Kunst im öffentlichen Raum Der „Phönix“ ersteht aus Saarbrückens Zerstörung

Saarbrücken · Rudolf Kasters Wandbild am VHS-Zentrum symbolisiert den Wiederaufbau der Stadt nach dem Krieg.

 Weithin sichtbar ist der „Phönix aus der Asche“.

Weithin sichtbar ist der „Phönix aus der Asche“.

Foto: Oliver Dietze

Er ist groß, er ist bunt, und man sieht ihn schon von weitem: der „Phoenix aus der Asche“ breitet seine Schwingen von der Giebelseite des VHS-Zentrums über der Alten Brücke Richtung St. Johann aus. Das fast zwei Meter hohe und drei Meter breite Sgraffito stammt von Rudolf Kaster und wurde um das Jahr 1955 angefertigt.

Ein Sgraffito ist eine Dekorationstechnik zur Bearbeitung von Wandflächen, bei der verschiedenfarbige Putzschichten aufgetragen und teilweise wieder abgekratzt werden. Zu sehen ist hier der Vogel Phoenix, der seine Flügel ausbreitet, in der typischen abstrahierten Formensprache der 1950er Jahre. Der Phoenix ist ein mythischer Vogel, der am Ende seines Lebens verbrennt und aus seiner Asche wieder neu ersteht.

Hier, an dieser prominenten Stelle, symbolisiert der „Phoenix aus der Asche“ den Wiederaufbau der Stadt Saarbrücken nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Daher erinnert die warme, rote Farbe als Untergrund an das Feuer. In starkem Kontrast dazu wurde der Großteil des Vogelkörpers in einem gelb-ockerfarbenen Ton ausgeführt. Die Konturen des Phoenix und die Flächen, die außerhalb des farblich gestalteten Untergrunds liegen, werden mit schwarzer Farbe scharf abgegrenzt.

Seit einer früheren Restaurierung des VHS- Zentrums sind die Farben leicht verändert, im Vergleich zum Original der 1950er Jahre sind sie  heute leuchtender. Rudolf Kaster, der 1914 in Saarbrücken geboren wurde und hier die Kunstgewerbeschule besuchte, soll dies moniert haben, so ist es in einem Aufsatz der Kunsthistorikerin Elisabeth Feilen zu lesen.

Von Rudolf Kaster stammen noch weitere Wandgestaltungen im Öffentlichen Raum Saarbrückens, in der Mainzer Straße und in der Kaltenbachstraße. Der Künstler, der an der Kunstakademie Düsseldorf studierte und als Wandgestalter und Freskenmaler in Bad Ems lebte, war als Dozent an der Keramik-Fachschule in Höhr-Grenzhausen bekannt und stellte seine Arbeiten international aus. Im Jahr 2003 ist er verstorben.

Das besondere Merkmal seiner Formensprache war die feste, aber geschwungene, lebhafte Kontur – ganz wie hier, beim „Phoenix aus der Asche“, der weithin sichtbar über Saarbrücken gleitet.

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