seite des Obelisken soll an dieses Manko erinnern.

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